Die Eistoten
Christian Buder
Aufbau Verlag
ISBN: 978-3-7466-2995-7
333 Seiten, 12,99 Euro
Über den Autor: Christian Buder wurde 1968 in Memmingen geboren. Er studierte erst Betriebswirtschaft und dann Philosophie in Marburg, Paris und Chicago. Als freier Autor und Journalist schrieb Christian Buder Artikel für "Die Zeit" und andere Zeitschriften. Er lebt mit seiner Frau und seiner Tochter in Berlin. „Die Eistoten“ ist sein erster Roman.
Handlung:
Alice ist elf Jahre alt, sehr intelligent und das, was man in ihrer Allgäuer Heimat als besserwisserisch bezeichnet. Und sie hat eine besondere Gabe: Sie spricht mit dem Philosophen Wittgenstein, der 1951 gestorben ist. Er taucht auf, wo sie es am wenigsten erwartet, und verschwindet auch ebenso geheimnisvoll. Als Alice in ihrem Dorf die erfrorene Leiche eines Mädchens findet, ist sie überzeugt, dem Mörder auf der Spur zu sein, der vor Jahren auch ihre Mutter getötet hat. Gemeinsam mit Ludwig Wittgenstein beginnt sie zu ermitteln. Doch niemand schenkt den Vermutungen einer Elfjährigen Gehör, bis auf einen und der will sie zum Schweigen bringen. Philosophisch, mystisch, spannend – ein Thriller der Extraklasse.
Meine Meinung: Die Welt der Kriminalromane ist übervölkert mit Kommissarinnen und Kommissaren, die mehr oder weniger verschroben, alkoholkrank, alleinerziehend oder frisch verliebt ihre Ermittlungen durchführen. Somit bringt Alice ein wenig Abwechslung in die Ermittlerriege. Ein besserwisserisches hochbegabtes elfjähriges Mädchen, das klingt zuerst einmal nicht unbedingt nach einer sympathischen Hauptfigur.
Trotzdem funktioniert die Geschichte genau aus diesem Grund, denn Alice wird aufgrund ihres Alters von den Erwachsenen nicht ernst genommen. Sie sieht Dinge und erkennt Zusammenhänge, die für die Erwachsenen möglicherweise zu naheliegend sind, um sie ernst zu nehmen. Ihr Vater will sie sogar in die Psychiatrie einweisen, als sie versucht, ihn auf die Ungereimtheiten der jährlich wiederkehrenden Todesfälle aufmerksam zu machen.
Alice ist ein Mädchen, das einen messerscharfen Verstand besitzt und obendrein noch kleine Ausflüge in die Philosophie unternimmt, denn der verstorbene Philosoph Wittgenstein taucht häufig bei ihr auf. Es dauert nicht lange, da akzeptiert man als Leser das Mädchen so wie es ist und ärgert sich mit ihr über die Arroganz der Erwachsenen, die nicht sehen wollen, was sie sieht – soweit zur Sympathie mit der Hauptfigur, die sich übrigens auch ganz kindlich mit ihrer pubertierenden Schwester streiten kann und Angst hat, sollte man ihr Teile des Gehirns heraus operieren, genauso zu werden, wie sie.
Als Alice und ihr Freund Tom ein totes Mädchen im Wald finden, beginnen sie Nachforschungen anzustellen und geraten ins Visier des Bösen. Die ganze Zeit schwebt eine dunkle Ahnung durch die Geschichte und ständig hat man das Gefühl, gleich Zeuge des nächsten Verbrechens zu werden. Diese Spannung ist es, die den Leser nicht mehr los lässt.
Trotzdem gibt es aber nicht nur Positives über dieses Krimidebüt zu berichten; ich hätte mir gewünscht, dass der Autor sich für den Schlussteil etwas mehr Zeit genommen hätte, denn ab einem gewissen Punkt, geschieht alles wie im Zeitraffer. Da es von Alice noch mehr zu lesen geben wird, hoffe ich einfach auf ein Widersehen mit einem besser ausgefeilten Schlussteil.
Mein Fazit: Christan Buder hat einen sehr abwechslungsreichen und intelligenten Krimi geschrieben, der mit kleinen philosophischen Einlagen und einem gut funktionierenden Spannungsaufbau zu überzeugen weiß. Trotz, oder gerade wegen der eiskalten Temperaturen - ein Krimi, der sich auch im Sommer gut lesen lässt.