Michael Ebmeyer - Plüsch

  • Kurzbeschreibung:


    Plüsch ist die Geschichte von Tim Schadeck und Karel Maul, den heimlichen Helden der Jahrtausendwende. Tim, Mitte zwanzig, schweißt für einen Künstler Metallobjekte zusammen, macht Musik und verfolgt keinen Lebensplan. Und hält das - keinen Plan zu haben - durchaus für eine Leistung. Vor allem angesichts seiner Altersgenossen, die trotz bester Vorsätze dem New-Economy-Wahn zu erliegen und Unternehmensberater zu werden drohen. Tims Freund Maul ist diese halbherzige Weigerung, am herrschenden Gesellschaftsspiel teilzunehmen, nicht radikal genug. Er hat die Nase voll von der ewigen Herumdümpelei und überredet Tim im Herbst 1998 zu einem Pakt: »Wenn sich unser Leben innerhalb von zwei Jahren nicht entschieden gebessert hat, dann ist Schluss.« Der Druck erhöht sich. Mit geschärftem Blick betrachtet der Erzähler Tim fortan seine und Mauls Schritte hin zu einem »Leben in Würde«, dem Ziel ihrer Abmachung. Feierlich besiegelt auf einem roten Plüschsofa, das den beiden Freunden zum Symbol ihrer Sehnsucht wird. Auf der Suche nach einem Weg, kritisch, hellsichtig und lustvoll zugleich zu leben, lassen die beiden sich allerdings nur zu gern ablenken: von Liebesdramen unterschiedlichster Art, von nervenden Eltern oder der eigenen Lethargie. Nach den zwei Jahren wird Bilanz gezogen. Sie fällt für beide Freunde überraschend und sehr unterschiedlich aus.


    Meine Meinung:


    Der ausführlichen Kurzbeschreibung möchte ich inhaltlich gar nichts mehr hinzufügen.
    „Plüsch“ ist jedenfalls ein Buch über Freundschaft und Liebe, übers Aufbegehren gegen das bestehende System und auch über das Erwachsenwerden.


    Der Erzähler Tim berichtet in Rückblenden vom Zweijahrespakt, aber auch noch weiter zurückgehend vom Beginn seiner innigen Freundschaft mit Maul, ihrer Musikgruppe, ihren Erlebnissen mit der Frauenwelt und ihren Verwandtschaften.
    Klingt alles nicht sonderlich aufregend, war alles schon mal da – und doch hebt sich „Plüsch“ erfreulich ab vom Einerlei in dieser Buchsparte, vor allem dank seines großartigen Humors, aber auch aufgrund der erstaunlichen sprachlichen Vielfalt des Autors. Da sind vereinzelt Phrasen und Sätze dabei, die einfach nur Spaß und Staunen machen, vor allem im inhaltlichen Kontext der beiden Sinnsuchenden.


    Auch wenn es in Zeiten des gender mainstreaming vielleicht unangebracht ist, so halte ich „Plüsch“ doch für ein Männerbuch und zudem für einen feinen Geheimtipp.


    Wäre nicht die eine oder Stelle dabeigewesen, die schwächer ausgefallen ist und wäre das Ende nicht so unbefriedigend, wären es glatte 10 Punkte geworden, doch auch so reicht es für zufriedene, bärenstarke 9 Punkte!

  • Plüsch scheint in der Tat ein "Männerbuch" zu sein. Allein die Figurenzeichnung dürfte wohl eher dem männlichen Geschmack entsprechen.
    Auch wenn es nicht gänzlich uninteressant ist, was ich da gelesen habe, so geht mir doch der gelangweilte Ton des Erzählers auf Dauer auf die Nerven. Und wie mankell schon andeutete: Es ist alles schon mal da gewesen:
    In Herr Lehmann, Neue Vahr Süd und Liegen lernen hatten wir es auch schon mit dem Thema des coolen Nicht-den-Erwartungen-der Eltern-entsprechen zu tun, das Einfach-nur-abhängen und Nichts-richtig-anfangen als Lebensphilosophie. Irgendwann wird auch das langweilig.


    Die manchmal leicht ins Fantastische driftenden Passagen in Plüsch sind ganz nett, aber auch in dieser Hinsicht habe ich schon weit Besseres gelesen oder auch auf Poetry Slams gehört.
    Aus meiner Sicht ist Michael Ebmeyers Roman wie ein Aufguss, der schon recht fade schmeckt.
    Ich habe beschlossen, Plüsch abzubrechen. 75 Seiten sind genug.


    Müsste ich es bewerten, gäbe ich 5 oder 6 Eulenpunkte dafür.