5-Minuten-Gedichte - Seamus Heaney

  • Verlag: Carl Hanser
    1999
    48 Seiten


    Rückseite:
    Mein Freund dagt, dass des Menschen Seele
    rund das Gewicht der Schnepfe hat.


    Über den Autor:
    Seamus Heaney wurde 1939 in Nordirland geboren. Bereits während seines Studiums der Englischen Philologie in Belfast publizierte er Gedichte. Nach seiner Lehrerausbildung schloss er sich "The Group" an, einer Gruppe junger Autoren, und veröffentlichte 1966 seinen ersten Gedichtband "Death of Naturalist". Von 1966 bis 1972 war er Lektor für englische Literatur an der Queen's University in Belfast und 1970 bis 1971 Gastdozent an der University of California in Berkeley, USA. Seit 1982 ist Seamus Heaney Gastprofessor in Harvard. Er lebte in Dublin und erhielt 1995 den Nobelpreis für Literatur. Am 30.08.2013 ist er gestorben.


    Mein Eindruck:
    Seamus Heaney ist heute gestorben.


    Das ist zwar ein bisschen schwach und spät von mir, aber jetzt kommt auf die Schnelle doch noch eine Rezension.
    In der Reihe 5.Minuten-Gedichte vom Hanser-Verlag erschien auch ein Band mit Seamus Heaney, ausgewählt von Raoul Schrott, Siegfried Völlger und Michael Krüger. Das meiste stammt aus „Ausgewählte Gedichte“, ein paar Gedichte auch aus „Norden“, „Die Hagebuttenlaterne“ oder „Die Wasserwaage“.
    Alle sind ziemlich kurz, für längere, die auch über mehrere Seiten gehen, muss man zu einem anderen Buch greifen.


    Das erste Gedicht in diesem Auswahlband kurzer Gedichte des nordirischen Lyriker und Nobelpreisträgers ist seinem Kollegen Michael Longley gewidmet.
    Privater Helikon: Eine Erinnerung an seine Empfindungen als Kind zu Teichen und Tümpel. Als Erwachsener hat sich die Faszination dafür gelegt, jedoch nicht die Erinnerung daran, die es als kostbar zu bewahren gilt. Naturschilderungen war eine der großen Stärken des Lyrikers.


    Das Wechselspiel zwischen Kindheit und Erwachsenenleben zeigt er auch in dem faszinierenden „Nachfolger", das seinen Vater portraitiert, der Bauer war.
    Sehr ähnlich „Graben“, bei dem er sogar noch seinen Großvater einbezieht.


    Ausflüge in die Kindheit, in der man noch aufnahmefähig ist und große Einbildungskraft besitzt, folgen immer wieder, z.B. in Wir Eisenbahnerkinder, in dem er die Drähte zwischen den Telegrafenmasten bestaunt.


    Der Irland-Konflikt bleibt selbstverständlich auch nicht ausgespart, dazu z.B. Tollund, geschrieben anlässlich der einseitigen Waffenstillstandserklärung der IRA 1994.


    Seamus Heaneys Sprache ist so ausdrucksstark, dass das beschriebene dem Leser sofort deutlich bildhaft vor Augen steht, z.B. in „Die Schmiede„ oder „Ein Drachen für Michael und Christopher“.
    Bei jedem Band aus der 5-Minuten-Gedichte--Reihe gibt es einen Begriff aus dem kleinen Lexikon poetischer Kunstgriffe, hier ist es diesmal Hypotypose anhand des Beispieles aus eben diesem Gedicht.


    Weitere Gedichte, die mir gut gefallen haben, sind Die Milchfabrik, Serenaden oder Mitternacht, dass das Aussterben der Wölfe in Irland beklagt.


    Früher haben mir Seamus Heaneys Gedichte wenig gesagt, heute merke ich, sein Werk ist etwas für Leser ab Mitte 40, wenn die Erinnerungen langsam wichtiger werden als die Gegenwart.


    Wenigstens im Geiste trinke ich zu Ehren von Seamus Heaney heute ein Glas Schlehen-Gin (Titel eines seiner Gedichte).

  • Während meines Studiums habe ich ein Gedicht von Seamus Heaney auf einem Zettelchen ausgedruckt immer in meinem Mäppchen mitgeschleppt. Deine Rezi hat mich daran erinnert, dass ich wieder mal ein Buch des Dichters zur Hand nehmen sollte. :wave Ich mag ihn sehr.