Justin C. Skylark – Szandor’s Erbe
• Broschiert: 241 Seiten
• Verlag: dead soft verlag (2003)
• ISBN-13: 393444217X
• Preis: 15,90 Euro (print)
Klappentext:
Darius, eher ein stiller Mitläufer der Schwarzen Szene und gerade wieder solo, stößt auf der Suche nach einem neuen Mitbewohner ausgerechnet auf Lysander. Erst nach einiger Zeit stellt sich heraus, dass jener Satanist ist, und schon passieren Dinge, die Darius` Leben einschlagend verändern.
Zuerst schockiert, letztendlich fasziniert und deutlich zu Lysander hingezogen, erlebt Darius eine neue Lebensphilosophie.
Satanismus - ein Thema, das bei den meisten Menschen das Gefühl der Angst und Ablehnung hervorruft. Doch warum? Entsprechen die Informationen, die uns Massenmedien und Öffentlichkeit servieren, tatsächlich der Realität? Was steckt dahinter? Was davon ist Sensationslust, halbwissenschaftliche Aufklärung und was die Wahrheit?
Mit diesem Roman versucht der Autor, den modernen Satanismus (nach A.S. Lavey) in einer kritisch-ernsten und auch humorvollen Art zu durchleuchten ...
Zum Autor:
Justin C. Skylark wurde 1975 in Kiel geboren, nach dem Abschluss der Fachhochschulreife begann die Arbeit in einem Pflegeberuf. Seit 1998 folgten Veröffentlichungen von Romanen und Kurzgeschichten im Gay-, Erotik- und Fantasybereich bei verschiedenen Verlagen.
Meine Meinung:
Ich werde hier nicht Sinn oder Unsinn von Religionen und Lebensphilosophien im Allgemeinen und des Satanismus im Speziellen diskutieren. Glaube ist eine sehr persönliche Sache, die jeder für sich selbst bewerten und entscheiden muss.
Meiner Ansicht nach ist es dem Autor gelungen, ein kontroverses Thema anschaulich und relativ neutral in einen Romanplot einzuflechten. Das Buch will weder belehren, noch bekehren, vielmehr zeigt es verschiedene Sichtweisen auf das Thema Satanismus auf. Es wird nichts glorifiziert oder reißerisch aufbereitet. Religion ist der Versuch des Menschen, die Welt und das eigene Dasein zu erklären und Halt zu finden. Genau das hat der Autor meiner Meinung nach mit diesem Buch sehr schön gezeigt.
Getragen wird die Geschichte von den Figuren. Erzählt wird aus der Sicht des Studenten Darius‘ (personale Perspektive). Von Anfang an ist er von seinem neuen Untermieter Lysander fasziniert, ohne sich dessen zunächst bewusst zu sein. Erst nach einiger Zeit merkt Darius, dass er sich einen Satanisten in die Wohnung geholt hat. Zunächst ist er erschrocken, will Lysander vor die Tür setzen, doch sein Interesse an dem Mann ist größer als die Angst.
Lysander zuliebe – einerseits um ihn besser zu verstehen und andererseits um seine Aufmerksamkeit zu gewinnen – beschäftigt sich Darius mit dem Gedankengut Anton Szandor LaVeys, dem Begründer des modernen Satanismus, dem Lysander anhängt.
Beim Lesen habe ich mich ständig gefragt, inwieweit Darius‘ Interesse am Satanismus tatsächlich seinem Wesen entspricht oder ob er sich Lysander zuliebe selbst verbiegt. Gerade dieses Thema, sich selbst um eines anderen Willen zu verändern oder vorzugeben ein anderer zu sein, hat mich an diesem Buch am meisten angesprochen. Verstärkt wurde diese Thematik mit der Nebenfigur Lukas, dem Bruder Lysanders. Verzweifelt versucht auch dieser, die Anerkennung und Liebe seines Bruders zu gewinnen. In der Wahl seiner Methoden beweist er jedoch kein glückliches Händchen.
Darius‘ Weg scheint eher von Erfolg gekrönt zu sein, doch einfach ist das Miteinander mit Lysander auch für ihn nicht.
Spannend wird man in Ereignisse hinein gestrudelt und bangt um die Figuren. Das Ende des Buches hat mir ausgesprochen gut gefallen.
Der Schwerpunkt dieses Romans liegt nicht so sehr auf der Liebesgeschichte. Wer jedoch Spaß an skurrilen Figuren hat, wird hier gut bedient. Der Text liest sich flüssig, spannend und auch informativ. Zum Beispiel war ich erstaunt über die streng hierarchische Gliederung der Church of Satan und der Existenz eines nicht unbeträchtlichen Regelwerkes, dem sich die Anhänger unterwerfen. Man höre und staune: auch das Böse regiert nicht mit Anarchie. *g*
Religionen und Lebensphilosophien sind lebendige Gebilde, die sich Pauschalierungen ebenso widersetzen wie alle anderen Bereiche des Lebens auch. Deshalb kann ich der Prämisse des Romans uneingeschränkt zustimmen: Glaube ist immer das, was der einzelne daraus macht. Anschaulich stellt dies der Autor anhand unterschiedlicher Vorgehensweisen seiner Figuren dar.
Ich gebe 9 von 10 Punkten.
edit: Wort vergessen
edit 2: Absatz ergänzt