304 Seiten
Taschenbuch
Aus dem Amerikanischen von Uta Goridis
Deutsche Erstausgabe 1. September 2013
Englische Erstausgabe 1972
Zur Autorin (vom Verlag)
Gail Parent, geboren 1940 in New York, arbeitet als Autorin, Filmproduzentin und Drehbuchschreiberin für Hollywood. Aus ihrer Feder stammen u.a. die Golden Girls und die Tracey-Ullman-Show. Sheila Levine ist tot und lebt in New York ist ihr erfolgreichster Roman und wurde 1975 verfilmt.
Zum Inhalt (vom Verlag)
New York in den Siebzigern: Sheila, 30, auf der Suche nach Mr. Right: Sie datet, was das Zeug hält, und tritt doch nur von einem Fettnäpfchen ins nächste. Bis sie sich entscheidet, ihrem Leben ein Ende zu setzten – und sich auf einmal sehr wohl fühlt. Sheila Levine ist tot und lebt in New York ist mehr als eine lustige Lektüre, sie entführt in eine Zeit, in der New York der Nabel der Welt war und ist das erste Buch über die großstädtische Single Lady.
Meine Meinung
„Sheila Levine ist tot und lebt in New York“ ist ein langer und bewegender Abschiedsbrief, verfasst in den 1970er Jahren von der gerade 30 Jahre alt gewordenen Sheila.
Die englische Originalausgabe war 1972 ein Bestseller in den USA, lange bevor „Bridget Jones – Schokolade zum Frühstück“ und ähnliche Bücher erschienen. Zu jener Zeit waren die offenen Worte und die Entscheidung von Sheila eher ungewöhnlich und 1975 kam die *Verfilmung* in die Kinos, mit Jeannie Berlin in der Hauptrolle.
Sheila hat beschlossen, sich kurz nach ihrem 30. Geburtstag umzubringen. Fast ihr ganzes Leben lang hat sie die Wünsche ihrer jüdischen Eltern befolgt und ist nicht gerade glücklich mit ihrer Situation. Nach dem Studium zog sie mit einer Freundin ins East Village, hoffte auf eine schöne Wohnung, einen guten Arbeitsplatz und einen noch besseren Ehemann. Ihre Vorstellungen werden in jeder Hinsicht enttäuscht, denn ihr Studienabschluss scheint fast wertlos und Geringschätzung wäre noch nett ausgedrückt für das, was sie erlebt. Auch eine bezahlbare Wohnung zu finden stellt sich als sehr schwierig heraus und auch ihre Mitbewohnerinnen machen ihr das Leben nicht gerade einfach. Sie kämpft mal mehr mal weniger gegen ihr Übergewicht und fühlt sich mehr und mehr wie eine Versagerin.
Und dann wäre da noch die Suche nach einem geeigneten Ehemann… Sheila schraubt von Jahr zu Jahr ihre Ansprüche weiter herunter, muss miterleben, wie ihre jüngere Schwester vor ihr heiratet und ihr eigener langjähriger Partner keinerlei Heiratsabsichten zu haben scheint.
Also entscheidet sie sich, nicht nur aus dem Leben zu scheiden, sondern auch niederzuschreiben, wie sie zu dieser Entscheidung kam. So bekommt jeder sein Fett weg. An allererster Stelle ihre Eltern, deren Vorstellungen sie nicht gerecht werden kann und es auch immer weniger will. Egal ob sie sich anpasst und ihren Eltern fügt oder versucht zu rebellieren, sie scheint ständig gegen Wände zu laufen. Von dem Verkäufer der Diät-Schokomilchshakes mit nur 77 Kalorien ganz schweigen…
Mit viel schwarzem Humor, aber auch echter Verzweiflung wird das Leben dieser jungen Frau im New York der 1970er Jahre geschildert, die versucht, das Beste aus ihrem Leben zu machen und nicht weniges trifft auch heute noch zu, vor allem die Ratschläge und mehr oder minder geheimen Wünsche ihrer Eltern, sowie das Verhalten einiger ihrer Bekannten.
Man merkt deutlich, dass Gail Parent auch Drehbücher für das Fernsehen schrieb, an Situationskomik und lebendigen Beschreibungen mangelt es nicht. „Sheila Levine ist tot und lebt in New York“ erinnerte mich streckenweise an „Harold und Maude”, denn die Hauptfigur plant sie ihren Tod mit viel Hingabe…. Wobei das Buch an sich insgesamt eher wenig amüsant auf mich wirkte, streckenweise sehr düster, fast depressiv. Manchmal wollte ich Sheila schütteln, denn auch für die damalige Zeit steht sie sich mehr als einmal selbst im Weg und jammert ganz gerne mal.
Fazit
Ein lesenswerter Roman, der das Leben junger Frauen in New York in den 1970er Jahren zeigt und der erst 40 Jahre später endlich auch auf Deutsch erscheint. Durch die Augen der ihren Selbstmord planenden Hauptfigur wird jene Zeit lebendig und Sheilas rabenschwarzer Humor ließ mich des öfteren schmunzeln. Obwohl das Buch schon 40 Jahre alt ist, trifft vieles auch noch auf das heutige Leben zu und ich wünsche der deutschen Ausgabe mit dem meiner Meinung nach gelungenen Titelbild viele Leser(innen).