Equinox - Jörg Juretzka

  • Kryszinski (geschrieben wie man's spricht) ist in diesem Fall mal nicht im Ruhrpott unterwegs, sondern auf einem Luxusdampfer. Nicht, dass er sich neuerdings Kreuzfahrten leisten könnte, er hat als Sicherheitsfuzzi angeheuert. Zusammen mit seinem Kumpel Jochen soll er für die Sicherheit an Bord sorgen, Freund Scuzzi, der wegen eines missglückten Drogengeschäftes gerade auf der Flucht vor der albanischen Mafia ist, macht den DJ. Und da ja kaum zu erwarten ist, dass außer verbaselten Kabinenschlüsseln und verschütt gegangenen Kindern, allzu viel für einen Borddetektiven zu tun sein wird, freuen sich die drei auf einen kostenlosen Urlaub mit legalen und illegalen Drogen und evt. der einen oder anderen Affaire mit einer Mitreisenden.
    Doch schon nach zwei Tagen ist dieses Lotterleben bereits vorbei: der Chefsteward wird enthauptet im Maschinenraum gefunden, Bordarzt und Kapitän behaupten unerschütterlich, dass es sich nur um Selbstmord handeln kann und ordnen an, dass der Leichnam gleich am nächsten frühen Morgen seebestattet werden soll. Aber da erwacht natürlich der wahre Privatdetektiv in Kryszinski. In einer halsbrecherischen Aktion entwenden er und sein etwas unentschlossener Kumpel die Leiche aus dem bordeigenen Kühlhaus, um sie irgendwann denn Behörden zu übergeben.
    Aber natürlich fängt damit das Schlamassel erst so richtig an: einen Mörder auf einem Schiff mitten im Nordmeer zu finden, während sämtliche Vorgesetzten einem Knüppel zwischen die Beine werfen, ist schon schwer genug. Wenn das jedoch unter fortgesetztem Drogeneinfluss passiert, mit einer langsam verwesenden Leiche in der Kabine, ist klar, dass das Projekt zu einer haarsträubenden Verbrecherhatz ausarten wird.


    Juretzka dreht ja gerne mal ab, wenn es um die Entwicklung seiner Geschichten geht, hier aber geht es gleich auf der ersten Seite so richtig zur Sache. Und da bleibt es auch. Zwar müssen wir, da wir uns ja auf meinem Schiff befinden, auf die übliche Auto-Verfolgungsjagd verzichten, aber Juretzka kriegt natürlich auch so ein ziemlich abgedrehtes, actionreiches Finale hin.
    Wie immer ist der Plot verwegen ausgedacht, aber, wenn man sich mal drauf eingelassen hat, durchaus schlüssig. Man muss halt akzeptieren, dass Juretzkas Verbrecher keine gewöhnliche Mörder sind, sondern auch in diesem Fall wieder was ganz Großes, eher Bond als Simenon.


    Auf jeden Fall hat mir dieses Buch mal wieder großen Spaß gemacht, was nicht zuletzt auch an diesem fulminanten Sprachwitz liegt

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)