Pferde am Fluss - Barbara Esstman

  • Amerikanischer Originaltitel: Night Ride Home


    Erschien 1997 in New York


    Die Deutsche Ausgabe erschien ebenfalls 1997


    ISBN 3-570-00117-2, Hardcover mit 317 Seiten


    Die Autorin Barbara Esstman wurde bereits mehrfach für ihre Arbeiten ausgezeichnet; der internationale Durchbruch gelang ihr aber mit ihrem Roman "Pferde am Fluss". Sie lebt mit ihren drei Kindern in der Nähe von Washington D.C. und unterrichtet an einer Universität.


    Inhalt:


    Frühling 1947: Simon Mahler findet den Tod, indem er nachlässig, fast schon arrogant auf einem Pferderücken sitzend, von ebendiesem in unwegsamem Gelände stürzt. Seine Schwester Clea ist bei dem Sturz dabei. Sie zieht sich danach völlig in sich zurück.


    Nora, Simons Mutter, droht den Verstand zu verlieren angesichts des unfassbaren Verlustes.


    Neal, der Vater, erschießt das Todespferd und tötet damit einen Teil von Nora, die seit frühester Kindheit eine tiefe Bindung an ihre Pferde hat. Neal hasste jedoch von Anbeginn ihrer Ehe an diese Nähe zu den Tieren. Unter dem Vorwand, Nora zu schützen, will er sie radikal von allen Erinnerungen trennen, mit Unterstützung eines Arztes und den damaligen Möglichkeiten, sich Menschen gefügig zu machen.


    Maggie, Noras Mutter, kommt zur Beerdigung von einer Reise zurück, und steht den Machenschaften Neals sprach- und zunächst auch wehrlos gegenüber. Doch im Laufe des Romans besinnen sich beide Frauen auf ihre innere Kraft und versuchen, die Fesseln der männlichen Vorherrschaft – sowohl in der Vergangenheit, als auch in der Gegenwart und für die Zukunft – ein für alle Mal abzustreifen.


    Meine Meinung:


    Der Roman ist aus den einzelnen Stimmen der Familienmitglieder zusammengesetzt, die in abwechselnder Reihe in der Ich-Form jeweils ein neues Kapitel erschließen. Dieses Stilmittel ergibt zwar, dass man in der Geschichte 4 Schritte vorwärts geht, aber in jedem Kapitel auch 1 Schritt zurück. So erfährt man jedoch die Sicht der Dinge auch von den anderen, was in den meisten Fällen nicht uninteressant war.


    Jeweils erzählen:


    Maggie, die Großmutter, Mutter von Nora Mahler


    Nora Mahler, Mutter von Simon und Clea


    Neal Mahler, Ehemann von Nora


    Clea Mahler, Tochter der beiden


    Ozzie Klein, der Stallknecht, den Nora seit ihrer Jugend kennt


    Eigentlich kommt die Geschichte ohne Kitsch aus. Sie lässt sich gut und rasch lesen, ist jedoch zeitraubender, als man bei der Seitenanzahl vermuten würde.
    Die einzelnen Figuren öffnen sich dem Leser, und die Verarbeitung des Todes steht nicht im Vordergrund.
    Hier geht es um die Überlebenden und ihr Weiterleben, denn der Tod des Sohnes bricht die Ehe von Nora und Neal auf, beide kämpfen zäh und zum Schluss auch verbittert um das, was sie wollen.


    Mir persönlich zeigte die Geschichte auch wieder einmal auf, wie bedauerlich ein strenger katholischer Glaube einen Charakter einengen und/oder beeinflussen kann, sowie die Tatsache, dass auch 1947 die Frauen es nicht leicht hatten, sich gegen die Männerwelt zu behaupten.


    Fazit: Absolut lesenswert; zuschlagen, wenn es günstig zu haben ist. ;-)


    8 Punkte

    „An solchen Tagen legt man natürlich das Stück Torte auf die Sahneseite — neben den Teller.“