'Das Schwert des Normannen' - Seiten 327 - Ende

  • Ein sehr spannender Abschluss für das Buch. Die Schlacht wurde doch, völlig überraschend für mich, gewonnen. Ich bin erleichtert, dass Robert doch nicht gefallen ist. Ulf hat gut dargestellt, dass Töten ein sehr unschönes Geschäft ist, besonders mit der Ermordung Pandulfs durch Gilbert, das war schon sehr drastisch geschildert. Die Beschreibung der Schlacht war sehr interessant und konnte mir gut nahe bringen, wie so etwas zur damaligen Zeit ablief. Vielen Dank auch für Deine weiteren Erläuterungen dazu, Ulf.
    Gaitelgrima ist schwanger und Gerlaine verschwunden. Dabei hatte Gilbert sich so sehr auf sie gefreut...
    Zum Glück kein arger Cliffhanger zum Ende, aber ich bin trotzdem auf den Fortgang der Geschichte gespannt. Auf zur nächsten Leserunde ;-)

  • Vielen Dank für deine Teilnahme, Betty. Und dann lesen wir uns ja wieder bei der Fortsetzung. :-)


    Ich lese gerade die Druckfahnen des zweiten Bandes, die der Verlag mir zugesandt hat. Daher passt es gut, dass Wolke bereits die zweite Leserunde eingetragen hat.

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  • Nun habe ich das Buch auch zu Ende gelesen. Im letzten Abschnitt ging es ja nochmal richtig zur Sache. Höhepunkt die Schlacht von Civitate mit dem Sieg der Normannen gegen eine Übermacht aus päpstlichen und kaiserlichen Truppen, sowie den Lombarden.


    Bemerkenswert, war hier auch wieder die Kaltblütigkeit mit der Gilbert als Auftragskiller für Robert den Grafen Pandulf, der als Gefangener gefesselt war, hinrichtet, auch wenn er anschließend Robert gegenüber seinen Widerwillen deutlich macht. Die Szene wäre sicherlich nicht so brutal gewesen, wenn Gilbert ihn im Kampfe getötet hätte. Aber einen Gefangenen hinzurichten macht Menschen der Neuzeit doch betroffen. In der damaligen Zeit wahrscheinlich weniger… :schlaeger


    Überraschend kam für mich dann, dass Gerlaine so impulsiv reagiert, als sie erfahren hat, dass Gilbert während seiner Zeit in Melfi eine Affäre hatte, und überstürzt nach Argentano abreist. Schließlich ist er ein junger Mann und kein Heiliger. Aber bevor ich hier unsere weiblichen Leser gegen mich aufbringe, lasse ich das Thema lieber. :chen


    Ulf, ich möchte dir danken, dass du mich mit deinem Roman so gut unterhalten hast. :anbet

  • Zitat

    Original von UhtredBemerkenswert, war hier auch wieder die Kaltblütigkeit mit der Gilbert als Auftragskiller für Robert den Grafen Pandulf, der als Gefangener gefesselt war, hinrichtet, auch wenn er anschließend Robert gegenüber seinen Widerwillen deutlich macht. Die Szene wäre sicherlich nicht so brutal gewesen, wenn Gilbert ihn im Kampfe getötet hätte. Aber einen Gefangenen hinzurichten macht Menschen der Neuzeit doch betroffen. In der damaligen Zeit wahrscheinlich weniger… :schlaeger


    Ja, das kennt man ja aus unzähligen Filmen. Da kämpft der Held mit dem unsäglichen Scheusal über einer Felsenklippe. Selbstverteidigung natürlich. Und dann rutscht der Bösewicht dann zufällig ab und stürzt in die Tiefe. Der Zuschauer ist happy, dass der Kerl sein Fett weg hat, aber der Held ist unschuldig und nicht beschädigt. :grin


    Ein bisschen sehr unrealistisch. Besonders für Männer aus dem 11. Jh, denen es um Rache für einen hinterhältigen Mord geht. Die Polizei können sie ja schlecht rufen. Es gab keine. Da müssen sie also schon selber ran. Nur Spaß hat es Gilbert nicht gerade gemacht.


    Zitat

    Ulf, ich möchte dir danken, dass du mich mit deinem Roman so gut unterhalten hast. :anbet


    Vielen Dank für deine Teilnahme und auch für die Rezension. :-)

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  • Zitat

    Original von Uhtred


    Überraschend kam für mich dann, dass Gerlaine so impulsiv reagiert, als sie erfahren hat, dass Gilbert während seiner Zeit in Melfi eine Affäre hatte, und überstürzt nach Argentano abreist. Schließlich ist er ein junger Mann und kein Heiliger. Aber bevor ich hier unsere weiblichen Leser gegen mich aufbringe, lasse ich das Thema lieber. :chen


    Och keine Sorge. Ich seh das ähnlich. :grin


    Fand ich auch eine doch etwas sehr übertriebene Reaktion. Sie hätte ja nun wenigstens warten können, mit ihm darüber zu reden um sich seine Seite anzuhören.
    Woher will sie wissen, daß es überhaupt stimmt?
    Nur weil das Mädel - Hermelina war es, oder? - ihr das wahrschenlich erzählt?
    Nun ja, da kann ja jeder was erzählen.


    Auch fände ich es besser, sich - auch wenn es eben so war - erst mal seine Sicht anzuhören und die Gründe.


    (Ok, wär eher ein Argument für heutige Zeiten. Damals wurd ja erst mal gehandelt und dann gefragt - sozusagen Kopp ab - war was? :grin )


    Wie gesagt, ich hätte es auch nachvollziehen können, wenn es ihr passiert wäre - nur um mal das Argument zu entkräften, daß es ein junger Mann war. Einer jungen Frau kann das genauso passieren - so im Überschwang des pulsierenden Blutes unter Einwirkung bestimmter Drogen :lache


    Nur halt reden sollen sie gefälligst drüber.


    Aber - so gesehen - macht es auf die Fortsetzung gespannt.
    Was wird nun aus den beiden? Haben sie noch eine Chance?


    Mir hat das Buch und die Leserunde richtig gut gefallen und ich freu mich auf Juli und den nächsten Teil.

  • Zitat

    Original von Johanna
    Ok, wär eher ein Argument für heutige Zeiten. Damals wurd ja erst mal gehandelt und dann gefragt - sozusagen Kopp ab - war was?


    Ich weiß, dass der Satz vermutlich nicht ganz ernst gemeint ist, aber ich wollte trotzdem sagen, wie wenig ich solche Pauschalisierungen mag. "Das war damals halt so." In der Grundschule hat man uns die (oft unbeholfen wirkende) mittelalterliche Buchmalerei auch erklärt mit "Die konnten das damals nicht besser." Eine glatte Unverschämtheit. Als wären die Leute früher irgendwie dümmer oder ungeschickter oder durch die Bank Grobiane gewesen.


    Gerlaines Reaktion fand ich auch sehr untypisch für eine Frau ihrer Zeit (wobei man natürlich immer berücksichtigen muss, dass jeder von uns unwillkürlich seine persönliche Vorstellung von der Epoche mitbringt, die sehr wohl irrig sein kann, geprägt von dem, was man in der Schule gelernt, als Erwachsener gelesen und in unsäglichen TV-Dokus vorgesetzt bekommen hat). Aber zu Gerlaines Charakter passte sie eigentlich sehr gut. Sie ist ja auch alles andere als eine "typische" Vertreterin ihres Geschlechts, und sie hat lange genug gebraucht, um Gilbert überhaupt genug zu vertrauen. Und kaum lässt sie ihn in ihr Bett ...

    Meine Bewertungsskala: 1-4 Punkte: Mehr oder minder gravierende formale Mängel (Grammatik, Rechtschreibung, Handlung). 5/6 Punkte: lesbar. 7/8 Punkte: gut. 9/10 Punkte: sehr gut. Details und Begründung in der Rezi.

  • Zitat

    Original von Josefa
    Gerlaines Reaktion fand ich auch sehr untypisch für eine Frau ihrer Zeit (wobei man natürlich immer berücksichtigen muss, dass jeder von uns unwillkürlich seine persönliche Vorstellung von der Epoche mitbringt, die sehr wohl irrig sein kann, geprägt von dem, was man in der Schule gelernt, als Erwachsener gelesen und in unsäglichen TV-Dokus vorgesetzt bekommen hat). Aber zu Gerlaines Charakter passte sie eigentlich sehr gut. Sie ist ja auch alles andere als eine "typische" Vertreterin ihres Geschlechts, und sie hat lange genug gebraucht, um Gilbert überhaupt genug zu vertrauen. Und kaum lässt sie ihn in ihr Bett ...


    Ganz genau.


    Und nicht zu vergessen, damals gab es kein Verhütungsmittel, und Abtreibung war eine schwierige und äußerst unsichere Sache. Eine junge Frau, die ohne Mann schwanger wurde, war gekniffen und musste sich irgendeinen Ernährer suchen. Im heimatlichen Dorf war vielleicht die Familie, aber Gerlaine ist in einem völlig fremden Land unterwegs.


    Außerdem, ihr erinnert euch, ist eben genau das ihrer Mutter passiert, der nichts anderes übrig geblieben war, als diesen griesgrämigen Schmied zu heiraten und ihm den Haushalt zu machen. Ein unglückliches Leben. Genau das ist eben Gerlaines negatives Vorbild, das ist, was sie nicht will.


    Also, ich kann sie völlig verstehen, dass sie sich mit Sex zurückhält, bis ihre Lage geklärt ist, bis sie Gilberts sicher sein kann und er ihr auch wenigstens als Söldner ein bescheidenes Leben bieten kann. Und eben da fällt alles ins Wasser, als sie von seiner Untreue erfährt. Sie kann sich eben nicht auf ihn verlassen, wie ihre Mutter, die auch so einem Kerl aufgesessen ist.


    Natürlich ist ihre Reaktion übertrieben, fast panikartig, aber es zeigt ihre Unsicherheit. Ich habe schon öfter die Erfahrung gemacht, dass besonders taffe Frauen in emotionalen Dingen oft recht unsicher sein können.


    Na ja, das zu meiner Begründung. Aber am Ende ist es nur ein Roman und ein Happy End an dieser Stelle war nicht im Plan. Wir wollen ja noch ein bisschen Spannung aus der Beziehung kitzeln. :grin

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  • Zitat

    Original von Johanna
    Mir hat das Buch und die Leserunde richtig gut gefallen und ich freu mich auf Juli und den nächsten Teil.


    Super, Johanna, und auch dir herzlichen Dank.

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  • Nochmal zu Gerlaine.


    Sie hat ja Gilbert so lange hingehalten.
    Auch war das - wenn man es denn so nennen mag - fremd gehen ja bevor sie mit ihm geschlafen hat.
    Konnte er wissen, daß er nach der langen Wartezeit überhaupt noch eine Chance hat, mit ihr zusammenzukommen?



    Auch hat sie sich noch nicht angehört was eben Gilbert dazu sagt und aus welchen Beweggründen das passiert ist.
    Daß er NACHDEM er mit Gerlaine zusammen war absolut treu bleibt, davon bin ich überzeugt.


    Er will sie ja auch gerne heiraten. Nur sie sagte ihm ja, daß sie nie heiraten wird.
    Ich finde es halt ein wenig unfair von ihr, so ein Leben von ihm zu verlangen.
    Sie weiß doch, daß er sie möchte, sie liebt, daß er sie heiraten möchte.
    Einerseits sagt sie "Nö, is nicht" auf der anderen verlangt sie - aber Du bitte dann auch nicht mit anderen. Ich heirate Dich zwar nicht aber Du laß dann bitte trotzdem alle anderen Freuen in Ruhe.


    Sie zwingt ihm damit ihre Lebenseinstellung auf und verlangt von ihm - wenn er sie liebt, das dann bitte genauso zu machen.


    Wie schon mal jemand in einem anderen Abschnitt sagte - sie stellt ihn unter den Pantoffel, er macht das auch zeitweilig mit, aber sie verlangt das absolute "UnterdemPantoffel" bleiben.
    Eine Art absoluten Gehorsam, bei dem sie die Zeitpunkte und Handlungen ausschließlich bestimmt.


    Fazit - ich finde es nicht ok, Gilbert die ganze Schuld zu geben, nur weil er sich von seinen menschlichen Bedürfnissen hat hinreissen zu lassen und sie ist das Unschuldslamm, weil sie ihn immer abweist und ih auch nicht heiraten möchte.
    Eine Liebe besteht aus gegenseitigem Respekt, sich miteinander austauschen. NIcht mit unter Druck setzten des anderen.



    Das ist es aber auch, was ich an Leserunden so mag, Die unterschiedleichen Sichtweisen und das drüber schnacken :grin

  • Zitat

    Original von Josefa
    [quote]Original von Johanna
    sie hat lange genug gebraucht, um Gilbert überhaupt genug zu vertrauen. Und kaum lässt sie ihn in ihr Bett ...


    erfährt sie er war keine Jungfrau mehr, was anderes war ja nicht. Kein Fremdgehen danach, sondern eine Vorgeschichte, nachdem sie ihn hat am langen Arm verhungern lassen.


    Aber wenn sie das richtig eingeschätzt hat wird sie von dieser Nacht- von einem Mal kann man ja wohl nicht sprechen :grin schwanger, mal sehen ob ihre Hellsichtigkeit hier auch trifft.


  • Johanna, besser hätte ich es nicht schreiben können! :knuddel

  • Zitat

    Original von Johanna
    Wie schon mal jemand in einem anderen Abschnitt sagte - sie stellt ihn unter den Pantoffel, er macht das auch zeitweilig mit, aber sie verlangt das absolute "UnterdemPantoffel" bleiben.


    Naja, eben. Er macht das mit. Sie diktiert ihm ihre Bedingungen, und zwar ganz klar. Es sind, für eine Frau des elften Jahrhunderts, vielleicht sehr ungewöhnliche Bedingungen. Aber es sind ihre Bedingungen, und - Gilbert stimmt zu (Seite 122). Wenn ihm die Situation nicht passt, müsste er halt das Maul aufmachen. So, wie er sich benimmt, kann Gerlaine es ganz klar als Bruch der Abmachung und als Betrug werten.


    Dass Gerlaine dabei nicht unbedingt verständnisvoll und abgeklärt reagiert, da sind wir uns wohl alle einig. :grin Sie ist bestimmt kein "nettes Frauchen", das dem reumütigen Herrn den Fehltritt sofort verzeiht mit der Begründung, Männer seien nun mal so ...


    Zitat

    Original von Johanna
    Das ist es aber auch, was ich an Leserunden so mag, Die unterschiedleichen Sichtweisen und das drüber schnacken :grin


    Ich auch :). Sonst könnte man das Buch ja auch alleine lesen.

    Meine Bewertungsskala: 1-4 Punkte: Mehr oder minder gravierende formale Mängel (Grammatik, Rechtschreibung, Handlung). 5/6 Punkte: lesbar. 7/8 Punkte: gut. 9/10 Punkte: sehr gut. Details und Begründung in der Rezi.

  • Eigentlich witzig, dass sich die Diskussion um diese Liebesgeschichte entzündet hat, die ja eigentlich nur einen recht kleinen Teil des Buches darstellt. Aber Liebesgeschichten sind natürlich immer interessant.


    Deshalb nochmal zur Frau des 11. Jh., gegenüber der Gerlaine sich widersprüchlich verhalten soll. Wir müssen da vorsichtig sein und uns nicht von unserem vorgeprägten Denken verleiten lassen. Was wissen wir denn schon über die Frau des 11. Jh.? Ich habe für meine Bücher in dieser Richtung ziemlich viel recherchiert und gemerkt, dass wir oft falsche Vorstellungen haben.


    Zunächst ist da mal ein Klassenunterschied. Die adelige Dame war natürlich viel mehr in ihren Konventionen gefangen, dem beginnenden höfischen Leben. Sie durfte sich von Rittern bei Hof bewundern lassen, aber ein Seitensprung wäre ganz unmöglich gewesen. Auch heiratete man nicht aus Liebe, sondern nur um Macht und Wohlstand der Familie zu mehren. Anderseits hatten diese Frauen aber durchaus auch selbst Macht. Besonders wenn sich ihre Männer auf Kriegszügen befanden, wenn sie Witwen waren und für ihre minderjährigen Söhne regierten. Dann herrschten sie über Burg und Land, ja führten sogar selbst Kriege. Es hat mächtige Frauen gegeben wie Melisende von Jerusalem, Urraca in Spanien, Eleonore von Aquitanien und andere. Auch Roberts spätere, zweite Frau ist mit ihm in den Krieg gezogen (in Rüstung) und hat später die Nachfolge ihres eigenen Sohnes gegenüber dem Erstgeborenen durchgesetzt.


    Über die einfachen Frauen des Volkes wissen wir so gut wie nichts. Aber ich vermute mal, dass diese weit weniger von moralischen oder anderen Konventionen eingeengt waren. Das Leben war hart, da ging es darum, sich selbst und die Familie durchzubringen. Diese Frauen konnten anpacken, wurden auf dem Hof gebraucht, sie führten dem Handwerker das Geschäft, standen auf dem Marktplatz. Sie konnten sich überall hin bewegen, während eine Adelige nur in strenger Begleitung unters Volk durfte. Und diese Frauen haben sich auch in durchaus großen Mengen den Heeren ihrer Männer angeschlossen. In den Kreuzzugsheeren waren ganze Scharen von Frauen unterwegs. Sowohl als fromme Pilgerinnen, wie auch als Marketenderinnen, Wäscherinnen oder Huren, als Geliebte ihrer Krieger oder als Ehefrauen. Ich glaube kaum, dass so ein Feldzugsleben viel mit Sitte und Moral zu tun gehabt hat. Da muss es bunt hergegangen sein. (Wen es interessiert, mein Roman "Die Hure Babylon" beschreibt dies unter anderem.)


    Im vorliegenden Buch habe ich beide Arten von Frauen dargestellt. Gaitelgrima, die edle Prinzessin aus kultiviertem Haus, die aus politischen Gründen wie eine Ware verschachert wird. Und sich brav darin fügt, auch wenn sie am liebsten ausbrechen würde. Und dann Gerlaine, das einfache Mädchen aus dem Dorf, das sich die Freiheit nimmt (und nehmen darf), mit den Männern zu ziehen (wie es damals durchaus viele Frauen getan haben). Für eine solche Frau gab es nicht die Konventionen der Oberschicht. Sie war freier, aber lebte auch unsicherer, musste sich den täglichen Gegebenheiten anpassen. Und eine Schwangerschaft war wohl das Letzte, was sie gebrauchen konnte.


    Vielleicht hilft es, meine Protagonistinnen unter diesen Gesichtspunkten zu betrachten. :-)

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  • Zitat

    Original von Ulf Schiewe
    Deshalb nochmal zur Frau des 11. Jh., gegenüber der Gerlaine sich widersprüchlich verhalten soll.


    Nur damit kein Mißverständnis entsteht: Falls das eine Antwort war auf diesen Satz hier:


    Zitat

    Original von Josefa
    Es sind, für eine Frau des elften Jahrhunderts, vielleicht sehr ungewöhnliche Bedingungen.


    - diese Bemerkung von mir bezog sich eigentlich nicht auf Gerlaines soziale Situation. Das hattest du ja an anderer Stelle schon sehr schön erklärt (und ich hatte es auch verstanden, auch wenn ich nicht mit allem ganz einverstanden bin :grin.)
    Bei der obigen Bemerkung ging es nur um die Erwartung, die Gerlaine gegenüber Gilbert hat, nämlich, dass er ihr körperlich treu ist. Darüber hatten sich ja unter anderem Johanna und beowulf gewundert. Und Gerlaines Einstellung in diesem Punkt finde ich tatsächlich ungewöhnlich - gerade im Zusammenhang mit dem, was du geschildert hast. Wenn es in den Heerlagern und unter einfacheren Leuten so hoch her ging, wie kommt Gerlaine dann auf die Idee, ihr Gilbert dürfe keine andere Frau anfassen? Woher dieser Anspruch an ihren Geliebten? - Zumindest mir kommt das eher weniger epochentypisch vor. Dafür eher "typisch Gerlaine".


    Zu der ganzen Liebesgeschichte zwischen Gilbert und Gerlaine an sich: mir kommt sie bisher eher wie eine klassische Teenager-Romanze vor: viel Emotion, wenig Hirn. Viel Unsicherheit, und der Weg von "himmelhochjauchzend" bis "zu Tode betrübt" ist sehr, sehr kurz. Eigentlich finde ich Gaitelgrima und Onfroi interessanter, glaube ich.

    Meine Bewertungsskala: 1-4 Punkte: Mehr oder minder gravierende formale Mängel (Grammatik, Rechtschreibung, Handlung). 5/6 Punkte: lesbar. 7/8 Punkte: gut. 9/10 Punkte: sehr gut. Details und Begründung in der Rezi.

  • Zitat

    Original von JosefaZu der ganzen Liebesgeschichte zwischen Gilbert und Gerlaine an sich: mir kommt sie bisher eher wie eine klassische Teenager-Romanze vor: viel Emotion, wenig Hirn. Viel Unsicherheit, und der Weg von "himmelhochjauchzend" bis "zu Tode betrübt" ist sehr, sehr kurz. Eigentlich finde ich Gaitelgrima und Onfroi interessanter, glaube ich.


    Völlig einverstanden. Das war ja auch meine Intention. Gilbert und Gerlaine starten mit 17 in dieses Abenteuer. Da kann ich sie doch nicht als abgeklärte Dreißigjährige darstellen. :-)


    Aber die Geschichte geht ja noch weiter. Die beiden werden älter. Und auch Gaitelgrima hat im nächsten Buch ihren großen Auftritt. Also Geduld. :grin

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  • Zitat

    Original von Josefa


    - diese Bemerkung von mir bezog sich eigentlich nicht auf Gerlaines soziale Situation.


    Das hatte ich wohl missverstanden.


    Der Grund ist, dass ich oft merke, dass manche Leser, wie ich selbst früher sicher auch, eine etwas klischee-hafte Vorstellung vom "dunklen Mittelalter" haben. Und das besonders auch von den Frauen, wenn ich meine weiblichen Figuren mal etwas forscher auftreten lasse. Als hätte es nur unterdrückte Primelchen gegeben. Es wird sehr schnell verallgemeinert, sowohl was das Benehmen der damaligen Menschen angeht, wie auch die doch beträchtlich unterschiedlichen Epochen, die das sogenannte Mittelalter ausmachen. Deshalb versuche ich bei solchen Gelegenheiten wie hier, etwas mehr Verständnis zu vermitteln.

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  • Danke Ulf für Deine kleine Unterweisung "Frauen im 11. Jh."
    Gerade für mich die ja denkt, die bösen Männer haben nur darauf gewartet über die armen Frauen herfallen zu können ein sehr interessantes Thema. Ich werde mich wohl mal mehr damit bechäftigen.
    Der letzte Abschnitt ist durch und ich finde es schade mich jetzt vorerst von den Figuren verabschieden zu müssen. Normalerweise lese ich Folgebände nie hintereinander weg aber, hier ein dickes Lob an Dich lieber Ulf, jetzt würde ich es, ohne zu überlegen, tun. Vielleicht liegt es daran das das Buch an sich gar nicht so dick war und ich im Laufe der Geschichte immer mehr eine "Beziehung" zu den Protas aufbauen konnte. Ich will einfach wissen wie es weiter geht. Wie geht es mit Gaitelgrima und Onfroi weiter? Onfroi ist kein Robert aber er scheint sie ja sehr gern zu mögen.

    Zitat

    Original von Josefa
    Zu der ganzen Liebesgeschichte zwischen Gilbert und Gerlaine an sich: mir kommt sie bisher eher wie eine klassische Teenager-Romanze vor: viel Emotion, wenig Hirn. Viel Unsicherheit, und der Weg von "himmelhochjauchzend" bis "zu Tode betrübt" ist sehr, sehr kurz. Eigentlich finde ich Gaitelgrima und Onfroi interessanter, glaube ich.


    So empfinde ich es mittlerweile auch. Schließlich gab es zu der Zeit ja auch schon Hormone!
    Die Beschreibung des Schilds der Hautevilles fand ich klasse. Ein wenig Wappenkunde und gleichzeitig hat Robert Gilbert nochmal seine Familienzugehörigkeit bestärkt. Das das so in die Geschichte eingebaut wurde hat mir sehr gut gefallen.
    Sogleich schickt Robert Gilbert aus um Pandulf zu töten. Das ist harter Tobak. Aber er macht es. Leider etwas ungeschickt so das Pandulf da nicht so viel erspart bleibt. Vorher säht Pandulf noch ein kleines Körnchen Mißtrauen bei Gilbert. Ist Gaitelgrima wirklich so unschuldig?
    Es bleibt auf jeden Fall noch jede Menge Stoff für den nächsten Teil!!!!
    Es hat wirklich Spaß gemacht das Buch zu lesen und ich freue mich schon auf ein Wiedersehen!
    Danke Ulf!

    "Katzen sind ein geheimnisvolles Völkchen. Es geht mehr in ihren Köpfen herum als wir uns vorstellen können. Das kommt ungezweifelt durch ihren engen Umgang mit Zauberern und Hexen." Sir Walter Scott