Like mich am Arsch von Andreas Hock

  • Kurzbeschreibung
    Erscheinungstermin: 8. Oktober 2013
    Seit der Erfindung des Taschenrechners haben wir unser Gehirn immer weiter entmündigt. Heute überlassen wir unser ganzes Leben dem digitalen Fortschritt! Wir bezahlen mit dem Smartphone, kaufen uns virtuelle Freunde bei Facebook, bejubeln talentfreie Nichtskönner auf Youtube und folgen mitteilungsbedürftigen Idioten auf Twitter. Doch je mehr Informationen wir ins unendliche Daten-Universum blasen, desto dümmer werden wir dabei. Und umso gefährlicher wird es für uns alle! Bis über den Tod hinaus ... Andreas Hocks Blick auf die Digitalisierung unserer Gesellschaft ist witzig, erschreckend, bitterböse. Und garantiert analog!


    Über den Autor und weitere Mitwirkende
    Andreas Hock, Jahrgang 1974, schreibt seit 15 Jahren für verschiedene Zeitungen und Magazine. Als Parteisprecher bekam er tiefe Einblicke ins Innenleben der Politik. Von 2007 bis 2011 war er bei der AZ Nürnberg einer der jüngsten Chefredakteure Deutschlands. Heute arbeitet er als freier Journalist, Ghostwriter und Autor.


    ...die Meinung eines einzelnen Trittbrettfahrers....
    Die Überschrift habe ich aus dem Buch geklaut, diesen Terminus benutzt der Autor, um Blogger zu beschreiben, Blogger zu denen ich ebenfalls gehör. Blogger, die gebeten wurden, sein Buch doch zu lesen und es zu rezensieren. Blogger sind nach Ansicht des Autors arme kleine Individuen, ohne echtes Leben, ohne Freunde und ohne Daseinsberechtigung, genauso wie der Rest der aktiven Internetgemeinde auch. Nun gut, diese Stelle kommt erst recht spät im Buch, somit kann ich immerhin sagen, daß die Abneigung, die ich beim Lesen gegen diesen Autor hegte, nicht allein darauf zurück zu führen ist.
    Aber lassen wir uns vorne anfangen... Grundsätzlich ist der Stil, in dem uns der Autor hier seine ungefilterte Meinung entgegenposaunt, eigentlich ein ganz eingängiger und durchaus auch amüsanter, es gelingt ihm kurz und prägnant, selbst für den Laien verständlich, die Entwicklungen der Technik darzustellen und dabei keineswegs zu trocken zu berichten. Leider bleibt er dabei nicht objektiv, sondern zeigt er deutlich, was er wovon hält. So nutzt er, gut das hätte man bei dem Titel auch erahnen können, ständig Kraftausdrücke. Ja, ich fluche auch gerne, aber ich bin auch kreativ in meiner Schimpfwortgestaltung. Hier reichte es leider nur für das mäßig witzige "Apfelsaftgesicht", ansonsten ist ständig etwas "be.kna.ckt", "be.schi.ssen" oder "debil" (sorry für die Punkte, aber ohne zensiert Amazon meine Rezension, wegen genau der Worte, die der Autor alle paar Wörter in den Orbit bläst. Das nervte irgendwann nur und auch das liegt nicht daran, daß ich mich als Apple-User persönlich angegriffen fühlte, als er gegen Steve Jobs zu wettern beginnt.)


    Auch als er kundtut, daß man gewissen Forschern wohl "direkt ins Hirn ges-chis.sen" habe, frage ich mich, wo hier der nötige Respekt bleibt. Ja, man kann anderer Meinung sein, ja man darf auch als Wutbürger seinem Unmut Luft machen, hier ging es mir irgendwann einfach zu weit.


    Dennoch habe ich tapfer durchgehalten und mir die Ergüsse des Autors komplett zu Gemüte geführt. Am Ende bin ich um ein Mü schlauer als vorher, gelohnt hat sich die Lektüre für mich dennoch nicht. Das ist Schwarzmalerei und hier malt der Autor genau das schwarz, was er selbst nutzt. Da wettert er gegen die Blogger, die früher alle Mobbingopfer waren und nun einsam vor ihren Laptops sitzen, auf der anderen Seite wird sein Buch im Vine-Programm angeboten und darauf gesetzt, daß das virtuelle Marketing, das doch so bitterböse ist, voll greift.
    Das erscheint vermutlich nicht nur mir ein wenig widersinnig.


    Wer ohnehin zu den Verschwörungstheoretikern gehört, einen Grund braucht, seinen Kindern Angst vor dem virtuellen Fortschritt zu machen oder sie von Facebook fern zu halten, der ist mit diesem Buch sicher gut bedient, allen anderen rate ich dringend Finger weg.
    Geht gar nicht, ehrlich nicht.
    Beim Lesen hatte ich sehr deutlich und immer mehr das Gefühl, daß hier ein von Neid zerfressener Mensch in seiner stillen Kammer saß und sich überlegt hat, was er in seinem Leben alles versäumt hat, er hat Facebook nicht entwickelt, den Mac nicht erfunden und daß er früher in der Schule alle anderen gemobbt hat, hat ihn in der Gegenwart auch nicht nach vorne gebracht, also schreibt er mal ein Buch, um auszudrücken, was er vom Rest der Menschheit, die sämtlich verblödet, weil sie zu viel online ist, so hält.


    Konsequenterweise werde ich allerdings ab jetzt dann Abstand von den Büchern des Riva-Verlags nehmen, das Programm deckt sich einfach nicht mit meinem Anspruch an ein gutes Sachbuch, das ist mir alles zu polemisch, zu wütend, zu effektheischend, gute Sachbücher gehen anders.

  • Ich habe das Buch auch angelesen und aus Zeitgründen vorerst beiseite gelegt. Wer allerdings unter diesem Titel ein halbwegs "objektives" Werk erwartet, sollte prüfen, wie es um seine Wahrnehmung bestellt ist. Es ist natürlich ein Pamphlet und eine Kampfschrift - und keine Abhandlung über Vor- und Nachteile aktueller Techniken und Kommunikationsstrukturen.


    Du, Jane, schreibst, Du wärst selbst Bloggerin, was technisch stimmt, denn Du hast, wie viele Millionen Menschen auch, so ein Ding installiert, das sich "Blog" nennt, wo Du mehr oder weniger regelmäßig Texte hinterlegst - Texte, die sicherlich dem einen oder anderen Freude bereiten, wenn sie im Internet beabsichtigt oder zufällig darauf stoßen. Tatsächlich jedoch würde ich Dir diesen "Titel" nicht zuerkennen, denn nach der (zugegeben kurzlebigen) Tradition dieser Kommunikationsform geht es hierbei zuvorderst um den Transport von (möglichst originell formulierten) Meinungen, weniger um Befindlichkeiten. Dies nur am Rande. Und ebenfalls am Rande sei bemerkt, dass mich die Rechtschreibung Deiner Rezension erschüttert hat. ;-)


    Du nimmst, was Dir zugestanden sei, eine merkwürdige Defensivhaltung ein und verstehst Hocks Auslassungen als persönlichen Angriff. Deine apfelgrüne Technikwelt und Deine multimediale Omnipräsenz, ob nun mit entsprechender Resonanz ausgestattet oder nicht, widerspricht seinen Thesen; tatsächlich verkörpert sie genau jene Daseinsform, die der Autor satirisch, halbwissenschaftlich und manchmal - leider nicht immer - eloquent zu kritisieren versucht. Insofern wundert nicht, dass Du Dich über dieses Büchlein sehr aufregst, denn genau solchen Leuten attestiert Hock kurzes Denken, mentale Faulheit und nahezu fundamentalistische Technikgläubigkeit. Wir schaufeln mit all den mehr oder weniger nützlichen kleinen Helferlein unser kognitives Grab; unsere Privatsphäre befindet sich längst in der Grube. Da beißt die Maus keinen Faden ab.


    Obwohl ich bislang nur einen Teil kenne, ließe sich fraglos viel Negatives über den Text sagen. Ich bin stilistisch und die Schlussfolgerungen anbetreffend nicht immer auf der Seite des Autors, der Titel ist bescheuert und die Marketingkampagne ausgerechnet über Gratisexemplare an Amazon-"Top-Rezensenten" ist wenigstens merkwürdig, vielleicht aber auch zynisch. Im Kern aber hat der Mann schlicht und ergreifend recht. Facebook (das ich auch nutze, ja) ist eine Form von Schwachsinn. Unsere tumbe Gedankenlosigkeit im Umgang mit all diesen Entwicklungen ist ein evolutionärer Rückschritt. Das meiste von dem, womit wir unsere Zeit vertändeln, ist hirntoter Scheiß, an dem sich andere dumm und dusselig verdienen, während sie zugleich Informationen über uns erhalten, die wir zuweilen unseren eigenen Partnern vorenthalten. Dagegen lässt sich meiner Meinung nach wenig sagen.


    Nichts für ungut. :sonnenbrille

  • :lache
    Oha... nett Tom.
    Da spar ich mir jeden weiteren Kommentar zu.


    (Danke allerdings für den Hinweis mit der Rechtschreibung, das ließ mich erkennen, hier aus Versehen, die falsche Version gepostet zu haben, was ich natürlich umgehend korrigiert habe.)


    Zum letzten Absatz, sicherlich hat der Autor hier und da nicht Unrecht, um aber das ganze Phänomen Facebook, Blog und co zu beleuchten, fehlt ihm die Offenheit und aus meiner Sicht auch die Nutzungserfahrung und dann fühle ich mich doch ein wenig "verarscht".

  • Zitat

    Zum letzten Absatz, sicherlich hat der Autor hier und da nicht Unrecht, um aber das ganze Phänomen Facebook, Blog und co zu beleuchten, fehlt ihm die Offenheit und aus meiner Sicht auch die Nutzungserfahrung und dann fühle ich mich doch ein wenig "verarscht".


    Na ja, man muss nicht alles in jeder erdenkbaren Intensität kennen, um es kritisch beleuchten zu können. Um zu erkennen, dass Facebook in der Hauptsache kompletter Schwachsinn gepaart mit ambulanter Zeitvergeudung ist, braucht man m.E. ganze zwei Stunden, maximal. ;-)


    Tatsächlich behandelt der Autor einiges recht oberflächlich, außerdem hätte er, wenn er gekonnt hätte, seine Beleidigungen durchaus subtiler formulieren können. Ich sehe, um ehrlich zu sein, auch weder Zielgruppe, noch Nutzwert dieses Büchleins, was nichts daran ändert, dass die Stoßrichtung richtig ist.


    Ich konnte leider nicht der Versuchung widerstehen, auf Deine wütenden Auslassungen zu reagieren. War nicht persönlich gemeint (jedenfalls nicht überwiegend). :grin

  • Ach Tom, grundsätzlich finde ich es immer interessant zu sehen, wie andere Menschen mich wahrnehmen und ich bin ja durchaus dankbar, für die wenigen, die mir ihre Kritik auch offen ins Gesicht sagen.
    Das vereinfacht vieles....


    Allerdings beanspruche ich für mich nun mal alle Möglichkeiten des Internets auszunutzen, meine Daten kann jeder haben und ich genieße die für mich persönlich generierte Werbung, die immer besser meinen Vorlieben entspricht, je häufiger ich den Like Button drücke.
    Ich bin dankbar für jede neue Erfahrung und jeden neuen Menschen, der Dank Facebook in meinem Leben landet und das sind mittlerweile nicht so unwesentlich wenige und wenn man die Eulen als einen Vorläufer dieses Facebook sieht, dann gehörst auch du dazu....

  • Huhu, BJ.


    Ich bin kein Maschinenstürmer - ich nutze die fraglichen Systematiken selbst, auch aktiv geschäftlich, schließlich baue ich u.a. Software. Ich stimme Dir zu, dass Facebook auch positive Eigenschaften hat oder wenigstens hatte, und natürlich ist die Eule letztlich ebenfalls ein soziales Netzwerk, wenn auch m.M.n. nicht mit den Exponenten der Industrie vergleichbar, und zwar nicht nur, weil die Eule nichtgewerblich arbeitet.


    Ich lese mit nicht geringem Erstaunen, dass "jeder Deine Daten haben kann". Als Kriminalkommissarin dürftest Du ja zuweilen damit konfrontiert sein, was geschieht, wenn ungebetene Gäste in die Privatsphäre anderer eindringen, wenn sich Tarnexistenzen als trügerisch erweisen, wenn Daten verwendet werden, um Verbrechen zu planen. Facebook war und ist beispielsweise in nicht wenigen Fällen die bevorzugte Auskunftei für Einbrecher, die dort von auskunftsfreudigen Mitmenschen erfahren haben, wann sie wohin in den Urlaub fahren, um ihr Eigenheim frischfröhlich der Plünderung preiszugeben. Kinder und junge Frauen mussten erfahren, wie gefährlich es sein kann, einem Mitmenschen nur aufgrund seiner virtuellen Existenz zu vertrauen. Heerscharen von gutgläubigen Internetnutzern werden sekündlich abgezockt, weil "jeder ihre Daten haben kann." Leider war Deiner Äußerung nicht zu entnehmen, ob bzw. dass sie ironisch war. Ich kann mir aber kaum vorstellen, dass sie es nicht war.


    Wenn Du schreibst, dass die Empfehlungssysteme mit jedem Klick näher an Deine Vorlieben kommen, dann muss die Frage gestattet sein, ob das tatsächlich oder nur gefühlt so ist, oder schlimmstenfalls genau umgekehrt. Natürlich ist es, wenn man beispielsweise begeisterter Hobbyfotograf ist, toll zu erfahren, wo und zu welchem Preis die neuesten, geilsten Kameras zu finden sind. Klickt und kauft (und rezensiert) man aber dann quasi automatisch, ist man längst selbst zum Produkt geworden - übrigens sehr wahrscheinlich, ohne überhaupt nachzuprüfen, ob die vermeintlich heiße Nachricht überhaupt stimmte. Das Netz ist voll mit Lügen und Manipulationsversuchen, die von dieser Bequemlichkeit auch noch verstärkt werden. Jemand, der sich diesen Funktionalitäten hingibt, muss sich mindestens den Vorwurf gefallen lassen, sehr unkritisch zu sein, und ich ganz persönlich empfinde den Gedanken als deprimierend, mein Konsumverhalten von Algorithmen prägen zu lassen, zum Max Mustermann zu werden.


    Bei solchen Streitschriften wie der hier diskutierten, ob gelungen oder (wie im vorliegenden Fall) eher nicht so, geht es nicht darum, die Position des Autors anzunehmen oder abzulehnen, sondern um Anregungen. Um kritisches Denken. Von Google bis Facebook - diese Unternehmen sind nicht altruistisch oder wenigstens sozial. Es sind milliardenschwere Monstren, für die Menschen nur Zahlen sind. Vor allem Zahlen auf Kontoauszügen. Das sollte man, bei allen Vorteilen, die es tatsächlich oder auch nur scheinbar gibt, nie vergessen.

  • Ach Tom...


    Natürlich ist es notwendig, dass die große Gemeinde der Internetnutzer über die Möglichkeiten und Gefahren des Internets und der Vernetztheit aufgeklärt und Diskussionen angestoßen werden. Genau das habe ich mir von dem Buch mit dem schmissigen Titel ja erhofft, sonst hätte ich es nicht gelesen.
    Allerdings verrennt der Autor sich ja nicht nur in Beleidigungen zu Steve Jobs oder Zuckerberg, sondern er zieht genau jene durch den Kakao, die dieses Medium eben unaufgeklärt nutzen, einsame Seelen, die auf Partnervermittlungsangebote reinfallen, arme Jugendliche, die aus Versehen zu einer Facebookparty geladen haben, aber anstatt hier aufzuzeigen, wie es richtig gehen würde, läßt er sich hämisch über deren Hilflosigkeit aus. (Vielleicht wäre es hilfreich, wenn du das Buch beendest, bevor wir hier weiter diskutieren ;-) )


    Was meine Daten angeht, meinte ich den Satz genauso, wie dort steht, gänzlich unironisch. Hatte allerdings erwartet, daß du zu einer ausreichenden Transferleistung in der Lage bist, nämlich zu erkennen, daß ich die Daten meine, die ich eben in sozialen Netzwerken und auch hier mitteile. Daß es niemand wollen kann, daß die Bankdaten ausgespäht, die an den Freund geschickten Nacktfotos veröffentlicht oder der Post aus dem Urlaub zum Einbruch genutzt wird, ist uns doch beiden klar.


    Was aber genau ist denn so sensibel an meinen Facebookpostings. Wenn ich mir beispielsweise den gestrigen Tag ansehe, dann habe ich mich über ätzende Mitfahrer in der Bahn aufgeregt, Bücher, die ich gerade lese gepostet und festgestellt, dass Pommes vegan sind. Banalitäten, aus denen sich sicherlich einiges über meine Person ableiten läßt, aber nichts, was mich jetzt persönlich tangiert. Du wirst auf meinem Profil sicherlich nie etwas lesen, daß mein Gefühlsleben tatsächlich spiegelt oder aber wirklich persönlich ist. Wohl gemerkt ich spreche hier nur von mir, auch mir ist klar, daß 80 % der Nutzer das Netz keineswegs durchdacht nutzen, daß ein großteil der Facebookprofile frei zugänglich sind und durchaus sensible Daten beinhalten und eben für diese Menschen hätte ich mir ein sinnvolles durchaus witziges Buch gewünscht, das sachlich und unterhaltsam über diese Dinge aufklärt.
    Mein Problem ist, daß ich von mir häufig auf andere schließe, nur weil ich mich über die von mir genutzten Medien und ihrer Funktionsweise im Klaren bin, heißt das nicht, daß das jeder andere auch ist. Stimmt, das sollte ich verinnerlichen.


    Also ergänze ich den von dir monierten Satz, um es verständlicher zu machen: meine von mir bewußt und gewollt ins Netz gesetzten Daten, darf jeder Konzern (Facebook, Google, Amazon, etc.) gerne nutzen, um mein Nutzungserlebnis persönlicher zu gestalten.


    Betrachten wir zum Beispiel mein Vegan-Projekt, kaum hatte ich darüber gepostet, tauchten am Rand meiner Seite Werbung zu Veganensupermärkten, Restaurants und weiterem auf. Was ist daran schlecht? Natürlich sollte man diese "Angebote" sehr genau prüfen und sich selbst auch sehr genau hinterfragen, brauche ich das wirklich, bevor man sie in Anspruch nimmt. Ich persönlich finde es aber angenehm auf mich abgestimmte Werbung angezeigt zu bekommen, als den dreihundertsten Abnehmdrink, bei einem Körpergewicht von 47 kg präsentiert zu bekommen. Genauso gerne nutze ich meine Payback-Karte und wenn das Unternehmen dadurch erfährt, daß ich einmal im Monat eine Packung Tampons bei DM kaufe, dann dürfen die das gerne wissen, so bahnbrechend ist diese Neuigkeit nicht und wenn ich dann einen Monat lange keine Tampons kaufe, darf man mir auch gerne sofort Babykleidung per Angebotsnewsletter ins Haus schicken... das ist PRAKTISCH!


    Grundsätzlich sind wir meinungsmäßig gar nicht so weit auseinander, darum verstehe ich die Diskussion hier auch nur bedingt, bzw. bin mir nicht sicher, was genau du mit den durchaus provozierenden Worten zum Einstieg eigentlich bezwecken wolltest.


    Natürlich tut Aufklärung Not, natürlich ist es wichtig, bewußt das Internet zu konsumieren und sich vorallem über die genutzten Programme zu informieren und die eigene Entscheidung zu fällen, ob man dies will oder nicht.
    Die Einstellungen zur Privatsphäre bei sozialen Netzwerken ist etwas unheimlich wichtiges und selbst halbwegs intelligente Menschen irritieren mich immer wieder, weil sie beispielsweise jedem mitteilen, daß Ihnen die "Anonymer Sex auf Parkplätzen"-Gruppe gefällt. Da bin ich durchaus bei dir, pesönliche Daten im Netz sollten geschützt und sinnvoll gestreut werden, darum benötigen vorallem Kinder und Jugendliche oder auch naive und unbedarfte Menschen Hilfestellungen und Anleitung, was sie jedoch nicht brauchen, ist die düstere Schwarzmalerei des Autors.


    Das Internet bietet unwahrscheinlich viele schöne und bereichernde Möglichkeiten. Ich habe über meine diversen Kochgruppen mittlerweile unheimlich viele Menschen kennengelernt, die sich für gleichgeartete Dinge interessieren, viel einfacher, als das ohne das Internet möglich wäre. Ich habe Freunde gefunden, die ich sonst nie kennengelernt hätte. Ich finde Informationen zu für mich relevanten Dingen in einer Geschwindigkeit und Fülle, die ohne das Internet und die Konzerne, die die Möglichkeiten regelmässig erweitern (sicherlich nicht gänzlich uneigennützig), früher niemals möglich gewesen wären. Ich lerne Häkeln über Youtubevideos (Youtube bekommt vom Autor auch ordentlich sein Fett weg, sicherlich nicht gänzlich unbegründet, aber in einer Heftigkeit, die mich leider auch hier immer wieder einen Neid auf die Idee und den daraus resultierenden Reichtum vermuten läßt), lese sehr ausgefeilte Beiträge "echter" Blogger zu diveren Themenbereichen, werde auf Produkte aufmerksam, die ich früher übersehen hätte und die heute mein Leben deutlich erleichtern. (Ein Tupperware Orangenschäler beispielsweise...) Ich kann mir sehr schnell sehr viele diffenzierte Meinungen und Informationen zu einem bestimmten Thema zusammen suchen, um mir dann selbst meine Meinung zu bilden, daß dies bei weniger klugen oder gar leichtgläubigen Menschen dazu führt, daß Meinungen gebildet werden, obwohl eine wirkliche Grundlage da ist, brauchen wir nicht zu diskutieren, daß wird vorallem bei satirischen Postings beispielsweise des Postillion und den manchmal doch irritierenden Reaktionen darauf (Als kleinen Google-Anreiz empfehle ich die Tofu-Hühner :anbet :rofl ) sehr deutlich.


    Für gänzlich falsch halte ich die Panikmache und Hetze, wie der Autor sie hier betreibt, das ist weder unterhaltsam, noch lehrreich, geschweige denn wirklich informativ, zumal ich wie gesagt, sehr oft das Gefühl hatte, daß der Autor hier Informationen aus dritter Hand wieder gibt und selbst eine gewisse Ahnungslosigkeit in sich trägt.


    Was mir vorallem der Satz "weil die Eule nicht gewerblich arbeitet" vor Augen führt, ist, daß selbst du die Möglichkeiten des Internet nicht in Gänze durchschaust. Die Eule ist zwar sicherlich kein Großunternehmen, wenn ich mir aber ansehe, was das Amazonpartnerprogramm allein über mein Blog, dem du ja mangelnde Resonanz unterstellt hast, monatlich in meine Kasse spült, dann gehe ich davon aus, daß man von der Eule zwar sicherlich nicht leben kann, die Eule aber doch durchaus mittlerweile einen ganz netten Gewinn erwirtschaften sollte (vorallem vor dem Hintergrund, daß die dringend überholungswürdige Software nicht mehr aktualisiert wurde und bereits zwei Generationen veraltet ist.) auch die Zusammenarbeit mit den Verlagen im Zuge von Leserunden hat längst einen Werbecharakter angenommen und somit würde ich sagen, daß die Eule durchaus gewerblich ist, was den meisten Nutzern hier vermutlich nicht bewußt ist.
    Ich sehe es allerdings auch nicht als meine Aufgabe an, hier Aufklärung zu betreiben.
    Über das Amazonpartnerprogramm (das ja auch ich nutze) kann sich jeder schlau machen, der des Googlens mächtig ist. Und auch die Eule sammelt unsere Daten, was allein schon daran zu erkennen ist, daß bespielsweise meine vor Jahren erstellte und gewachsene Wunschliste schlichtweg nicht zu entfernen ist, außer ich opfere einen halben Tag meines Lebens und entferne jedes Buch einzeln. (Du siehst auch ich tue im Netz Dinge, die ich nicht rückgängig machen kann und die eventuell nicht so klug waren...)


    Um auf deinen letzten Absatz einzugehen, das ist sicherlich richtig, aber um eben dieses Denken in Gang zu setzen, erwarte ich als meiner Meinung nach halbwegsintelligente Leserin, daß eben auch mein Anspruch an Niveau, Respekt und Recherche erfüllt werden, das war hier nicht der Fall und aus diesem Grund, finde ich das Buch eben einfach nicht geeignet für das, was es will und als nicht empfehlenswert.


    Ich hatte es übrigens mit dem Hintergedanken ausgewählt, daß ich es meiner Mutter, die leider oder vielleicht auch gottseidank, eine Heidenangst vor dem Internet hat, im Anschluß zum Lesen geben werde. Ständig muß ich Paßwörter ändern, Sicherheitssysteme installieren, ihr Rechner, den sie nur zum Solitär spielen und gelegentlichen Surfen, seltene Emails oder die Suche nach Informationen nutzt, ist stärker abgesichert als Fort Knox, weil sie ständig Angst hat, ein böser Mensch könne sich in ihr Wlan hacken und die Urlaubsfotos der letzten 20 Jahre ansehen, daß daran niemand ein Interesse hegt, kann ich ihr trotz intensivster Versuche nicht vermitteln, was aber auch daran liegt, daß sie die Mechanismen des Internets einfach nicht mehr erfaßt und ich im Erklären leider nicht der Held und sehr ungeduldig bin.
    Jedes Nutzungserlebnis des Netzes ist bei ihr mit Angst verbunden, darum dachte ich, ein witziges Buch zu diesem Thema könnte ihr diese irrationale Angst nehmen, ihr die realen Gefahren aufzeigen und sie dabei vielleicht auch noch gut unterhalten.


    Nachdem ich das Buch nun gelesen habe, werde ich einen Teufel tun und meiner Mutter dieses Ding in die Hand geben, danach wird sie nie wieder auch nur eine Email verschicken oder bei Amazon nach einem Kochbuch suchen, das ich ihr dann bestellen muß, weil sie ihre Kreditkartendaten dort nicht angeben will...

  • Huhu, BJ.


    Ich habe Deinem Blog, in dem ich übrigens auch hin und wieder stöbere und mich dabei gut unterhalte, keine mangelnde Resonanz unterstellt. Ich wollte lediglich darauf hinweisen, dass die "klassischen" Blogger ganz andere Themen bearbeiten und über ganz andere Reichweiten verfügen.


    Ich weiß und verstehe durchaus, dass die Eule über das Amazon-Partnerprogramm Einnahmen generiert, vielleicht manchmal sogar Gewinne, wenn man nur die technischen Kosten berücksichtigt - und nicht die viele Zeit, die auch aufgebracht werden muss. Aber hinter der Eule steht keine Gewinnerzielungsabsicht; es ist nicht der Hauptzweck des Angebots, Geld über Bücher zu verdienen, die via Klick im Forum bestellt werden.


    Was Du zu Deiner persönlichen Sichtweise im Umgang mit Daten schreibst, ist durchaus interessant, aber ich muss den Vorwurf zurückreichen, dass Du "die Möglichkeiten des Internets" offenbar nicht in gänze durchschaust. Es mag sein, dass Du versuchst, keine sensiblen Informationen zu veröffentlichen, aber tatsächlich tust Du das rund um die Uhr, während Du vor dem Rechner sitzt. Es geht dabei nicht nur um die Daten, die Du direkt zur Verfügung stellst, also Informationen, die Du eintippst und irgendwo hinterlässt, sondern um Metadaten, interpolierte Informationen, Hintergrunddaten, Links und Bewegungsdaten und vieles, vieles mehr.


    Kleines Beispiel, das, wie ich finde, sehr anschaulich ist. Ich nutze, obwohl ich einen PKW besitze, ziemlich häufig das Carsharingsystem "Drive Now", das es in vielen deutschen Großstädten und Köln gibt. ;-) Das mache ich nicht nur, wenn mein Auto mal in der Werkstatt ist, sondern vor allem für Einwegfahrten, etwa, wenn ich mit meiner Frau ausgehe oder nach einem langen Bürotag noch in die Kneipe fahre, um bei zwei, drei Bierchen ein bisschen zu schreiben. Carsharing geht da viel schneller, ist billiger und drastisch komfortabler als Taxifahren, das ich natürlich für den Heimweg trotzdem nutze. Am nächsten Morgen fahre ich mit so einem Instant-Mietauto ins Büro, weil da mein eigenes Auto steht. Das ist eine lässige Sache. Ich rufe die App auf, die mir anzeigt, wo welche Autos stehen, suche mir einen Wagen aus, buche ihn, marschiere ein paar Meter und stelle die Karre dann am Ziel einfach irgendwo ab. Sekunden später erhalte ich per Mail die Kostenübersicht und ein paar Tage später die Abrechnung. Feine Sache. Im Prinzip.


    Tatsächlich aber verrate ich dem Anbieter durch dieses Verhalten eine Menge über mich. Er kennt nicht nur meine Wege - übrigens auch die Fußwege, sogar meine Gehgeschwindigkeit (ein interessante Information, wenn man mein Alter kennt - letztlich erlaubt das Mutmaßungen über meinen Gesundheitszustand) - und mein Mietverhalten (Zeiten, Dauer, Tage), nein, er weiß auch, wie schnell ich fahre, welche Fahrspuren ich benutze, welche Abkürzungen ich nehme und so weiter und so fort. Er kann letztlich mein Ausgeh-, sogar mein Trinkverhalten interpolieren, er weiß, welchen PKW-Typ ich bevorzuge, und durch die obligatorische Rückmeldung über die Sauberkeit des Fahrzeuginnenraums kann er sogar ermitteln, ob ich ein eher reinlicher oder in dieser Hinsicht unbesorgter Typ bin. Er weiß natürlich auch, welches Smartphone ich benutze, wann ich das Smartphone gewechselt habe, er kennt meinen iPad und meine PCs. Natürlich ist ihm auch bekannt, wo ich wohne, was in dieser Gegend die soziale Struktur ist, er kennt meine Kreditkartendaten und noch einiges mehr. Tatsächlich könnte er sogar relativ leicht herausfinden, ob ich im Auto ein System zur Warnung vor Radarfallen verwende. Er weiß, welche Radiosender ich bevorzuge und ob ich mich auf ein Navigationssystem verlasse - und wonach ich suche, wenn ich es denn verwende. Wenn ich noch eine Weile darüber nachdenke, fallen mir sicher noch mehr Daten ein, die ich letztlich über mich zur Verfügung stelle, ohne dass aktiv zu tun, also zu beabsichtigen. Dabei miete ich doch nur ein Auto und stelle es anschließend wieder irgendwo ab.


    Ich unterstelle diesem Anbieter - immerhin stehen BMW und Sixt dahinter - absolut nichts Schlechtes. Tatsächlich gehe ich davon aus, dass "Drive Now" ein solider und vertrauenswürdiger Dienstleister ist. Ob sich das allerdings über alle Menschen sagen lässt, die dort in der IT arbeiten, ist eine andere Frage. Die mir derzeit niemand beantworten kann. Dass die Daten zwischen App und Anbieter und Auto über "das Internet" übertragen werden, das selbst von Laien abgehört werden kann, muss man in diesem Zusammenhang nicht einmal erwähnen.


    Das Beunruhigende an diesem Beispiel ist, dass ich nichts darüber weiß, was da an Daten gesammelt, erraten, interpoliert wird. Bei einem vergleichsweise überschaubaren Dienstleister entsteht möglicherweise ein Profil von mir, auf das ich nicht den geringsten Einfluss habe, und von dem ich nicht weiß, ob und wo es weiter verwendet wird. Ich generiere, weil ich den Komfort des Angebots zu schätzen weiß, durch die ganz normale Nutzung eine Fülle von Informationen über mich, von denen ich eigentlich nicht möchte, dass sie jemand kennt. Ich denke nicht selten darüber nach, auf diese Option wieder zu verzichten, und zwar aus genau diesem Grund. Ich kann mich auch nicht daran erinnern, beim Vertragsabschluss eine ausführliche und wasserdichte Datenschutzerklärung erhalten zu haben. Die aber sowieso nutzlos wäre, gäbe es undichte Stellen in der entsprechenden Fachabteilung.


    Verstehst Du, worauf ich hinauswill? Dem Autor des hier diskutierten Buchs geht es vor allem um die oberflächlichen Strukturen, um das, was sich plakativ und provokant in ein paar lässigen Sätzen anprangern lässt. Tatsächlich aber ist das nur die Spitze eines monumentalen Eisbergs.


    Du bist, bei aller Offenheit, was Deine (von Dir vorgefilterten) Daten anbetrifft, eine kritische Person. Und immerhin hast Du auch auf diese idiotische Phrase "Wer nichts zu verbergen hat, ..." verzichtet, die in solchen Zusammenhängen reflexartig ausgeblubbert wird. Aber es geht (jedenfalls mir) auch nicht um diese oberste Ebene, obwohl sie fraglos im Fokus der Kritik stehen muss. Es geht um Zusammenhänge, die hergestellt werden können - und hergestellt werden -, obwohl man sie überhaupt nicht preisgeben wollte. Diese Datenmenge ist um ein Vielfaches gewaltiger als Postings, Nachrichten, Kommentare, geklickte Links und was es da sonst noch gibt. Und sie ist sehr viel aussagekräftiger. Und gefährlicher.

  • Tom,
    nur weil ich mich auf etwas nicht beziehe, heißt das nicht, daß es mir nicht bewußt ist.
    Vielleicht sollten wir uns darauf einigen, daß du mir ein Mindestmaß an Wissen und Intelligenz zugestehst, bevor du versuchst mir zu erklären, womit ich derzeit mein tägliches Brot verdiene.... (was zeigt, wie wenig
    man über Menschen, weiß, die man durch ihre "Omnipresenz" gut zu kennen glaubt.)


    Im Gegenteil mir ist an meinem derzeitigen Arbeitsplatz und der derzeitigen Tätigkeit sogar weit mehr bekannt, was so ein Smartphone alles (ungewollt und unbemerkt für den Nutzer) ins Netz schießt.
    Allerdings sehe ich neben den sicherlich lauernden Gefahren, einfach einen größeren Nutzen hinter der Geschichte, einen unheimlich hohen Komfort und das ganz sicher nicht bei den Strafverfolgungsbehörden, die der Datenflut und ihrer Auswertung nur in den Grundzügen gewachsen sind.


    Vor dem vergleichsweise geringen Risiko, daß irgend ein Großkonzern jetzt weiß, wo ich wohne und arbeite, wo ich meine Joggingrunde drehe. Runtastic lädt meine Laufroute hoch, natürlich tut das dieses Programm nicht einzig damit ich mich daran ergötze. Wo ich am liebsten einkaufe, welche Kinos ich besuch, sogar welche Filme ich gucke, all das ist dem Internet (als Oberbegriff) bekannt, allerdings kann ich so sehr ich auch darüber nachdenke den Nachteil daran einfach nicht erkennen, ja es ist möglich diese Daten zu "mißbrauchen" aber wozu genau?


    Wieder bezogen aufs Buch, das alles WEISS man, das ist nicht neu und da geht der gute Herr Autor eben überhaupt nicht ins Detail, versteckt sich hinter platten Aussagen und äußert Vermutungen, die für mich an der Realität teilweise vorbei gehen. (Wie gesagt, du solltest vielleicht wirklich das Buch lesen, bevor wir weiter sprechen.)


    Und was die Eule angeht, nun Facebook war auch in der Anfangsphase nicht dazu gedacht, Geld damit zu verdienen... trotzdem ist es zu einem der größten Unternehmen herangewachsen und die Eule ist, oder nein war, denn sie veraltet zusehends schneller und das Nutzungserlebnis ist einfach nicht mehr das gleiche, wie noch vor 10 Jahren, sicherlich ein Teil der Buchbranche, der vorallem Verlagen und Autoren als Marketinginstrument durchaus nicht unbekannt ist.
    (Daß die Eule sich diese Dienstleistung nicht bezahlen läßt (wenn es denn so ist), ist dann wohl eher ein Problem von nicht genutzten Chancen. Lovelybooks, Vorablesen, Amazon Vine und co bitten, Verlag oder Autor nämlich durchaus zur Kasse für die "Dienstleistung" einer Leserunde, eines Gewinnspiels oder von gesteuerten Freiexemplaren zur Rezension. )

  • Och, BJ.


    Du weißt, dass ich Dir deutlich mehr als ein Mindestmaß an Wissen und Intelligenz zubillige. Allerdings muss ich Dir auch mindestens partielle Naivität unterstellen. ;-)


    Zitat

    allerdings kann ich so sehr ich auch darüber nachdenke den Nachteil daran einfach nicht erkennen, ja es ist möglich diese Daten zu "mißbrauchen" aber wozu genau?


    Du weißt wirklich nicht, wie man Informationen - sogar direkt und in verbrecherischer Weise - missbrauchen könnte, die da etwa über eine bestimmte Person verraten, wann sie wo joggt und mit wem, welches Freizeitverhalten sie allgemein an den Tag legt usw. usf.? Du siehst mich verblüfft. Zumal es viele Beispiele von solchen Missbräuchen gibt.


    Aber es geht nicht nur um diese direkte Fehlnutzung. Es geht auch darum, dass Du manipuliert wirst, was Du als Bequemlichkeit und Komfort (miss)deutest, dass aber all diese Informationen, die da gesammelt und erraten und interpoliert werden, auch falsch sein können, also ein völlig verzerrtes Bild Deiner Person abliefern - mit ungewissen Folgen. Daten werden gehandelt und weitergereicht; kaum etwas ist derzeit wertvoller - nicht nur für die Werbeindustrie - als möglichst konkrete Profildaten über möglichst viele Leute. Die Schufa beispielsweise hat gerade einen Prozess gewonnen, in dem sie gezwungen werden sollte, die Hintergründe ihres Kreditwürdigkeits-Ratings offenzulegen. Das bedeutet umgekehrt, dass dieses Unternehmen, das zu den wichtigsten in seiner Branche gehört, nach wie vor auf mysteriöse und undurchschaubare Weise Daten sammelt und deutet, wovon das Ergebnis ganz konkrete Auswirkungen auf Dein Leben haben kann. Und auch die Schufa kennt Facebook, Google+ und so weiter. Sie wären mit dem Klammerbeutel gepudert, würden sie diese Quelle nicht nutzen.


    Ich sehe die Bequemlichkeit und den Komfort ja auch. Mein eigenes Leben ist hier und da ein wenig angenehmer geworden, leider zugleich auch unruhiger und schneller. Ich habe mich heute morgen beim Tanken dabei erwischt, Mails zu checken. Dabei habe ich fast verpasst, dass sich zwei Eichhörnchen auf einem Baum neben der Tankstelle ein spektakuläres Verfolgungsrennen geliefert haben. Eichhörnchen sind wichtiger als Mails. Die meisten Mails sind nämlich total belangloser Scheiß. Und es gibt kaum eine Elektronachricht, die wirklich sofortige Aufmerksamkeit verlangt und umgehend beantwortet werden muss. Wäre irgendwas wirklich so wichtig, würde derjenige anrufen.


    Aber - geschenkt. Ich verstehe Deinen Standpunkt, wenn ich auch nicht Deiner Meinung bin, gar diese elektronische Teilentleibung für einen fatalen Fehler halte, dessen Folgen viele Menschen kaum absehen können.


    Trotzdem danke für das interessante Gespräch! Und hör auf, hier rumzumuffeln, weil ich ausnahmsweise mal ein ganz kleines bisschen persönlich geworden bin. :grin

  • Ich muffel nicht, ich versteh nur deinen Beweggrund zu dieser Diskussion nicht.


    Zum Thema Datenmißbrauch, natürlich sind mir die Fälle bekannt, Identitätenklau, Phishing, alles nicht unbekannt und vorhanden, ja klar.


    Aber siehst du tatsächlich und realistisch, den Vergewaltiger, der sich erst meine Laufroute beschafft, in dem er sich in die Server von Runtastic hackt und mir dann dort auflauert?
    Und das auch noch im großen Stil, damit es sich richtig lohnt gleich bei allen tausenden Nutzern?
    Siehst du die Einbrecherbande, die tatsächlich Facebookkonten sichtet, um die Aushäusigkeit der Opfer zu überprüfen?


    Ja, das alles findet sicher in einigen Fällen statt (wobei ich hier eher an Zufall oder genutzte Gelegenheiten, als an die gezielte Suche nach Opfern denken würde), deshalb sollte man nicht sorglos sein, aber die Besorgnis, die der Autor zu schüren versucht, weil eventuell jemand Zugriff auf meine Cloud erlangen und sich dort durch 500 Urlaubsfotos klicken könnte, die finde ich sicher in begrenztem Maß als sinnvoll, in der Form, wie er es tut allerdings als weit am Ziel vorbei.


    Einigen wir uns soweit, daß eine gewisse Vorsicht mit dem Medium Internet sicherlich den meisten Menschen nicht schaden würde und vorallem, daß es wünschenswert wäre, wenn sich jeder mit den Möglichkeiten und den damit verbundenen Gefahren des Internets auseinandersetzen sollte.


    So lange ich aber immer noch Aufrufe bei Facebook lese, daß jeder der eine Spieleanfrage schickt sofort von der Freundesliste geschmissen wird, weil man selbst zu faul ist, sich mit den einfachsten Einstellungen auseinander zu setzen, sehe ich die Gefahr nicht im Internet, sondern in der Faulheit, Dummheit, Uninformiertheit und begrenzten Weitsicht der Menschen an sich...


    und eben deshalb würde ich mir ein Buch, in der Art wie dieses hier wünschen, allerdings eines, das ich ernst nehmen kann, in dem der Autor keine Gossensprache verwendet, es weniger Tippfehler gibt und man sich nicht auf Kosten anderer belustigt.


    Schreib doch mal bitte eins, ich kann grad nicht... :chen

  • Zitat

    Original von Babyjane
    Ich kann mir sehr schnell sehr viele diffenzierte Meinungen und Informationen zu einem bestimmten Thema zusammen suchen, um mir dann selbst meine Meinung zu bilden, daß dies bei weniger klugen oder gar leichtgläubigen Menschen dazu führt, daß Meinungen gebildet werden, obwohl eine wirkliche Grundlage da ist, brauchen wir nicht zu diskutieren, daß wird vorallem bei satirischen Postings beispielsweise des Postillion und den manchmal doch irritierenden Reaktionen darauf (Als kleinen Google-Anreiz empfehle ich die Tofu-Hühner Anbeten ROFL ) sehr deutlich.


    Der Postillon ist super, wird aber ohne <i> geschrieben. :lache


    Aktuell grade auch ein sehr schöner Artikel aus der Rubrik "Wissenschaft/ Familie":


    Skandal erschüttert Pornoszene: 38 Prozent aller "MILFs" haben gar keine Kinder.


    Danke für den Buchtipp, hört sich ja interessant an, auf jeden Fall sorgt es ja für Gesprächsstoff. Ist gekauft.

    Ailton nicht dick, Ailton schießt Tor. Wenn Ailton Tor, dann dick egal.



    Grüße, Das Rienchen ;-)

  • Huhu, BJ.


    Du siehst es persönlich (übrigens auch das Buch). Das ist zulässig, aber nicht sehr sinnvoll, wenn man allgemein über eine Sache redet.


    Die möglichen Vergewaltiger und Einbrecher sind Exponenten; tatsächlich gibt es sie. Aber es gibt auch eben nicht nur diese unmittelbare Ebene, sondern sehr, sehr viel dahinter und darunter. Deine Sorglosigkeit bezogen auf ein paar Urlaubsbilder in der Cloud kann ich sogar nachvollziehen, obwohl ich sie nicht teile. Aber die (meisten) Leute lagern ja nicht nur Urlaubsbilder dort oder anderswo. Letztlich bleibt: Es kann sein - und ist sogar ziemlich wahrscheinlich -, dass wir, allgemein gesprochen, unsere Faulheit und Bequemlichkeit recht teuer erkaufen. Ich halte das sogar für eine recht unumstößliche Tatsache. Nicht notwendigerweise bezogen auf Deinen Einzelfall, der aus vielen Gründen nicht exemplarisch ist. Sondern eben auf die Allgemeinheit, die noch weniger weiß als beispielsweise ich, aber naiv und leichtgläubig all diese Techniken bis in ihre Intimbereiche vordringen lässt, ohne auch nur zu ahnen, was dahintersteckt.


    Und ebenso mag es sein, dass Facebook in Deinem Fall nützlich, vorteilhaft und ungefährlich ist. In den meisten Fällen aber ist es zeitfressender Totalschwachsinn, bei dem sich die Nutzer zu nützlichen Idioten machen, deren Daten genüsslich und gewinnbringend ausgeweidet werden, weil das der einzige Zweck dieser Veranstaltung ist. Was übrigens auch schon der Zweck der Vorgängerveranstaltung ("facemash.com") war, die sich Zuckerberg ausgedacht hatte.

  • Ich finde Eure Disskussion hier viel interessanter als das Buch - macht doch davon ein Buch! :-]
    Ich bin ja ein absoluter Datenverweigerer, benutze kein Facebook (meine Kinder auch nicht) und versuche einfach so wenig wie möglich über das Datennetz über mich preis zu geben. Ich bin schon gläsern genug. Wer mich finden will, findet mich auch, denn ganz "ohne" geht es ja leider nicht. Ich habe mir jetzt erst ein, ausgedientes, Touch-DingsHandy von meiner Tochter zugelegt, aber im Prinzip nur, damit ich mit meiner ehemaligen Lerngruppe kommunizieren kann und mit meinen Kindern. Vorher ging das Uralthandy, mit dem man nur telefonieren und eine SMS verschicken konnte auch und hat im Prinzip auch gereicht. Ich verweigere Stöpsel im Ohr, ich will ja mit meiner Umwelt kommunizieren. Leider ist das ja schon fast nicht mehr möglich, ich krieg immer Zustände, wenn ich junge Mütter sehe, die beim Spazieren gehen mit dem Kinderwagen - nur auf ihr Handy starren!!!! Was machen die da!?!?!?!? Aber das ist ja nochmal ein anderes Thema.

  • Ich komme mal zurück zum Buch und zum Autor:


    Zitat

    Andreas Hock, Jahrgang 1974, schreibt seit 15 Jahren für verschiedene Zeitungen und Magazine.


    Er ist also Journalist und das erklärt doch alles. :fetch
    Journalisten haben Angst vor dem Internet und vor Bloggern. Was sie darüber schreiben ist tendentiös. Das ist so im Spiegel wie auch in jeder Provinzzeitung. Sie sehen das alles als Gefahr und hetzen gegen Google, E-Bay, Blogs usw.


    Google und Ebay nehmen ihnen die Inserate weg, Blogs nehmen Leser. Und facebook nimmt uns die Zeit, Zeitung zu lesen. Dabei ist Google besser als jeder Journalist. Google beantwortet meine Fragen. Zwar nicht immer ohne Reklame, aber es bewntwortet sie. Keine Zeitung tut das.


    Wie der Computer viel primitive Büroarbeit überflüssig gemacht hat, macht das Internet einen Teil der Journalisten überflüssig und dagegen wird gehetzt.
    :bruell
    Internet-Nutzer, macht euch nichts draus, was Journalisten über das Netz denken und schreiben. Es ist Neid und Angst und manchmal auch noch Schrott. :wave