Sabine Lenz: Die Fähgikeit zu sterben. Meine psychologische Arbeit mit Krebskranken.

  • Sabine Lenz: Die Fähgikeit zu sterben.
    Meine psychologische Arbeit mit Krebskranken.
    Rowohlt 2014. 208 Seiten
    ISBN-13: 978-3498038038. 19,95€


    Verlagstext
    «Ich erzähle Geschichten von den Lebensrändern, weil ich Psychoonkologin bin. Seit ich Menschen begegne, denke ich in Geschichten. Und seit ich mich erinnern kann, frage ich nach dem Wie. Geschichten sind das Gegenteil von Reportage, Analyse und Diskurs. Sie sind, wie sie sind, weil jemand sie so und nicht anders erzählen wollte. Es gibt Geschichten, die man über sich selbst erzählt, und solche, die man über andere erzählt. Beides kann gelingen oder nicht. Dies hier ist das Wagnis, aus der Psychoon kologie auf eine sehr persönliche Weise zu berichten, und mehr als irgendjemanden sonst werden die Texte vor allem mich selbst sowohl bedecken wie entblößen.»


    Die Autorin
    Sabine Lenz ist 1951 geboren und aufgewachsen in Deutschland. Nach verschiedenen Studien in Hamburg kam sie 1975 in die Schweiz, wo sie in Zürich ein Psychologie-Studium und eine Psychotherapie-Ausbildung absolvierte. Sie arbeitet seit vielen Jahren in der onkologischen Abteilung eines Schweizer Krankenhauses.


    Inhalt
    Psychoonkologie ist die psychotherapeutische Arbeit mit Krebskanken. Onkologie und Psychologie gemeinsam können die psychische Gesundheit eines Patienten wiederherstellen, damit der Körper gesunden oder der Tod angenommen werden kann. Die Psychotherapie Krebskranker sieht die Therapeutin als Geschenk an die Erkrankten; denn "der Krebs sucht sich nicht nur psychisch unbeschadete Menschen". Sabine Lenz fasst Erlebnisse mit Patienten in Geschichten, die spürbar auch der Selbstreflektion dienen. "Geschichten von den Rändern des Lebens" nennt sie ihren sehr persönlichen Rückblick auf ein Berufsleben mit - für Patient und Therapeut - belastenden Diagnosen und Therapien, mit Verlusten von Lebenszeit und körperlicher Attraktivität. Psychotherapie befasst sich nicht mit Tatsachen, sondern mit mit Bedeutungen, betont die Autorin. Ihre Patienten leiden nicht an etwas, sondern unter der Bedeutung, die sie den Ereignissen geben. Die Veränderung der Deutung einer Nachricht kann aus einer schlimmen eine weniger schlimme Tatsache machen, sie kann selbst Denk- und Sprechverbote zum Thema Tod überwinden. Für diese veränderte Sichtweise will eine Therapie den Patienten gewinnen. Sabine Lenz zeigt an ausgewählten (anonymisierten) Fallgeschichten, wie das Selbstbild eines Patienten und der Blick der Angehörigen auf den Erkrankten das Erleben einer unheilbaren Krankheit bestimmt.


    Fazit
    Vom bildhaften Erleben der Krankheit durch Lenz' Patienten habe ich als medizinischer und psychologischer Laie stark profitiert. In der Schulung von Angehörigen oder ehrenamtlichen Sterbebegleitern lässt sich das Erleben von Krebskranken mit diesen Bildern sehr direkt vermitteln. Leider bleiben Sabine Lenz' Geschichten durch das gewählte intellektuelle Sprachniveau vermutlich ein reines Fachbuch für Therapeuten, zu dem nur wenige Laien Zugang finden.


    8 von 10 Punkten