Hermann Hesse - Kurgast. Aufzeichnungen von einer Badener Kur

  • Kurzbeschreibung:


    Eine Badereise mit ihren tragikomischen Alltäglichkeiten wird dem Dichter zum Anlaß, das Zusammenleben der Menschen in einer Folge von gutgelaunten, idyllischen, philosophisch beschaulichen Szenen zu durchleuchten.


    Meine Meinung:


    Der große Hermann Hesse litt frühzeitig unter rheumatischen Beschwerden, „Kurgast“ hat seinen ersten Kuraufenthalt im Schweizerischen Baden zum Inhalt.


    Sehr selbstironisch, mit großer Lust am Philosophieren und sprachmächtig wie kaum ein anderer erzählt Hesse aus diesen Wochen; vieles natürlich überspitzt, nichtsdestotrotz oder gerade deswegen sehr amüsant.


    Vom eigentlichen Kurablauf erfährt man nicht so wahnsinnig viel, dafür gibt es ausführliche Szenen wie das Aussuchen des idealen Zimmers bei der Ankunft für einen nervösen Poeten; seinem Zimmernachbarn, dem Holländer, ist ein großes Kapitel gewidmet, das vielleicht gar Pate stand für eine Figur im „Zauberberg“ von Thomas Mann, es finden sich mannigfache Reflexionen und Betrachtungen und einiges mehr.


    Ich habe „Kurgast“ gerne gelesen und nehme mir dieses Büchlein zum Anlaß, in nächster Zukunft wieder einmal die großen Romane von Hermann Hesse zur Hand zu nehmen.

  • Ein wunderschönes, vielseitiges Büchlein!


    Hesse hat seine persönlichen Eindrücke vom Kurbetrieb festgehalten. Humorvoll und überzeichnend beschreibt er die Vorgänge in Hotel, Speisesaal und Spielsaal. Er beobachtet seine eigenen seelischen Vorgänge, die ihn zuerst langsam niederdrücken, doch dann befreiend aufleben lassen. Gerade die Szene, als der Knoten platzt, ist meines Erachtens die Beste in dem Buch. Sie steigert sich langsam, genauso wie mein Lachen, erst still, dann grinsend und kichernd, zum Schluss laut ausbrechend.
    Gegen Ende überwiegen philosophische und spirituelle Gedanken über die zwei Pole der Menschen, Geist und Natur.