Ayana Mathis - Zwölf Leben (The Twelve Tribes of Hattie)

  • 10:16 Stunden
    ungekürzte Lesung
    Sprecher: Adenrele Ojo, Bahni Turpin, Adam Lazarre-White
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    Zum Inhalt (vom Verlag)
    Als Hatties Zwillinge, Philadelphia und Jubilee, im kalten Winter des Jahres 1925 an Lungenentzündung sterben, weil es keine Medikamente für sie gab, zerbrechen alle Träume. Hatte der Norden nicht Gleichheit und Wohlstand versprochen, hatte das Leben in dem kleinen Haus an der Wayne Street nicht nach Zukunft geschmeckt? Hatte August, Hatties Mann, nicht prophezeit, dies sei nur der Anfang, und bald hätten sie ihr eigenes Haus? Kaum etwas von ihren Hoffnungen wird sich erfüllen, und der Schmerz über den Tod der beiden Erstgeborenen überschattet Hatties Dasein. Nichts wird so dauerhaft sein wie dieser Schmerz, und er wird sich fortschreiben in die nächste Generation.



    Meine Meinung
    Es ist schon eine Weile her, dass ich dieses Buch gehört habe, doch als ich am Samstag die deutsche Übersetzung sah, fiel mir ein, dass ich noch keine Rezi geschrieben hatte.


    Hinter dem ungewöhnlichen englischen Titel "Die zwölf Stämme von Hattie" verbirgt sich ein ganz anderes Buch, als es der Klappentext vermuten ließ. Denn erwartet hatte ich eine Familiengeschichte, in deren Mittelpunkt Hattie selbst, ihr Ehemann und die von ihnen gegründete Familie stehen würde. Bekommen habe ich eine Sammlung von lose miteinander verbundenen Geschichten, Ausschnitte aus Hatties Leben über einen Zeitraum von rund 60 Jahren.


    Vielleicht sollte ich an dieser Stelle erwähnen, dass ich Kurzgeschichten in der Regel nichts abgewinnen kann, vielleicht durch die ausgiebiges interpretieren-müssen in der Schule. Daher spricht es deutlich für dieses Buch, dass ich es überhaupt zu Ende gehört habe und auch eine Rezi schreiben möchte. Mitzuverdanken ist dies auch den ausgezeichneten Sprechern Adenrele Ojo, Bahni Turpin und Adam Lazarre-White.


    Sprachlich erscheint es mir passend zur damaligen Zeit und dem Umfeld der Hauptfiguren, wobei es nur mein subjektiver Eindruck ist, dass vor allem die wörtliche Rede nicht aufgesetzt oder übertrieben wirkt.


    Ayana Mathis wählt unterschiedliche mehr oder minder isolierte Ereignisse aus dem Leben von Hattie aus, in der Zeit zwischen den 1920ern und 1980er Jahren. So werden Veränderungen in der amerikanischen Gesellschaft deutlich, einige politische Ereignisse spielen eine Rolle während der ausgesuchten Episoden und natürlich erleben die Leser mit, wie Hattie selbst sich verändert und wie ihr Leben verläuft.


    Zu Beginn ist sie noch nicht volljährig und voller Sorge um ihre kranken Zwillingsbabys, die sie trotz aller Liebe nicht am Leben erhalten kann. In den folgenden Jahren spielt das Leben Hattie immer wieder übel mit. Sie zieht neun Kinder in einer kleinen Hütte auf, ihre Hoffnungen auf ein besseres Leben zerbrechen immer wieder, der "American Dream" bleibt für sie genau das - ein Traum. Ihr Ehemann ist weder ein zuverlässiger Ernährer der Familie noch ein treuer Ehemann. So bleibt es an Hattie, die notwendige Willensstärke aufzubringen, um alle Kinder durchzubringen ohne an sich selbst zu denken. So gibt sie ihnen materiell so viel wie irgend möglich, nur nicht die Liebe, nach der sich ihre Kinder so sehr sehnen.


    Hattie ist sich dessen bewusst und kann nur hoffen, dass ihre Kinder in der grausamen, harten Welt draußen irgendwie überleben werden, dass sie als Mutter sie dafür stark genug gemacht hat.


    Während Hattie trotz der teilweise großen Zeitsprünge zwischen Episoden für mich eine lebendige Figur wurde, blieben mir ihre Kinder ausnahmslos recht fremd, denn jedem Kind ist ein Kapitel zugeordnet. In den anderen Kapiteln spielen dann andere Geschwister die Hauptrolle und auch Hatties Ehemann taucht immer wieder auf.


    So gelingt der Autorin zwar eine eindrucksvolle und leider düster-realistische Darstellung des Lebens einer afroamerikanischen Familie in den USA im 20. Jahrhundert, die mir jedoch zu sprunghaft war mit zu vielen Figuren, die mehr Raum hätten bekommen sollen.


    Fazit
    Ayana Mathis beschreibt das Leben einer fiktiven Afroamerikanerin namens Hattie im 20. Jahrhundert, das härter kaum sein könnte. Durch zahlreiche Episoden aus Hatties Leben, teilweise aus Sicht ihrer neun überlebenden Kinder erleben die Leser mit, wieviel Willensstärke in jener Zeit zum Überleben im Hamsterrad notwendig war. Hattie habe ich immer wieder etwas mehr Glück gewünscht, mir selbst mehr Informationen über die Zeit zwischen den verschiedenen Episoden und auch über ihre Kinder.


    Eindrucksvoll, düster und eher etwas für Liebhaber von Kurzgeschichten.


    PS. Ich habe die unten verlinkte englische Fassung gehört.

    "It is our choices, Harry, that show what we truly are, far more than our abilities." Albus Dumbledore
    ("Vielmehr als unsere Fähigkeiten sind es unsere Entscheidungen, die zeigen, wer wir wirklich sind.")

  • Die oben verlinkte deutsche Fassung umfasst:


    4 CDs
    5:36 Stunden
    Sprecherin: Regina Lemnitz
    Hörprobe beim Verlag: *klick*

    "It is our choices, Harry, that show what we truly are, far more than our abilities." Albus Dumbledore
    ("Vielmehr als unsere Fähigkeiten sind es unsere Entscheidungen, die zeigen, wer wir wirklich sind.")