"Korallenfeuer" von Isabel Beto

  • •Taschenbuch: 496 Seiten
    •Verlag: rororo; Auflage: 2 (1. April 2014)
    •Sprache: Deutsch
    •ISBN-10: 3499267225
    •ISBN-13: 978-3499267222


    Inhaltsangabe:


    "Du gehörst mir. Weil du der wichtigste Mensch für mich bist." Nichts wünscht sich Noëlle sehnlicher, als einmal diese Worte zu hören. Doch jemand anderem zu gehören, ist für sie grausame Wirklichkeit: Sie ist Sklavin auf der Seychellen-Insel Mahé. Als Heilerin hat Noëlle sich Respekt erworben, aber Nähe spürt sie nur zu ihrem geliebten Onkel. Als dieser schwer verletzt wird, ist Noëlle verzweifelt. Ihre einzige Hoffnung: der Schiffsarzt der Fregatte, die gerade vor Mahé ankert. Dieser Mann löst etwas aus in Noëlle - etwas Tiefes und Dunkles. Sie ahnt nicht, was er verbirgt. Was ihn zwingt, ein Leben ohne Vergangenheit zu führen.


    Autoreninfo:


    Isabel Beto arbeitete als Malerin, bevor sie anfing zu schreiben. Die Farben Südamerikas haben sie schon immer besonders fasziniert, und sie liebt es, ganz in ihren Geschichten und Bildern abzutauchen und so fremde, exotische Welten erleben zu können.


    Meine Meinung:


    Titel: Freiheit ist das höchste Gut…


    Die Geschichte spielt Anfang des 19. Jahrhunderts auf der Seychellen- Insel Mahé. Noëlle ist das Ergebnis einer Liebelei zwischen einer Weißen und einem schwarzen Sklaven, aber ihre helle Haut schont sie nicht davor eine Sklavin zu sein. Doch dann taucht eines Tages der gutaussehende Schiffsarzt Thierry Carnot auf, der ihr Leben von Grund auf verändert, denn dieser junge Mann bewegt etwas in ihr. Aber warum verhält er sich immer so komisch als wäre er auf der Flucht? Birgt er etwa ein Geheimnis?


    Der Autorin gelingt es mit dieser Geschichte den Leser in ein Paradies zu führen, welches gar keines ist. Mir haben vor allem die bildhaften Landschaftsbeschreibungen gefallen, da möchte man sofort in den Urlaub hin verreisen. Ansonsten ist die Erzählweise sehr gemütlich, das Geschehen kommt nur langsam ins Rollen, aber das braucht der Roman auch um die Atmosphäre und die Personen einen nahe zu bringen.


    Noëlle ihr Schicksal weiß zu fesseln und man fühlt und leidet mit ihr. Die Liebesgeschichte kommt mit leisen Klängen daher, bei der man das Prickeln förmlich spüren kann.


    Ich finde besonders gelungen, dass hier die Geschichte eines Landes näher beleuchtet wird, über das ich bisher noch nichts gelesen habe, denn einige handelnde Protagonisten gab es auch im wirklichen Leben. Auch die Sklaverei wird thematisiert ohne etwas zu beschönigen.


    Etwas gewöhnungsbedürftig empfand ich die Schilderungen der Krankheiten und den ärztlichen Behandlungsmethoden, aber genau das versetzt einen erst in die richtige Zeit.


    Fazit: Um sich in eine andere Welt und in eine andere Zeit träumen zu können der ideale Roman. Ich empfehle ihn gern weiter.


    Bewertung: 8/ 10 Eulenpunkten

  • Seychellen, Anfang des 19. Jahrhunderts.
    Die Seychellen Insel Mahé ist das Paradies auf Erden. Zumindest für die weißen Herren der Insel, die französischen Kolonialmächte. Weniger paradiesisch gestaltet sich das Leben der Plantagenarbeiter und Sklaven. Noëlle ist ein Mischlingskind, von ihren Eltern offensichtlich nicht gewollt, und gehört damit weder ganz zur einen noch zur anderen Seite. Sie gehört den Hodouls und hat es für eine Sklavin gar nicht so schlecht, wird anständig behandelt, aufgrund ihrer Kochkünste und ihrer Schönheit geschätzt und darf nebenbei dem Inselarzt Poupinel als Helferin bei der Behandlung von Kranken und Verletzten zur Seite stehen. Dennoch fehlt in ihrem Leben jemand, zu dem sie sich wirklich zugehörig fühlen kann.


    Eines Tages ankert eine franzöische Fregatte vor der Insel und neben der übrigen Besatzung kommt der junge Schiffsarzt Thierry Carnot an Land. Im Gegensatz zu Poupinel scheint ihm sehr viel an seinen Patienten zu liegen und er bemüht sich sehr um sie. Bald schon steht Noëlle auch ihm hilfreich zur Seite und die beiden fühlen sich unerklärlicherweise zueinander hingezogen. Doch sie bleibt eine schwarze Sklavin und Thierry verbirgt ein großes Geheimnis – haben sie trotz alldem eine Chance auf ein gemeinsames Glück?


    „Korallenfeuer“ versetzt den Leser direkt auf die paradiesische Insel Mahé. Die Landschaft und das entspannte Lebensgefühl auf der Insel werden großartig beschrieben, so entstehen beim Lesen direkt wunderbare Bilder vor dem inneren Auge. Nebenbei lernt man einiges über die Geschichte der Seychellen, denn die Autorin Isabel Beto alias Sabine Wassermann verknüpft geschickt die fiktive Liebesgeschichte zwischen Thierry und Noëlle mit realhistorischen Ereignissen und Personen, wie zum Beispiel dem Gouverneur der Insel, de Quincy, der seine Insel mit viel Verstand und auch Pragmatismus regiert und dafür von den Einwohnern sehr geschätzt wird.


    Ungerechtigkeit und Härte des Sklavendaseins werden aber auch erwähnt und zeigen die Schattenseiten des Paradieses. Schwarze galten als wenig mehr als Tiere und wurden bei Fehlverhalten entsprechend behandelt.


    Erst die Übernahme der Inseln durch die Briten und die Abschaffung der Sklaverei brachte hier Besserung.


    Ein tolles Buch mit einer schönen Liebesgeschichte vor traumhafter Kulisse!

  • London, 1790. Seth Morgan begleitet den Arzt als Lehrling zu einer Patientin. Auch wenn der Arzt eigentlich nicht in einem Bordell gesehen werden möchte, doch treibt ihn doch seine Ehre als Mediziner dort hin. Doch kaum betreten die beiden das Bordell wird schnell klar, es gibt keine Kranke, zumindest wurde er nicht deswegen gerufen.
    Lieutenant Bartholomew Sullivan wartet bereits auf die beiden, um sie im Namen der Royal Navy zum Marinedienst zu pressen.


    Mahé/Séchellen, 1811. Noëlle verrichtet als Sklavin ihren Dienst bei der angesehenen Familie Hodoul, als ein französisches Schiff in der Bucht auftaucht. Mit an Bord ein geheimnisvoller Arzt, der sich Thierry Carnot nennt. Als Noëlles geliebter Onkel bei der Arbeit schwer verletzt wird, bleibt ihr nur eine Wahl. Sie muss den geheimnisvollen Arzt Carnot um Hilfe bitten.
    Doch was verbirgt dieser geheimnisvolle Mann und wieso interessiert sich Noëlle so für ihn? Die Zeiten auf der beschaulichen Insel werden immer unruhiger und schnell droht alles über Noëlle zusammenzubrechen…


    Für mich ist es bereits das dritte Buch von Isabel Beto und wie immer fand ich sehr schnell Zugang zu dem Buch. Die ersten 100 Seiten waren fix gelesen und der Zauber der Seychellen hat mich schnell umschlungen. Bildhaft berichte die Autorin von dem kleinen Seth Morgan, wie er gewaltsam gepresst wird. Um dann die dunklen Bilder zu vertreiben und den Leser in einem Tropenparadies wieder auftauchen zu lassen. Die Farbenpracht, Exotik und das Flair von Mahé spiegeln sich bald im Kopfkino wieder und man mag nicht so recht an die schlimmen Erfahrungen glauben, die Noëlle und andere Sklaven auf der Insel machen müssen.


    Noëlle bleibt zunächst geheimnisvoll, man weiß wenig zu ihrer Herkunft und wieso sie so eine besondere Stellung im Haus ihrer Besitzer einnimmt. Doch kann man sie sich gut vorstellen und auch ihre Person wird sehr plastisch und sympathisch beschrieben. Schon bald wächst sie dem Leser regelrecht ans Herz.


    Die Autorin beschreibt aber nicht nur die schönen Seiten des Lebens auf der Insel. Auch die Frage nach dem Leben, der Hygiene und der medizinischen Versorgung wird beantwortet. Ebenso welche Regeln auf der Insel gelten, die politische Lage und natürlich auch die Bestrafungen, die einem Sklaven bei Verfehlungen drohen. Auch die medizinischen Behandlungen werden genauer beschrieben. Jedoch sind die Beschreibungen so gestaltet, dass man sich ein gutes Bild davon machen kann, aber nicht ins unappetitliche Detail gehen.


    Dem Leser wird recht schnell klar, dass hinter Thierry Carnot sich kein anderer verbirgt als Seth Morgan. Der kleine Junge, der damals gepresst wurde, ist erwachsen geworden und hat wohl einiges erlebt. Wie er aber zu den Franzosen kam und wie sein Weg von damals bis heute war, bleibt zunächst unklar. Klar ist nur, dass Seth unter der drohenden Angst leidet, dass sein Geheimnis entdeckt und er als Verräter hingerichtet wird. Seth traut sich kaum zu schlafen, aus Angst, er könne im Schlaf reden und alles damit verraten. Auch quälen ihn immer wieder Alpträume.


    In der Nähe von Noëlle und auf der Insel kommt er langsam ein wenig zu Ruhe, auch wenn die Angst ihm weiterhin erhalten bleibt.


    Die Geschichte ist spannend, einfühlsam und exotisch beschrieben. Sprachlich ist der Roman leicht verständlich, es kommen zwar einige Begriffe vor, die man nicht kennt, doch gibt die Autorin hier zur Erklärung einen Glossar am Ende des Buches mit.


    Fazit:
    Mit viel Liebe zum Detail flicht die Autorin einen zauberhaften Roman, bei dem die Geschichte Mahé den Leser erreicht und er sich dabei dennoch auf die Insel träumen kann, um einer verworrenen Liebesgeschichte zuzusehen, bei der man auf ein Happy-End hofft.

  • Rowohlt Verlag


    Die Autorin


    Isabel Beto arbeitete als Malerin bevor sie begann Bücher zu schreiben. Sie liebt es, in ihre Geschichten und Bilder einzutauchen und so fremde und vor allem exotische Welten erleben zu können. Im Rowohlt Taschenbuch Verlag erschienen bereits Die Bucht des grünen Mondes und An den Ufern des goldenen Flusses.


    Korallenfeuer


    Noelle ist Sklavin der wohlhabenden Familie Hodoul, in welcher sie einige Sonderstellungen genießt. Ganz im Gegensatz zu anderen Sklaven ihrer Zeit. Sie gehört durch ihre „milchkaffee“-farbene Haut weder zu den Weißen noch zu den Schwarzen, was sie des öfteren in Konflikte bringt. Als sich ihr Onkel, der ebenfalls Sklave ist, schwer verletzt, will sie nicht den ansässigen Arzt um Hilfe bitten, da dieser im Ruf steht zu trinken, sondern bittet den Schiffsarzt Thierry Carnot um Hilfe. Doch den jungen Franzosen umgibt ein tiefes Geheimnis, welches er niemandem zu offenbaren versucht. Doch Noelle entdeckt, dass Thierry viel mehr in ihr weckt, als sie zu hoffen glaubt und die beiden nähern sich immer mehr an. Auch der junge Arzt hat einen Narren an der schönen Sklavin gefressen. Aber Noelle ahnt nicht, was Thierry verbirgt und was ihn immer wieder dazu zwingt, ein Leben ohne seine Vergangenheit zu führen.


    Fazit


    Ein spannendes und emotionales Buch, welches vor allem durch die wunderbaren Landschaftsbeschreibungen der Seychelleninsel Mahé besticht. Unglaublich gern würde man als Leser selbst auf dieser Insel Urlaub machen und in einigen Szenen spürt man förmlich die Sonne und das Salz des Meeres auf der eigenen Haut. Besonders gut hat mir auch das Cover gefallen, welches die ganze Schönheit der Insel einfängt.


    Die beiden Hauptprotagonisten Noelle und Thierry sind beide auf ihre Weise spannend und reisen den Leser mit. Das Geheimnis um Thierrys Person, welches er tunlichst zu verheimlichen sucht, führt den Spannungsbogen durch das gesamte Buch. Erst im letzten Teil wird den übrigen Protagonisten offenbart, was es mit ihm auf sich hat. Der Leser erfährt es schon zu Beginn, da das erste Kapitel in London 1790 mit seiner Geschichte beginnt. Die Angst, die Thierry ständig mit sich herumträgt, wird dem Leser nur zu oft deutlich vor Augen geführt.


    Das Thema, welches sich durch das ganze Buch zieht, ist vor allem der grausame Umgang mit den Sklaven. Nicht nur, dass sie für das kleinste Vergehen bestraft werden, es sind vor allem die harten Strafen, welche dem Leser immer wieder ins Auge springen. Sogar Noelle, die sich nur verteidigen wollte, kommt in die Gefahr einer solchen Strafe zu erliegen. Sehr oft empfand ich es als ungerechtfertig und grausam. Auch die medizinischen Kenntnisse zu der Zeit beeindrucken sehr, denn mit den wenigsten Materialen gelingt es den Ärzten, unter größten Schmerzen seitens der Patienten, sogar Nierensteine zu entfernen. Der Autorin gelingt es, diese Strapazen sehr bildhaft darzustellen.


    An einigen Stellen fand ich das Buch ein wenig langwierig und auch mit den vielen Protagonisten kam ich das ein oder andere Mal durcheinander. Trotzdem ein schönes Buch, welches sich zu lesen lohnt.


    http://immer-mit-buch.blogspot…lenfeuer-isabel-beto.html

  • Als ich zu diesem Roman griff, erwartete ich etwas ganz leichtes, seichtes für Sommerabende auf der Terrasse mit einem Glas Wein. Umso überraschter war ich, nicht die typisch kitschige Liebesschnulze in Händen zu halten. Die Autorin führt ihre Leser auf die Seychellen zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Sie beschreibt die Schönheit der Natur, die Vielfalt der Tier- und Pflanzenwelt auf eine Art und Weise, wie man sie selten in der Belletristik findet. Aber auch die politische Situation, um die Inselgruppe war ein Streit zwischen Frankreich und England entbrannt, wurde dem Leser verständlich nahegebracht. Dazu wurde sowohl das Leben der Kolonialisten als auch das der Sklaven nacherlebbar dargestellt.

    Noëlle ist Sklavin bei einer einflussreichen Familie, sie wird sehr gut behandelt und hat einige Freiheiten, die für eine Sklavin sicher nicht typisch sind. Aber sie ist auch eine heilerin und ihr Ansehen hat sie sich nicht zuletzt dadurch erworben. Als dann mit Thierry Carnot ein Arzt von einem französischen Schiff auf die Insel kommt, entspinnt sich eine leise, nicht vordergründige Liebesgeschichte, die diesem Roman ihren Charme dadurch verleiht, das ihr jeglicher Kitsch fehlt. Die Charaktere sind gut ausgearbeitet, sie hadern, zweifeln, sind alle sehr menschlich, kurz sie sind facettenreich gezeichnet.


    „Korallenfeuer“ ist ein sehr gut zu lesender, flüssig geschriebener (Liebes-)Roman, der den Leser gedanklich auf eine Reise schickt und eine Insel voller Naturschönheiten und vor ihm interessanter Menschenschicksale ausbreitet. Ich habe diesen Roman sehr gern gelesen und mit ihm unterhaltsame Lesestunden genossen.


    Ich habe dieses Buch als Wanderbuch lesen dürfen, noch einmal vielen Dank dafür.