Die Totenjägerin - Donato Carrisi

  • Kurzbeschreibung (gem. Amazon)
    Nicht alle Vermissten sind Opfer. Manche verschwinden freiwillig, um fortan im Dunkeln zu operieren. Um Rache zu nehmen. Oder einem perfiden Plan zu folgen, der Tote um Tote fordert. Es gibt nur eine Frau, die den geheimen Plan hinter den Morden erkennt. Eine Polizistin, die ganz allein agiert, fest entschlossen, den Vermissten ihr grausames Geheimnis zu entreißen ...


    über den Autor (gem. Amazon)
    Donato Carrisi, geboren 1973 in einem Dorf in Apulien, lebt in Rom. Er studierte Jura und spezialisierte sich in Kriminologie und Verhaltensforschung. Nach einer kurzen Tätigkeit als Anwalt arbeitet er heute als Drehbuchautor für Kino und Fernsehen. Sein Thriller »Der Todesflüsterer« war ein großer internationaler Erfolg und schoss auch in Deutschland weit nach oben auf die Spiegel-Online-Bestsellerliste. Zuletzt erschien von ihm auf Deutsch »Der Seelensammler«.


    meine Meinung
    Mila Vasquez arbeitet im Limbus, der Abteilung für vermisste Personen. Sie gibt die Fälle auch nach Jahren nicht auf. Deshalb wird sie eines Tages an einen blutigen Tatort gerufen. Der Täter? Ein vor 17 Jahren verschwundener Mann. Das Motiv? Im Dunklen. Vasquez muss sich nun ihrer eigenen Vergangenheit stellen, wenn sie den Fall lösen will. Denn viel zu schnell kommt es zu weiteren Morden...


    "Die Totenjägerin" ist der 3. Thriller von Donato Carrisi und er hat mir sehr gut gefallen. Die Ermittlerin Mila Vasquez spielte bereits in seinem Debüt "Der Todesflüsterer" eine Rolle und wird nun wieder mit ihren Ängsten konfrontiert.


    Die Geschichte um Vermisste, die zu Tätern werden, hat mich von der ersten Seite an in ihren Bann gezogen. Für mich ist diese Art der Erzählung neu und ich fand es sehr gut, wie der Autor sowohl seine Ermittler als auch seine Leser in die Irre führt. Dabei greift er auf klassische Ermittlertätigkeit nach dem Whodunnit-Prinzip zurück. In seinem Thriller sind Spürnasen gefragt und keine überragende Technik. Das hat mir sehr gut gefallen.


    Seine Figuren, allen voran Mila und der später hinzustoßende Simon Berish, sind nicht perfekt, aber auch nicht zu kaputt, als dass sie ins Klischee abdriften würden. Das Privatleben der beiden bleibt weitesgehend im Hintergrund und spielt nur dann eine Rolle, wenn es für die Story notwendig ist.


    Donato Carrisi hält sich mit blutigen Details zurück. Dennoch ist sein Buch spannungsgeladen, da er auf die psychische Komponente bei Morden und Vermissten setzt. Zudem erzählt er die Geschichte so leise, aber fesselnd, dass man beim Lesen gar nicht merkt, wie die Seiten verfliegen. Der Schluss hat mich dann vollends vom Hocker gehauen.


    Fazit: ein sehr guter Thriller, der für mich aus der Masse heraus sticht. Eine klare Leseempfehlung an alle Thriller-Fans. Achja, man muss die ersten beiden Bücher nicht gelesen haben, um in die Geschichte rein zu kommen.

  • "Die Totenjägerin" hängt zwingend mit "Der Todesflüsterer" zusammen. Ich denke schon, das man das erste Buch gelesen haben sollte, um das zweite richtig verstehen zu können. Es wird einfach zu oft auf den "Todesflüsterer" bezug genommen. Carrisis zweites Buch, "Der Seelensammler", behandelt ein anderes Thema.


    Donato Carrisis Thema ist die Manipulation. Dieses Grundthema hat mich von seinem ersten Buch an fasziniert Und sie hält auch hier an.


    "Die Totenjägerin" ist ein anspruchvolles Buch, das man konzentriert lesen sollte. Das Buch ist durchaus spannend und erzeugt eine dunkle Stimmung. Ich finde aber auch, das es eine recht konstruierte Story ist, die gerade gegen Ende schon etwas ins Unglaubwürdige driftet und für meinen Geschmack auch zu einfach endet. Wenn auch etwas offen, was auf einen weiteren Teil um Mila schließen lässt. Ein wenig hapert es für mich in der Tat hier und da an der Glaubwürdigkeit. Vor allem Carrisis manchmal doch etwas esotherisch angehauchte und bedeutungsschwangere Sprache lies mich hier manchmal schauern ."Armee der Schatten", "von der Dunkelheit angezogen", "der Seelenverzauberer", "der Herr des Gutenacht"; das sind für meinen Geschmack hart an der Kitschigkeit vorbeischrammende Formulierungen, die hier inflationär verwendet werden. Herr Carrisis übertreibt es sprachlich etwas mit der Dramatik.


    Trotzdem ist "Die Totenjägerin" ein spannendes Buch, das mit seiner Thematik über das bewusste Verschwinden von Menschen durchaus interessant ist. In einem kurzen Nachwort erläutert der Autor seine Idee zu dem Buch. Sprachlich wie gesagt, habe ich das ein oder andere zu bekritteln, auch finde ich die kleine Alice für ihre 6 Jahre viel zu erwachsen und altklug. Aber trotz meiner Kritikpunkte hat Carrisi hier wieder einen ungewöhnlichen Thriller mit ungewöhnlicher Thematik und ungewöhnlichen Figuren erschaffen. Da mag ich ihm seine gelegentlichen unfreiwillig komischen sprachlichen Ausrutscher und sein konstuiertes Ende verzeihen.