Treideln - Juli Zeh

  • Frankfurter Poetikvorlesungen


    200 Seiten. Gebunden


    2013

    Kurzbeschreibung:
    »Poetikvorlesung? Kommt nicht in Frage. Man ist entweder Autor oder Poetikbesitzer. Ich bin doch nicht mein eigener Deutsch-Leistungskurs. Ohne mich.«
    Mit Juli Zeh lehrte eine promovierte Juristin und streitbare, scharfsinnige Autorin im Sommersemester 2013 an der Frankfurter Goethe-Universität als Gastdozentin für Poetik. Unter dem Titel TREIDELN sprach sie über Bedingungen und Grundlagen ihrer literarischen Arbeit – und versuchte dabei, eine »Anti-Poetologie« zu entwerfen.
    Poetik, so sagt Juli Zeh, ist etwas für »Quacksalber, Schwächlinge, Oberlehrer, Zivilversager und andere Scharlatane«. Schreiben lebt von der »Poetikfeindlichkeit«, ist nämlich ein »verschriftlichtes Selbstgespräch«. »Poetik klingt immer so, als wüsste der Autor, was er da tut – dabei weiß er bestenfalls, was er GETAN HAT.«
    Von dieser Erkenntnis her ließ sich befreit aufspielen und wunderbar poetologisieren; über die Bedeutung der Erinnerung für das Schreiben zum Beispiel: »Ein Ereignis ist nicht das, was passiert ist, sondern das, was erzählt werden kann.«


    Über die Autorin:
    Juli Zeh wurde am 30. Juni 1974 in Bonn geboren, studierte in Passau und Leipzig Rechtswissenschaften, um von 1996 bis 2000 am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig auch eine künstlerische Richtung einzuschlagen. Mit dem juristischen Aufbaustudiengang "Recht der Europäischen Integration" und dem Rechtsreferendariat von 2001 bis 2003 hielt sie aber der Jurisprudenz die Treue und begann Literarisches und Juristisches - insbesondere Völkerrechtliches und Themen der inneren Sicherheit - miteinander zu verknüpfen. Juli Zeh war Stipendiatin der Studienstiftung des Deutschen Volkes und des Deutschen Akademischen Austauschdienstes. Sie hat zahlreiche Preise für ihre Bücher und Essays erhalten. Ihr besonderes Interesse gilt Osteuropa.


    Mein Eindruck:
    Ich maße mir nicht an, diese ungewöhnliche Poetik-Dozentur in seiner Form analytisch bewerten zu wollen, aber da ich das Buch so amüsant fand, möchte ich es doch vorstellen.


    Das Buch besteht aus Briefen und e-Mails von Juli Zeh, die von der Goethe-Universität in Frankfurt am Main zu einer Poetik-Dozentur eingeladen wurde, die sie halten soll.
    Eigentlich will sie nicht, begründet dies gegenüber der Universität, dem Verlag oder Freunden auf unterschiedliche Arten und dennoch kommt schließlich etwas zustande, was zwar nicht einer klassischen Vorlesung ähnelt, die moderne Literatur jedoch trotzdem auf vielfältige Art und Weise reflektiert.
    Themen sind zum Beispiel das Schreiben, der Literaturbetrieb, das Studium im Leipziger Literaturinstitut. E-Book-Reader, Einklassifizierungen von Literatur, Preisverleihungen und anders, über das Juli Zeh sich offen lustig macht.


    Eigene Bücher wie Adler und Engel, Spieltrieb, Corpus Delicti oder Schilf werden auch erwähnt, aber auch das eigene Privatleben spielen hinein in die Gesamtbetrachtung.


    Aus einem Mix aus Hans-Ulrich Treichel und F.Scott Fitzgerald kommt sie zur Figur Karl Treidel und den Begriff Treideln mit dem Juli Zeh in ihrer Dozentur ironisch spielt.


    Kennzeichnend für die Poetik-Dozentur ist der Stil eines Plaudertons, der mir passend erscheint!


    ASIN/ISBN: 3442748143

  • Danke für die Vorstellung. Warum habe ich bei Frau Zeh nur immer den Eindruck, es mit einer Blenderin, und zwar keiner großen, zu tun zu haben?
    Mir scheint, dass das Selbstbewusstsein mit zunehmendem Lob im Feuilleton ins Grenzenlose wächst und die Autorin auch nicht versucht, ihre Überheblichkeit zu verbergen.

  • Hoffentlich weiß diese Juli Zeh wenigstens was "Treideln" eigentlich ist. Treideln war das Ziehen der Alsterkähne durch Frauen an der Alster. Auch der Straßenname "Leinpfad" stammt daher.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Natürlich wurde auch an der Alster getreidelt. Aber nicht nur dort. Das Treideln fand überall statt, wo es galt, Flöße und Kähne gegen den Strom einen Fluss hochzuziehen. Treideln von Kähnen auf dem Rhein ist schon seit dem 8. Jahrhundert belegt.


    http://de.wikipedia.org/wiki/Treideln


    Wie dieser Vorgang sich mit dem Inhalt des Buches von Frau Zeh verträgt, kann ich nicht erkennen. Müsste man es wohl lesen. Mach ich aber nicht.

  • Zitat

    Original von Dieter Neumann
    Natürlich wurde auch an der Alster getreidelt. Aber nicht nur dort. Das Treideln fand überall statt, wo es galt, Flöße und Kähne gegen den Strom einen Fluss hochzuziehen. Treideln von Kähnen auf dem Rhein ist schon seit dem 8. Jahrhundert belegt.


    http://de.wikipedia.org/wiki/Treideln


    Wie dieser Vorgang sich mit dem Inhalt des Buches von Frau Zeh verträgt, kann ich nicht erkennen. Müsste man es wohl lesen. Mach ich aber nicht.


    Ich kenne das nur von der Alster her - ein Erinnerung an meinen Heimatkundeunterricht aus der 2. Klasse. Ist nun allerdings schon ein paar Tage her.


    Und ich meine mich auch zu erinnern, dass die Frauen die Kähne ziehen mussten. So haben die Frauen doch auch ihre Bestimmung gefunden. Jede/jeder nach ihren/seinen Fähigkeiten und Neigungen..... ;-)

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von Voltaire
    (...) Und ich meine mich auch zu erinnern, dass die Frauen die Kähne ziehen mussten. (...)


    Ja, das stimmt. Und häufig hat man dafür auch Ochsen genommen, die vom Liebreiz her natürlich mit den Treidelfrauen nicht vergleichbar waren ...

  • »Ein Ereignis ist nicht das, was passiert ist, sondern das, was erzählt werden kann.«


    Karl Treidel ist eine fiktive Person, also nicht mal wirklich passiert. Würde der fiktive Treidel sich nun eine reale Juli Zeh vorstellen in seiner fiktiven Darstellung des Seins, so könnte er sagen, er kenne eine Frau, die sich aufrichtig dagegen zeht, eine Vorlesung über Pozehtik abzuhalten und dem Karl abwehrend zuflüstert: Nun warte doch, nun warte doch, ich zeh mich noch und komme doch!
    Dann zeht sie vor Publikum und treidelt dort herum, das fertige Buch zur Vorzehung liegt schon bereit und was bleibt, ist eine Honorar und das neue Verb zehen, man kann es gebrauchen, tut es aber nicht. Oh, Gott, wie komm ich aus der Nummer nur wieder rasgetreidelt, äh, gezeht..... :wow

    Schon der weise Adifuzius sagte: "Erst mit dem letzten Menschen stirbt auch die Hoffnung, es sei denn, die Natur hofft, dass der Mensch nie wieder kommt.":chen

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