Ein Freund des Hauses - Yves Ravey

  • Ein Freund des Hauses
    Yves Ravey


    Verlag Antje Kunstmann
    Hardcover, 96 Seiten


    Übersetzt von Angela Wicharz-Lindner
    ISBN 978-3-88897-969-9


    Der Autor
    Yves Ravey lehrt als Professor für bildende Kunst in seiner Geburtsstadt Besançon. Er ist Autor zahlreicher Romane und Theaterstücke und wurde für sein Gesamtwerk mit dem Schweizer Prix Renfer ausgezeichnet. In Deutschland erschien von ihm "Bruderliebe"


    Inhalt
    Als ihr Cousin Freddy aus dem Gefängnis entlassen wird, weigert sich Madame Rebernak, ihn aufzunehmen. Mag sein, dass sie die einzige Verwandte ist, doch die resolute Witwe weiß wie jeder in der kleinen Provinzstadt, dass Freddy damals ein kleines Mädchen missbraucht hat. Wie kann sie ihn in Schach halten, wie ihre Tochter Clémence vor ihm schützen?
    Denn Freddy hat seine Strafe verbüßt und kann sich überall frei bewegen, und auch das junge Mädchen entzieht sich ihrer Konrolle. So ist Mme Rebernak ganz auf ihre eigene Wachsamkeit gestellt, will sie ein neues Verbrechen verhindern. Ihr einziger Trost ist, dass Clémence mit dem Sohn des Notars befreundet ist.


    Angaben zu Autor und Inhalt (teilweise) übernommen von Verlagsangaben


    Meine Meinung


    Zunächst die Warnung: Lesen des Klappentexts mindert das Lesevergnügen. Es ist immer wieder ärgerlich, wenn ein Hauch zu viel verraten wird. Deshalb habe ich die Angaben auch nur teilweise übernommen.
    Es ist ein dünnes Bändchen, es einen Roman zu nennen ist angesichts des Umfangs fast übertrieben.
    Ganz alltäglich kommt die Geschichte daher. Madame Rebernak begegnet dem gerade entlassenen Freddy, Cousin ihres verstorbenen Mannes, mit größtem Misstrauen. Versucht alles, ihn aus ihrer Umgebung zu vertreiben, ihre Tochter zu kontrollieren. Das alles in einem französischen Provinznest, jeder kennt jeden.
    Der Stil ist eher knapp, kein Wort zu viel. Dennoch gelingt es, in der Leserin ein Gefühl von drohendem Unheil zu erzeugen, die Erwartung eines neuen Verbrechens. Wer hätte kein Verständnis für die besorgte Mutter? Und dennoch - Freddy erscheint eher naiv und freundlich, möchte ein neues Leben beginnen. Hat nicht auch er ein Recht auf eine Chance?


    Das alles wird aus der Sicht von Madame Rebernaks Sohn geschildert - und das empfinde ich als das große Manko des Buches. Wie der namenlose Sohn, der bei den meisten Ereignissen gar nicht dabei ist, diese dennoch schildern kann, bleibt mir ein Rätsel.


    Sehr gut gefällt mir das Cover, der Mofa-Rückspiegel mit den beiden Figuren darin passt hervorragend zur Stimmung des Buchs.


    Bleibt die Frage, ob es nicht übertrieben ist, so ein dünnes Bändchen als teure Hardcover-Ausgabe herauszubringen. Auch wenn ich nicht finde, der Preis eines Buches müsse immer in einem bestimmten Verhältnis zur Anzahl der Worte stehen, finde ich den Preis doch arg hoch. Schade, wenn Leser dadurch abgehalten werden. 15,00 Euro sind eben doch ein stolzer Betrag.