Astrid Fritz: Hostienfrevel

  • Kurzbeschreibung (Quelle: Verlagsseite)
    Begine Serafina hat sich in ihrer neuen Heimat gut eingelebt. Da erschüttert ein schlimmer Frevel Freiburg. Entweihte Hostien – im Münster, dem heiligsten Ort der Stadt! Der alte Kreuzbruder des Gotteshauses - grausam ermordet! Der Verdacht fällt auf einen jüdischen Schuster, der unter der Folter auch alles gesteht, was man von ihm hören will. Serafina indes hat einen anderen Verdächtigen im Blick. Doch dann geschehen Dinge, die Serafina an ihrem heimlichen Verbündeten, dem Stadtarzt Achaz, zweifeln lassen…


    Autorin (Quelle: Verlagsseite)
    Astrid Fritz studierte Germanistik und Romanistik in München, Avignon und Freiburg. Als Fachredakteurin arbeitete sie anschließend in Darmstadt und Freiburg und verbrachte mit ihrer Familie drei Jahre in Santiago de Chile. Heute lebt Astrid Fritz in der Nähe von Stuttgart.
    Mehr über die Autorin erfährt man auf Astrid-Fritz.de


    Allgemeines
    Erscheinungstermin: 1.September 2014 im Rowohlt Verlag ( rororo)
    Taschenbuch, 304 Seiten
    Zweiter Band um die Begine Serafina des Freiburger Schwesternhauses Sankt Christoffel


    Aufbau
    Ausführliches Verzeichnis fiktiver und historischer Romanfiguren
    Prolog, 36 Kapitel, umfangreiches Glossar mittelalterlicher Ausdrücke
    Erzählung in der dritten Person aus der Perspektive der Protagonistin Serafina
    Handlungsort und -zeit: Freiburg im Herbst des Jahres 1415


    Zum Inhalt
    Nur wenige Monate, nachdem die Begine Serafina Stadlerin das mit mysteriösen Todesfällen einhergehende "Blutwunder" Freiburgs aufgeklärt hat (-->"Das Aschenkreuz"), kommt es erneut zu einem merkwürdigen Verbrechen. Im Münster der Stadt werden eines Nachts Hostien geschändet, der Kreuzbruder, der nachts die Kirche bewachen soll, wird ermordet. Für die ehrbaren Freiburger Bürger steht es sofort fest, dass eine solche blasphemische Tat nur von Juden begangen worden sein kann. Der Verdacht konzentriert sich schnell auf den jüdischen Schuster Mendel, der als Einziger der Freiburger Juden in der Tatnacht in Freiburg anwesend war. Serafina ist über den auflodernden Judenhass in der Stadt entsetzt und will der Vorverurteilung durch eigene Ermittlungen entgegentreten. Auch sie bemerkt allerdings, dass Mendel offensichtlich etwas zu verbergen hat.
    Jedoch ist der Jude nicht der Einzige, der ihr Misstrauen weckt, denn auch andere Freiburger Bürger, darunter der ihr bisher freundschaftlich verbundene Stadtarzt Achaz, benehmen sich plötzlich merkwürdig und scheinen Geheimnisse zu haben. Als es einen weiteren Todesfall gibt, muss Serafina ihre Schlussfolgerungen überdenken.


    Beurteilung
    Dieser historische Krimi setzt die in "Das Aschenkreuz" begonnene Geschichte der Begine Serafina Stadlerin fort und bietet ein Wiedersehen mit ihren Mitschwestern im Beginenhaus Sankt Christoffel. Serafina hat sich inzwischen gut eingelebt, führt nach der Beilegung kleinerer Anfangskonflikte ein ruhiges Leben in einer harmonischen Gemeinschaft und geht zufrieden ihren pflegerischen Tätigkeiten in der Stadt nach. Im vorliegenden zweiten Band erfährt der Leser endlich Details aus der Vorgeschichte Serafinas, die im ersten Band nur angedeutet wurden. Die Einbeziehung dieser Vorgeschichte ist sehr bereichernd, da sie Serafinas Charakter verständlicher macht. Trotz tragischer Vorkommnisse in ihrer Jugend hat sie sich nie aufgegeben und kämpft mit Mut und Entschlossenheit gegen das Unrecht. Auch Meisterin Catharina, die Vorsteherin des Beginenhauses, und Serafinas beste Freundin, die loyale und gutmütige Grethe, sind sorgfältig charakterisiert.
    Der Kriminalfall ist glaubwürdig konstruiert und komplexer als zunächst angenommen, sodass der Leser miträtseln kann. Der Schwerpunkt liegt jedoch eher auf der Darstellung der mittelalterlichen bürgerlichen Gesellschaft und dem Leben in einer Beginengemeinschaft als auf den kriminalistischen Aspekten, die Spannungskurve verläuft dementsprechend flach. Auch dieses Buch ist eher bei den historischen Romanen als bei den Krimis einzuordnen.
    Mit dem größtenteils authentisch wirkenden Sprachstil und der lebendigen Darstellung der ebenso warmherzigen wie manchmal bissigen Protagonistin bietet "Hostienfrevel" angenehme Unterhaltung und weckt die Hoffnung auf eine Fortsetzung der Reihe, zumal sich interessante Entwicklungen in Serafinas Leben abzeichnen.
    Das umfangreiche Glossar dürfte für Neueinsteiger in das historische Genre hilfreich sein.
    Man muss den ersten Band nicht gelesen haben, um der Handlung der zweiten Geschichte um Serafina folgen zu können.


    Fazit
    Für Freunde ruhigerer Krimis ohne Gewaltszenen / Blutvergießen und gut recherchierter historischer Romane sehr lesenswert!
    8 Punkte

  • Ich lese die Bücher von Astrid Fritz sehr gern (zwischendurch) und lasse mich auch immer wieder gern von ihr in die historischen Zeiten entführen. Doch dieser 2. Band um die Begine Serafina hat mich nicht überzeugen können.


    Immer wieder hatte ich das Gefühl mehr in der Vergangenheit der Begine zu waten. Der Mord / der Fall ist mir einfach viel zu kurz gekommen. Auch blieb Serafina mir irgendwie fremd und ich habe keinen richtigen Zugang zu ihr gefunden. Im ersten Band der Reihe war dies definitiv nicht so.


    In diesem Buch haben mir Spannung und Atmosphäre gefehlt. Auch die Tendelei mit Achaz war für mich nicht zu fühlen, weder der Frust, welchen er auf Serafina hatte, noch ihre "Trauer", dass er sie nicht richtig beachtet.


    Dennoch werde ich die Reihe verfolgen und hoffe, dass der nächste Band wieder mehr meinen Geschmack trifft.


    Ich vergebe 5 von 10 Punkten.