Die Diktatur der Dummen – Brigitte Witzer

  • Über den Autor (Quelle: Amazon)
    Brigitte Witzer war Geschäftsführerin bei Bertelsmann, Professorin für Verlagsproduktion an der HTWK Leipzig und führt heute eine Coaching-Firma, die sich auf die erfolgreiche Bewältigung von Veränderungen konzentriert. Sie arbeitet als Executive Coach in verschiedenen DAX- und Medienunternehmen.


    Über das Buch (Quelle: Amazon)
    Demokratie ist zweifellos die größte Errungenschaft, zu der wir Menschen es gebracht haben. Was aber, wenn die Klügeren, die Besonnenen und Rücksichtsvollen immer öfter den Schreihälsen weichen, den Wichtigtuern und den Selbstherrlichen? Dann wird aus der Demokratie ganz schnell eine Idiokratie, eine Diktatur der Dummen . . .


    Witzers niederschmetternde These: Wir leben in einem System der Verdummung, das von Wirtschaft, Medien und Politik betrieben wird und in das wir uns widerstandslos hineinziehen lassen. »Darf’s ein bisschen mehr sein?«, fragt Witzer und meint damit nicht mehr Geld oder mehr Erfolg, sondern die Eigenschaften, die eine Gesellschaft vor dem intellektuellen Kollaps bewahren: Integrität und Verantwortung. Warum lassen wir uns von geldgierigen Wirtschaftsbossen, machtbesessenen Politstrategen und aufmerksamkeitssüchtigen C-Promis die Welt erklären? Warum glauben wir immer, nichts gegen die flächendeckende Abstumpfung tun zu können – und was passiert, wenn wir die öffentliche Meinung weiterhin von Dschungelcamp-Bewohnern bestimmen lassen? Eine scharfe Analyse unserer Gegenwart, ein Aufruf zum Selberdenken, ein Wegweiser aus der verordneten Unmündigkeit.


    Das Buch
    Ist ein Sachbuch noch ein Sachbuch, wenn der Leser genau erkennt, zu welcher Strömung innerhalb der Partei „Die Grünen“ die Verfasserin zählt? Zumindest kann man die Sachlichkeit infrage stellen, insofern hätte die Autorin besser auf die Überbetonung ihrer politischen Ansichten verzichtet. Natürlich kann man gegen den Markt-, gegen die Unternehmen-, pro Frauenquote … fighten, aber doch nicht in einem Buch, in dem zwar Gesellschaftskritik erörtert werden muss – in dem dann aber über Parteiinteressen hinausgehende Lösungsansätze stehen sollten. Darüber hinaus sollte die Autorin Denkvorschriften vermeiden, schließlich preist sie ihr Pamphlet als Aufruf zum Selbstdenken an.


    Oft klingt das Buch nach einer Streitstrift à la „Empört euch!“, inklusive der im Überschwang der Gefühle ausgeschiedenen Ressentiments. So behauptet die Autorin, dass die Wirtschaft am liebsten Vollpfosten einstellen würde und die Schulen nur für die Wirtschaft ausbildeten. Frau Witzer hätte besser mal die Unternehmen gefragt, was sie von den Auszubildenden und Akademikern verlangen: Sie sollen unfallfrei schreiben und rechnen können, nicht mehr und nicht weniger!


    Auch die These, BILD gebe die Themen vor, ist hausgemachter Blödsinn. Frau Witzer sollte mal die deutschen Zeitungen studieren, darunter finden sich die besten der Welt; ich empfehle ihr sonntäglich die FAS. Da kann sie die ganze Vielfalt journalistischen Könnens genießen. In meinem Freundeskreis schaut man einmal im Jahr in die BILD und zwar dann, wenn wir Weltmeister oder Papst werden.

    Am liebsten würde die Autorin den Wettbewerb abschaffen und die Frauenquote besser heute als morgen einführen. Dass der kreative Spirit des Wettbewerbs neue Produkte schafft, selbstverständlich auch die, welche wir fürs Überleben auf diesem Planeten brauchen, kommt der Autorin nicht in den Sinn. Ebenfalls unterschlägt sie wissenschaftliche Studien, die die Wirksamkeit einer Frauenquote infrage stellen. Zum Schluss stellt sie verallgemeinernd fest: Die Wirtschaft beute den Menschen aus und zwinge ihn zu kaufen, was er nicht brauche. Quatsch, andersherum könnte man genausogut argumentieren: Wenn man als Mitarbeiter selbstbestimmt arbeitet und als Kunde kritisch kauft, dann wird sich die Wirtschaft schon darauf einstellen.


    Sieht man von den Ressentiments und subjektiven Meinungen ab, finden sich dennoch viele Belege dafür, was tatsächlich in eine Diktatur der Dummen münden könnte. Aber eigentlich wissen wir das schon, wir müssen uns nur die Verblödungsshows des Unterschichtfernsehens anschauen. Auch die Erkenntnis, dass der Feind in uns stecke, wurde schon hundertmal geschrieben. Natürlich sind wir Diktatoren und Dumme zugleich.


    Wir sollten Verantwortung für uns und für andere übernehmen und möglichst vielen Mitmenschen ermöglichen, Selbstverantwortung zu übernehmen, um uns nicht zum Sklaven der Diktatur der Dummen zu machen. Ich gehe davon aus, dass die meisten Intelligenten das alles wissen. Und die Dummen werden dieses Buch nicht lesen. Also bleibt alles beim Alten.

  • Danke für die Buchvorstellung. Nach längerer Überlegung und genauem Lesen des Buchtitels (Die Diktatur der Dummen: Wie unsere Gesellschaft verblödet, weil die Klügeren immer nachgeben) ist mir inzwischen eingefallen, wo mir die Autorin bereits über den Weg gelaufen ist. Im Frühjahr fand über unsere örtliche Tageszeitung ein Forum Wissen statt, auf der u.a. Richard David Precht und Brigitte Witzer mit einem Vortrag auftraten. Prinzipiell begegne ich solchen Auftritten mit großer Skepsis, auch wenn Frau Witzer bei Betrachtung ihrer Vita in ihrem Leben sicherlich einiges richtig gemacht hat. Dennoch kann ich mit diesem Kommunikationsgeschwafel wenig anfangen, siehe auch ihre Firma mit dem klangvollen Namen evolutionen – Büro für postheroisches Management GmbH , und wohl zu den ewigen Dummen gehören.

  • Liebe Salonlöwin,


    ich habe das Buch auch nur deshalb gelesen, weil ich von ihr das Buch "Risikointelligenz" (siehe meine Rezi in diesem Forum) gelesen hatte, das mir sehr gut gefallen hat.


    Schade, dass die Autorin mögliche Lösungsansätze zu sehr durch die parteipolitische Brille gewurschtelt hat. Manche Probleme liegen doch sehr viel tiefer und lassen sich nicht mal flott mit Parolen lösen, die zwar gut gemeint sind, doch noch lange nicht gut umgesetzt werden können. Aber vielleicht wollte der Verlag auch nur ein mainstreamiges Pamphlet haben, das sich an eine klar definierte Zielgruppe richtet und bestimmt gut verkaufen lässt.