Sharon Short: Mein kleines Stück Alaska

  • Sharon Short: Mein kleines Stück Alaska
    FISCHER Krüger 2014. 368 Seiten
    ISBN-13: 978-3810519467. 16,99€
    Originaltitel: My One Square Inch of Alaska
    Übersetzerin: Helga Augustin


    Verlagstext
    Ein zutiefst anrührender Roman über die Macht von Lebensträumen, die Liebe und den Glauben daran, das Unmögliche zu schaffen.
    Die siebzehnjährige Donna Lane plant, nach ihrem letzten Schuljahr 1953 nach New York zu gehen und Modeschöpferin zu werden. Doch sie muss sich um ihren kleinen Bruder kümmern, weil ihr Vater es allein nicht schafft. Der zehnjährige Will hat sich in den Kopf gesetzt, genug Deckel von Cornflakes-Schachteln zu sammeln, um ein Grundstück in Alaska zu erhalten - wie von der Werbung überall versprochen. Donna macht sich über seine kindlichen Träume von der Wildnis im Gebiet des Goldrauschs lustig, doch sie hilft ihm. Sie unterstützt ihn auch dabei, einen armen, misshandelten Husky vor seinem Halter zu retten. Als Will unheilbar erkrankt, will Donna seinen letzten Wunsch erfüllen und fährt mit ihm und dem Husky Trusty nach Alaska, um sein briefmarkengroßes Stück Glück tatsächlich in Besitz zu nehmen. Ihr eigenes Leben verändert sich dabei mehr, als sie es je für möglich gehalten hätte.


    Die Autorin
    Sharon Short schreibt Romane und Literaturkolumnen für die ›Dayton Daily News‹. Zu diesem Roman wurde sie von einer wahren Episode aus den fünfziger Jahren inspiriert, einer der erfolgreichsten Kampagnen in der Geschichte des Marketings. Die Autorin ist inzwischen selbst stolze Besitzerin einer der damals von Millionen amerikanischen Kindern (und Erwachsenen) so begehrten Eigentumsurkunden für ein winziges Stück Land in Alaska. Sharon Short lebt mit ihrem Ehemann in Ohio. Ihre beiden erwachsenen Töchter studieren.


    Inhalt
    Aus der Distanz von vierzehn Jahren erzählt Donna von ihrer Kindheit in den 50ern in Groverton/Ohio. Sie und ihr jüngerer Bruder Will wachsen mutterlos auf. Seit dem Verschwinden der Mutter hat ihr Vater sich in seine eigene Welt zurückgezogen, so dass Donna allein die Familie zusammenhält. Den Lebensunterhalt verdient die Großmutter mit ihrem Café, in dem auch Donna mit anpacken muss. Die Siebzehnjährige spart darauf, später einmal in New York Modedesign studieren zu können. Donnas Mutter Rita hat nicht nur ihr Auto, sondern auch ihre Kleider zurückgelassen, aus denen Donna sich mit ungewöhnlicher Begabung Kleider nach eigenen Entwürfen schneidert. Einfach nur weg aus Groverton wollen andere Jugendliche auch. Donna arbeitet sehr viel entschlossener für die Verwirklichung ihrer Träume. Wie viele Mädchen ihrer Generation ist sie im Konflikt zwischen ihren Träumen, dem Frauenbild jener Zeit und ihrer Verantwortung gegenüber dem erst zehnjährigen Will gefangen. Sie wird sich zwischen ihrer ersten großen Liebe zu einem jungen Mann aus wohlhabendem Haus, einem eigenen Beruf und ihrer Loyalität gegenüber Will entscheiden müssen.

    Auch Will arbeitet in seiner Freizeit. Er kauft von seinem Geld Cornflakes und sammelt die Coupons von der Verpackung. Für die gesammelten Abschnitte hat der Hersteller seinen Käufern ein 5 cm² Stück Grund in Alaska versprochen. Alaska ist Wills Sehnsuchtsort, seit seine geliebte Radiosendung um den Husky Trusty zu Fernsehserie geadelt wurde und seit er beschlossen hat, den Husky vom nahen Schrottplatz in seine ursprüngliche Heimat zurückzubringen.


    Die spannende Frage, wie es Donna gelingen kann, ihre Träume zu verwirklichen und ihrer Verantwortung gegenüber Will zu genügen, und Wills Fürsorge für einen vernachlässigten Hund garantieren eine durch und durch herzerwärmende Geschichte. Donnas Rückblick in die 50er mit der Homophobie jener Zeit und der Kommunistenhatz des Senators McCarthy fand ich zu Beginn des Buches noch sehr atmosphärisch. Sharon Short überfrachtet ihre Geschichte dann jedoch mit zu vielen Schicksalsschlägen, anstatt sich konsequent auf die Innensicht ihrer siebzehnjährigen Hauptfigur zu beschränken. Indem sie selbst die Erzählperspektive aus den Augen verliert und bei der Figurenzeichnung zu dick aufträgt, verliert Short mich als Leserin. Ein überforderter und deprimierter Vater genügt nicht, es muss ein Alkoholiker sein, Jimmy darf nicht einfach liebenswürdig sein, er muss als Sohn wohlhabender Eltern unfreiwillig zugleich Schachfigur in der lokalen Auseinandersetzung zwischen Arbeitgeber und Arbeitern der Papierfabrik sein. Weniger beladen und überladen wären Shorts Figuren glaubwürdiger gewesen.


    Fazit
    Sharon Short verzettelt sich in den Schicksalen ihrer Figuren und bringt ihre Handlungsfäden deshalb zu keinem überzeugenden Schluss.


    6 von 10 Punkten