Jetzt spricht Dylan Mint und Mr Dog hält die Klappe – Brian Conaghan

  • Inhalt (lt. amazon.de):
    Das Leben ist echt nicht fair. Schon gar nicht, wenn man wie Dylan Mint an Tourette leidet und nur noch 6 Monate zu leben hat. Und das mit 16! Mr Dog nennt er seine Krankheit, und dieser bellende, fluchende Hund lässt sich nicht kontrollieren. Das ist aber noch nicht alles: Sein bester Kumpel Amir ist Pakistani, und sobald ihn jemand »Stinkendes Curry« nennt, dreht Mr Dog total durch. Rassismus geht gar nicht. Außerdem vermisst Dylan seinen Vater, der Soldat in Afghanistan ist. Und nicht zu vergessen sexy Michelle Malloy, die auch ohne Tourette exzellent fluchen kann. Drei Dinge nimmt Dylan sich vor, bevor es zu spät ist: mit Michelle Malloy schlafen, seinen Vater nach Hause holen und Amir einen neuen besten Kumpel besorgen. Nicht einfach, aber Dylan lässt nicht locker. Bis er feststellt: Nichts und niemand ist so, wie er vermutet hat. Das Leben ist echt voll der Bringer.




    Meine Meinung
    Dylan Mint ist 16 Jahre alt und hat das Tourette-Syndrom. Und als wäre dies nicht genug, lebt er noch alleine mit seiner Mutter und hat nur noch 6 Monate zu leben. Diese Zeit verbringt er so normal wie es mit seiner Krankheit möglich ist und so normal wie Teenager halt leben. Zur Seite steht ihm in dieser gesamten Zeit sein Freund Amir, der zwar mit seinen eigenen Problemen zu kämpfen hat, aber trotzdem für Dylan da ist …


    Dieses Buch hat mich vor allem durch seinen ungewöhnlichen Titel angesprochen. Ich mag so ungewöhnliche Titel und hier passt auch einfach noch die Optik dazu. Also war klar, dass ich dieses Buch lesen musste.


    Der Schreibstil von Brian Conaghan ist sehr ansprechend, wenn auch ein wenig gewöhnungsbedürftig. Er schreibt aber so, dass ich mir sehr gut vorstellen kann, dass es die Gedanken eines Jugendlichen mit Tourette-Syndrom wider gibt. Das hat mir besonders gut gefallen, für mich wirkte alles ziemlich authentisch. Das wird auch von der Aussage des Autors unterstrichen, der selbst an einer milden Form des Tourette-Syndroms leidet und erzählte, dass er viele Szenen einfach auch selbst so erlebt hat.


    Unser Protagonist Dylan Mint ist jetzt kein unglaublicher Smypathieträger, das ist klar. Trotzdem mochte ich ihn. Ich war zwar oftmals genervt von seiner jugendlichen naiven Art, aber durch sein Schicksal kam er mir dann doch näher. Dass etwas an seiner Geschichte so nicht stimmen konnte, das wurde zwar schon schnell klar, aber dessen war sich Dylan ja selbst nicht bewusst. Mir als Leser sind die Widersprüche allerdings aufgefallen. Trotzdem har mir die Lektüre sehr gefallen.


    Generell hat Conaghan hier schon ein interessantes Szenario geschaffen und es geschafft nicht nur viele ernste Themen aufzugreifen, sondern auch noch das Verhalten und die Probleme einer relativ normalen Jugendzeit zu spiegeln.
    Das Thema Tourette, welches durch den Titel schon aufgegriffen wird, denn Dylan nennt sein Tourette selbst Mr Dog, ist also gar nicht mal so dominierend wie ich zunächst dachte. Es steht eher die Freundschaft zwischen Dylan und Amir im Vordergrund und das ganz normale Leben mit all seinen Problemen und Hürden die zu meistern sind.


    Mir hat dieses Buch also ziemlich gut gefallen. Ich fand die Schilderungen und Dylans Erlebnisse sehr authentisch, wenn ich Dylan auch etwas naiv fand. Aber insgesamt konnte der Autor mit seinen Schilderungen schon überzeugen und mir oftmals ein zustimmendes Nicken entlocken.
    Von mir gibt es vier sehr gute Sterne mit Tendenz zum fünften.

  • Vielen Dank für die ansprechende Rezi! Mir ist das Buch in der vorletzten bücher-Ausgabe aufgefallen und nun kommt es doch auf meine Wunschliste! :-)

    ...der Sinn des Lebens kann nicht sein, am Ende die Wohnung aufgeräumt zu hinterlassen, oder?


    Elke Heidenreich


    BT

  • Dylan Mint ist 16, hat Tourette's und geht auf eine Sonderschule, womit er es schon mal nicht leichter hat als der Durchschnittsteenager. Dann findet er auch noch heraus, das er in einem halben Jahr sterben muss, auch wenn ihm das niemand tatsächlich ins Gesicht sagen will.


    Also schreibt er eine Liste von Dingen, die er noch erledigen muss:
    1. Mit Michelle Malloy Sex haben.
    2. Seinem Freund Amir einen neuen besten Freund suchen und dafür sorgen, dass Leute ihn nicht mehr fertig machen.
    3. Seinen Vater aus dem Krieg holen.


    Am Anfang fand ich das Buch schwierig zu lesen. Dylan als Ich-Erzähler benutzt sehr viel Slang, Mundart, Memes und dergleichen. Viel wird geschrieben und formatiert wie gesprochen. Ich kenne nun schon ziemlich viel englischen Slang, aber da nicht alles davon besonders aktuell oder modern ist, kann es wirklich schwer zu lesen sein. Allerdings gewöhnt man sich im Laufe des Buches daran und kann das meiste durchaus erschließen.


    Besonders in der ersten Hälfe des Buches fand ich Dylan auch nicht sehr sympathisch. Er ist halt ein typischer Teenager, anscheinend neben Tourette's auch mit einer gewissen Lernschwäche, und damit ist ein großer Teil der Dialoge nicht besonders clever oder tiefgreifend. Seine Gedanken kreisen immer wieder um die gleichen Themen, Sex, Stress mit seiner Mutter, sein Vater und sein Freund Amir, allerdings ohne viel Fortschritt zu erzielen.
    Ganz schlimm fand ich die SMS- Konversationen mit seinem Freund Amir.
    Allerdings ist er durchaus ein gutmütiger Junge, der seinen besten Freund beschützen möchte und seine Mutter sehr lieb hat. Das kommt dann auch später im Buch wesentlich besser rüber und Dylan wird dadurch auch wesentlich sympathischer und verständlicher.


    Am Ende gibt es dann eine große Auflösung aller Geheimnisse des Buches. Ich muss ehrlich sagen, dass ich mir da doch vieles anders vorgestellt hatte, als es dann tatsächlich war, das ist ein Plus.
    Aber ich fand es nicht so toll, dass ganz plötzlich so viele Dinge auf einmal heraus kamen und dann haben wir ein Happy End, fast aus dem Nichts. Es ist ganz nett und herzerwärmend, aber ich fand da fehlen irgendwie noch mal 100 Seiten Übergang von alles ist raus zu alles ist ok.


    Nach dem schwierigen Einstieg fand ich das Buch doch sehr gut. Es ist interessant, sympathisch und heimelig, liest sich flüssig und man erfährt so einiges aus dem Alltag von Jugendlichen mit verschiedenen geistigen Behinderungen.
    8 von 10 Punkten

    "I have to finish this report to the princess summarizing all my other reports to the princess."