Julius Regis: Der Mann vom Meer. Maurice Wallion ermittelt. Ein Schwedenkrimi aus den 1920er Jahren
Reihe: (krimischaetze.de 6)
Verlag: krimischaetze.de 2014
Kindle Edition 1126 KB. Seitenzahl der Print-Ausgabe: 231 Seiten
ASIN: B00PAZ5MKI
Originaltitel: Mannen fråm hafvet.
Übersetzerin: E. von Kraatz
andere Ausgaben: München: Georg Müller 1929. 185 S. und
Berlin: Aufwärts-Verlag 1941 (Der 30-Pfennig-Roman Bd 239) 96 S.
Verlagstext
Ein Kriminalroman zwischen Stockholm und den Schären-Inseln: Der Ingenieur Erik Reynold hat lange im Ausland gearbeitet - und kehrt nun nach Schweden zurück, um seinem Vater in einer wichtigen Angelegenheit zu Seite zu stehen: Dieser hat finanzielle Probleme und muss die Insel Jägarö, die seit Generationen im Familienbesitz ist, früher oder später verkaufen. Es sei denn das seit langem verschollene Millionenerbe der Familie taucht wieder auf … Auf dem Weg zu seinem Vater hat Erik den Ingenieurskollegen Maximilian Colt kennen gelernt, der ebenfalls in Stockholm zu tun hat. Nach einem Restaurantbesuch unternehmen sie eine Spritztour mit Colts Wagen und übernachten spontan in einer verlassenen Villa am Stadtrand. Was zunächst wie ein spätpubertärer Streich anmutet, entpuppt sich am nächsten Morgen als Tragödie: Als Erik aufwacht, sind seine Hände blutverschmiert, und auf dem Flur liegt ein Toter, erstochen mit einem Degen aus der in der Villa befindlichen Waffensammlung. Ist Eriks Neigung zum Schlafwandeln verantwortlich? Hat er den Einbrecher überrascht und getötet? Welche Interessen verfolgt Maximilian Colt? Und gibt es den »Mann vom Meer« wirklich, der angeblich schon im 18. Jahrhundert zum ersten Mal auf Jägarö erschienen und vor kurzem wieder aufgetaucht ist? Diesen und noch viel mehr Fragen muss sich Journalist und »Problemjäger« Maurice Wallion stellen, als er von Erik beauftragt wird, Licht ins Dunkel zu bringen …
In Schweden galt Maurice Wallion in den 1910er und 1920er Jahren als einheimische Antwort auf Sherlock Holmes: Allerdings ist er robuster als sein Londoner Vorbild - und weniger exzentrisch. Heute könnte man ihn genauso gut als eine Art »Urvater« von Stieg Larssons Protagonisten Mikael Blomkvist bezeichnen: Wallion ist nämlich kein herkömmlicher Privatdetektiv, er ist Journalist. Sein Ruf eilt ihm voraus: Der »Detektivreporter« und »Problemjäger« vom Dagens Kurir.
Autor
Julius Regis Petersson (* 20.7.1889 in Stockholm, gest. 1925), schrieb seit 1917 unter dem Namen Julius Regis und war ursprünglich 1909-1917 Korrekturleser bei P. A. Norstedt & Söner. Seine Detektivgeschichten („Wallion, Reporter - Detektiv" 1918 and "Vid de sex kaptenernas bord" 1925), die alle in und um Stockholm spielten, waren inspiriert von Gaston Leroux. Petersson übersetzte u. a. Robert Louis Stevenson.
Inhalt
Erik Reynold trifft nach einem Auslandsaufenthalt auf der Heimreise nach Schweden einen Mann, der sich Maximilian Colt nennt und angeblich in Südafrika gearbeitet hat. Colt zeigt ein verdächtiges Interesse, dem jungen Schweden einen Mord anzuhängen und ihn zur Flucht aus Schweden zu überreden. Erik kommt nach Schweden zurück, weil sein Vater die Hypotheken für den Familienbesitz auf der Insel Jägarö nicht zurückzahlen kann. Der alte Reynold versteift sich darauf, er wäre Verwandter eines Mannes, der im 18. Jahrhundert kinderlos starb und ein sagenhaftes Vermögen hinterließ. Wenn die Identität des Mannes geklärt werden könnte, wären damit die finanziellen Probleme der Reynolds zu lösen. Zur Klärung werden zwei Wege beschritten: in den Schären in Sichtweite der Insel soll in einem Schiffswrack nach Urkunden des Verwandten getaucht werden und die etwas sonderbaren Nachbarn der Reynolds bieten eine spiritistische Sitzung an, um Kontakt zum Geist einer verstorbenen Zeitgenossin des Mannes aufzunehmen. Erik, immer noch des Mordes verdächtigt, sucht Rat beim Journalisten Maurice Wallion. Wallion - ein Alter Ego des Autors? - verfügt über bestmögliche Informationen aus jahrelanger Recherchearbeit und steht dem Spiritismus ablehnend gegenüber.
Fazit
An vielen historischen Kriminalromanen, die in der Gegenwart verfasst wurden, kritisiere ich, dass die handelnden Figuren für ihre Zeit viel zu modern denken und zu selbstbewusst handeln. Deshalb habe ich den vorliegenden sorgfältig überarbeiteten Roman interessiert gelesen, der von einem Zeitgenossen der handelnden Figuren verfasst wurde. Julius Regis Probanden leben in einer geordneten, überschaubaren Welt, die nur von Seeleuten, Kaufleuten und Abenteurern einmal verlassen wird. Der "alte" Reynold mit 55 Jahren wird als gebeugter, ergrauter Greis beschrieben - so werden Männer seines Alters damals gewirkt haben. Sehr deutlich vermittelt der Text die Botschaft, dass man sich besser nur auf Menschen verlässt, die man kennt und denen man deshalb glauben kann. Fremde, wie die Familie auf der Nachbarinsel mit ihrem unordentlichen Haushalt, die angeblich vorher in Kuba lebte, oder wie Maximilian Colt könnten einem ja viel erzählen. Am Ende ist es der einheimische Journalist mit glaubwürdiger Identität, mit dessen Rat und Hilfe Erik und sein Vater einen Ausweg aus ihrer verfahrenen Situation finden.
9 von 10 Punkten