Martine Leavitt: Mein Leben als Superheld [ab 11]

  • Martine Leavitt: Mein Leben als Superheld
    Verlag: Deutscher Taschenbuch Verlag 2008. 192 Seiten
    ISBN-13: 978-3423623490
    Vom Verlag empfohlenes Alter: 11 bis 13 Jahre


    Verlagstext
    Eigentlich fühlt sich Heck gar nicht als Superheld. Dabei bräuchte er gerade jetzt alle Superkräfte, die er kriegen kann: Er muss so schnell wie möglich seine Mutter wiederfinden. Und außerdem hat er auch noch seinen besten Freund Spence beklaut und weiß jetzt nicht, wie er das rückgängig machen soll. Am Ende hat Heck eines gelernt: Man muss kein Held sein, um eine Heldentat zu vollbringen.


    Der Autor
    Martine Leavitt, geboren 1953, lebt in High River, Kanada, und ist Mutter von sieben Kindern. Ihre Kinderbücher wurden vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Benjamin Franklin Award, dem Mr. Christie Award sowie dem Preis der American Library Association.


    Inhalt
    Mister Bandras, Hecks Kunstlehrer, kann die Krisen seines begabtesten Schülers genau erkennen. Immer wenn Heck Probleme hat, zeichnet er Superhelden. Wenn Hecks an Depressionen erkrankte Mutter sich mal wieder tagelang zu nichts aufraffen kann, gibt es kein Frühstück und kein Schulbrot. An solchen Tagen beschließt Mister Bandras ohne dabei eine Miene zu verziehen, dass er Erdnussbutter einfach nicht mag - und wirft sein Sandwich dem hungrigen Heck zu. Einen Schüler wie Heck bekommt man nur einmal im Leben, wird Bandras zum Ende der Handlung erklären, deshalb fühlt der Kunstlehrer sich für Heck besonders verantwortlich. Weil Hecks Mutter die Mahnungen und Briefe des Vermieters ungeöffnet stapelte und dann untertauchte, hat der Vermieter die Schlösser ausgewechselt und die Wohnung räumen lassen. Heck kann seine Schulsachen nicht mehr aus der Wohnung holen, wird von den schlimmsten Zahnschmerzen seines Lebens zermürbt - und er hat vor lauter Verzweiflung im Haus seines Freundes Geld gestohlen. Heck sieht nur einen Ausweg: Untertauchen und Geld verdienen, um die Mietschulden abzuzahlen. Der direkte Weg, Mister Bandras oder der Mutter seines Freunds Spence anzuvertrauen, dass seine Mutter verschwunden ist, bleibt Heck verschlossen. Schon früher hat der Junge erlebt, dass Erwachsene und Behörden, die sich einmischen, die Situation verschlimmern statt zu helfen. Wenn deine Mutter in ein Paralleluniversum abgetaucht ist und dir das so ultrapeinlich ist, dass du mit niemandem darüber sprechen kannst, musst du eine gute Tat vollbringen, beschließt Heck. Seine phantasievollen Versuche, sich einen Job zu suchen oder eine Gratis-Behandlung beim Zahnarzt zu schnorren, scheitern. Heck trifft schließlich Marion, einen sonderbaren Typ, in dessen Jackentasche zwischen allen Staubflusen bakteriengroße außerirdische Wesen leben und per Zahlencode mit ihm kommunizieren. Für Marion wird Heck nun etwas Gutes tun, damit er selbst seine Mutter wiederfindet. Martine Leavitt lässt uns als Leser gemeinsam mit Heck eine aufregende Woche erleben. Am Ende dieser Woche wird Heck, der immer eher ein Schweiger als ein Sprecher war, lernen mit jenen Menschen zu sprechen, die ihm helfen können. Heck wechselt dabei in rasantem Tempo zwischen seinen Rollen als Helfer und Hilfebedürftiger, er wird abwechselnd groß, klein, ängstlich, souverän oder forsch.


    Fazit
    Heck hat sich so hoffnungslos in seinen Problemen verrannt, dass ich einige Male lieber die Augen geschlossen hätte, anstatt weiterzulesen. Für sensible Leser sind Hecks Erlebnisse starker Tobak. Doch die rührenden Bilder, mit denen er beschreibt wie leer und flach er sich im ganzen Körper fühlt, wenn es ihm schlecht geht, lohnen die Lektüre. Auf der Suche nach einem Buch für Jungs mit einem überzeugenden Helden fand ich in "Mein Leben als Superheld" gleich drei Helden. Mit Marion, Spence und Mister Bandras lässt die Autorin unvergessliche Helden des Alltags aus ihrer Unauffälligkeit heraustreten. Wie Comics sie zu ihrem Helden Heck anregten, zeigt Leavitt im Nachwort und stellt im Glossar mit Begriffen der Sprechblasen-Kultur die Verknüpfung zu Hecks außergewöhnllicher Gedankenwelt her. Ein spannendes, rührendes und auch witziges Buch über ein Kind, das gegenüber seiner psychisch kranken Mutter die Rolle des Erwachsenen einnimmt. Die Alters-Empfehlung des Buches würde ich davon abhängig machen, ob ein Kind schon verkraften kann, dass der Held des Buches eine Weile sich selbst überlassen wirkt, ehe er Hilfe erhält.


    9 von 10 Punkten