The Pinhoe Egg – Diana Wynne Jones (ab ca. 11)

  • Dieses Abenteuer ist die zuletzt erschienene Geschichte um Chrestomanci, eine besondere Art von Magier aus den Parallelwelten. Die Handlung spielt ausschließlich in und um das Schloß von Chrestomanci, in der Gegend, die etwa Südengland entspricht.


    Es beginnt in einem Dorf unweit des Schlosses. Das Dorf und einige weitere in der Umgebung werden von der Hexenfamilie Pinhoe beherrscht. Die Älteste hat ihre Familie fest in der Hand. Das bekommen auch ihre Enkelkinder Marianne und Joe zu spüren. Obwohl Sommerferien sind, sollen sie arbeiten, Joe als Stiefelputzer im Schloß, Marianne als neuer Lehrling der Großmutter. Bevor Marianne ihre Ausbildung aber richtig anfangen kann, kommt es zu einem Streit mit Angehörigen der Hexenfamilie Farleigh. Der Streit wird so heftig und magisch, daß Großmutter Pinhoe den Verstand verliert. Bald schon passieren die seltsamsten Dinge in der Gegend, eine Froschinvasion ist das Mildeste.


    Im Schloß von Chrestomanci ist das Leben zur Abwechslung friedlich, bis der Jüngste, Cat, beim Ausreiten im Wald mit dem Wildhüter Farleigh aneinandergerät und ihm auffällt, daß die ganze Gegend auf ihre eigene Art verhext ist. Auch Marianne stellt so etwas fest. Als die beiden sich zufällig kennenlernen und ein ungewöhnlich malvenfarbenes Ei finden, denken sie sich aber noch nicht viel dabei. Doch dann häufen sich Unfälle und Krankheiten und der Verdacht, daß hier Schadenszauber wirkt, läßt sich nicht mehr ausräumen. Marianne hat sogar eine ziemlich genaue Ahnung, wer dahintersteckt, aber zu ihrem Schrecken will niemand ihr glauben. Cat dagegen versucht, auf eigene Faust die Geheimnisse des Walds hinter dem Schloß zu lüften. Vor allem aber hält ihn das lila Ei in Atem.
    Als es schließlich Chrestomanci dämmert, daß er eingreifen muß, ist es fast schon zu spät, einen offenen Hexenkrieg abzuwenden.


    Die Geschichte ist ein bißchen unausgewogen erzählt. Man verbringt sehr viel Zeit bei den Pinhoes, von denen es eine erkleckliche Zahl gibt. So sind die ersten Kapitel vor allem eine putzige englische Dorfgeschichte mit Hexenmagie. Das macht Spaß, weil Jones ein Auge für schräge Details hat, aber eine Beschränkung hätte nicht geschadet. Ähnliches gilt für den Auftritt der Chrestomancifamilie mit Kindern, Mündeln, Angestellten und Dienerschaft. Es wird eine ausgesprochen große Figurengruppe präsentiert. Alle im Auge zu behalten, ist unmöglich, auch daß die Ereignisse abwechselnd aus Mariannes und Cats Sicht erzählt werden, hilft nur bedingt.


    Jones hat, wie gewohnt, einen höchst komplizierten Plot und zwei Drittel des Buchs tut sie wenig anderes als noch mehr Fäden hineinzuwickeln. Daß sich das fast durchgängig spannend liest, liegt zum einen an ihrer Kunst, Figuren zu zeichnen, zum anderen daran, daß sie sehr dunkle Themen abhandelt. Mag das Dorfleben putzig wirken, Magie ist es nicht, weder die von Hexen noch die von Zauberern. Fronten verhärten sich, es wird aufgerüstet, bis zur Todesgefahr. Ein Kern des Ganzen ist tatsächlich ein Mordanschlag.


    Überzeugend gelungen sind wieder einmal die jungen Teenager. Sie sind neugierig und müssen sich mit mehr herumschlagen, als sie erwartet haben. Sie müssen damit fertig werden, daß ihnen keiner glaubt, wenn sie die Wahrheit sagen. Sie erfahren, wie es ist, wenn man im falschen Moment spricht und rechten schweigt und vor allem, wie schwer es ist, zu erkennen, welcher Moment richtig oder falsch ist. Loyalität ist ein großes Thema, das auf mehreren Ebenen durchgespielt wird, so wurde z.B. Joe, Mariannes Bruder, ins Schloß abgeordnet, um dort zu spionieren, weil die Hexen Chrestomanci mißtrauen.
    Es gibt originelle Blicke auf Hexenmagie und Zauberermagie, auf Machtmißbrauch und Aberglaube. Daß manche Freundschaft ziemlich schnell geschlossen wird und auch hält, ist ein wenig zu schön, um wahr zu sein, gleich, ob zwischen Menschen oder zwischen Tier und Mensch. Auch daß die von den Jugendlichen angewendeten Zauber in der Regel sofort erfolgreich sind, ist wohl dem Umstand geschuldet, daß es sich um ein Kinderbuch handelt.


    Insgesamt ist ‚The Pinhoe Egg‘ aber eine schöne Abrundung der Chrestomanci-Bände und auch für Erwachsene ziemlich spannend.



    Gelesen habe ich die verlinkte TB-Ausgabe. Ich verstehe allerdings die Angaben bei amazon nicht, führen die schon wieder Krieg? Ich habe mein Tb vor kurzem erst für 6 Euro gekauft. Allerdings woanders.
    :rolleyes

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus