"Patient meines Lebens" - Bernhard Albrecht

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    Wer wünscht ihn sich nicht: Einen Arzt, der alles, wirklich ALLES daransetzen würde, um einen vor dem sicheren Tod zu retten. Da ist der Kinderarzt, der ein Baby durchbringt, das nach Expertenmeinung keine Chance auf Leben hat – das jüngste Frühgeborene der Welt, entbunden nach 21 Wochen und fünf Tagen. Da ist das Medizinerpaar, dessen aufsehenerregende Mission es ist, eine künstliche Luftröhre zu erschaffen, um einem todgeweihten Patienten ein normales Leben zu ermöglichen. Und da ist der Stationsarzt, dem es erstmals weltweit gelingt, einen Patienten von Aids zu heilen. Sie alle standen an einem Punkt, wo man entweder den Patienten aufgeben oder mit ungewöhnlichen Methoden weiterkämpfen kann – und sie sind das Wagnis eingegangen und haben den Kampf gewonnen. Der Arzt und Wissenschaftsjournalist Bernhard Albrecht hat zehn solcher Mediziner und ihre außergewöhnlichen Fallgeschichten aufgespürt.


    Über den Autor


    Bernhard Albrecht studierte Medizin und Publizistik in Bochum, Uppsala, Barcelona und Straßburg und promovierte zum Dr. med.. Er arbeitete zunächst als Arzt und schrieb nebenher für Tageszeitungen und Zeitschriften. Seit 2000 arbeitete er als Journalist für verschiedene Fernsehanstalten und schrieb u.a. für Spiegel und Geo. Mehrfach wurde er für seine Arbeiten ausgezeichnet, u.a. mit dem Adolf-Grimme-Preis. Bernhard Albrecht lebt heute als Redakteur des "Stern" in Hamburg und München.


    Meine Meinung


    Ich lese unheimlich gerne Fallgeschichten und habe mich sehr gefreut, als das Buch endlich zum Taschenbuchpreis zu haben war. Leider war das Buch eines der schlechtesten populärwissenschaftlichen Sachbücher, das ich seit langem gelesen habe. Ich hätte wissen sollen, dass ich nicht zu Droemers Zielgruppe gehöre. :bonk


    Ich hatte das Buch schon lange auf der Wunschliste und vor der Lektüre nicht noch mal die Vita des Autors gelesen, und habe mich irgendwann ernsthaft gefragt, ob der Autor ein Mediziner ist, der einfach nicht schreiben kann, oder vielleicht nur Medizinjournalist, der in eigenen Worten journalistisch aufbereitetet wiedergibt, was er von einem Arzt erzählt bekommen hat - ergänzt durch Wikipedia-Recherche. Ich finde es ja bewundernswert, wenn Autoren es schaffen, komplizierte Sachverhalte einfach darzustellen, aber nicht so einfach, dass man beim Lesen das Gefühl hat, Gehirnzellen einzubüßen.


    Der Schreibstil war sehr journalistisch, es wurden immer wieder die gleichen Stilmittel verwendet, um Emotionen zu erzeugen. Jeder Patient hatte über die Erkrankung, um die es im jeweiligen Kapitel geht, hinausgehendes "Schicksal". Ärzte wurden immer wieder auf gleiche Weise eingeführt. Jeder Arzt bekam eine äußere Eigenschaft verpasst (zum Beispiel "sanfte Augen" oder "samtfarbene Augen"), ein Hobby und einen Beziehungsstatus. Dadurch sollte aus dem Arzt wohl ein Mensch gemacht werden. Leider wurden es nur Abziehbilder.


    "Er [der Arzt] noch in den späten Zwanzigern, Jungengesicht mit vollen Wangen, seine Patienten hielten ihn gerne für einen Studenten - obwohl er stattliche 1.94 groß war und 110 kg auf die Waage brachte. Damals boxte er noch in der Superschwergewichtsklasse. Sie [seine Kollegin] war schon 39, zehn Jahre älter, eine geschiedene Mutter von zwei Kindern, mitten im Leben stehend und gerade mal 1,62 Meter groß, blonder Wuschelkopf. Oft spielte ein undurchdringliches Lächeln um ihre Lippen, das mochte er sofort."


    Die Sprache war zum Teil sehr schlicht mit kurzen Sätzen und an anderen Stellen wieder total verschwurbelt. Einige Sätze musste ich mehrfach lesen, weil ich das Gefühl hatte, ein Verb würde fehlen, im Nachhinein stellte sich heraus, das der Satzbau nur schräg war. Die Bilder waren zum Teil unglaublich kitschig:


    "Sie sah den Herbst kommen, den sie aus der Türkei nicht kannte - die Blätter färbten sich rot, fielen von den Bäumen und säumten bald die Wege in den Parks mit einem weichen Teppich, der raschelte, wenn sie darauf trat. Es regnete oft, im kalten Wind lagen Düfte, die sie nicht kannte."


    Solche Sätze werden hingeknallt, es wird aber nicht weiter darauf eingegangen, was das mit der Psyche der Patientin zu tun hat.


    Die Fälle liefen immer nach dem gleichen Schema ab, das eins zu ein in einen von RTL Explosiv gedrehten Bericht umgesetzt hätte werden können. Im Nachwort dankt er seiner Lebensgefährtin und sagt, dass er ihrem Gefühl für Dramaturgie und Sprache vertraut. Vielleicht sollte er das nicht tun.


    Ich gebe 2 von 5 Sternen = 4 von 10 Eulenpunkten.


    [edit: vermurksten Satz berichtigt.]
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