Hardcover, 128 Seiten
Regionalia Verlag (1. April 2015)
ISBN: 978-3955401597
Preis: 4,95 €
Wenn ein eingeschworener Republikaner mit schwer „monarchophoben“ Zügen ein Büchlein über den sogenannten Adel in einem Rutsch – und mit Vergnügen – durchliest, dann ist dies ein unerhörter Vorgang. Zumindest für den Adelsfeind höchstselbst.
Doch er braucht nicht lang nach den Gründen für dieses Erlebnis zu suchen – sie sind offensichtlich: Anja Stiller hat mit bemerkenswert leichter Hand das geschafft, was nur wenigen Wissenschaftlern gelänge, nämlich auf 128 Seiten einen verständlichen, geistreichen, niemals belehrenden, aber stets erkennbar fundierten Einstieg in eine für viele fremde Welt zu geben. Geschickt verknüpft die promovierte Literaturwissenschaftlerin die notwendigen Ausführungen zu genealogischen Grundlagen mit lebendigen Details zu historischen Rahmenbedingungen in der Entwicklungsgeschichte dessen, was wir heute noch „Adel“ nennen. Neben wunderbar plastisch beschriebenen Sittenbildern, Informationen zu Adelsorganisationen und einer Einführung in die Genealogie liegt der Schwerpunkt auf der Geschichte des Adels, über die man erstaunlich viel erfährt – und das äußerst unterhaltsam. An manchen Stellen wird deutlich, dass die Autorin als Spezialistin für das (Spät-)Mittelalter gerade dazu noch viel mehr hätte schreiben können. Dass sie stattdessen lieber zur Schilderung blutvoller, handfester Beispiele aus dem täglichen Leben der „Nobiles“ in alten Zeiten greift, zeichnet sie aus. So wird das kleine Buch zum Lesespaß, nicht zuletzt zusätzlich unterstützt durch die reichhaltige Auswahl an Bildern und Fotos.
Im letzten Kapitel widmet sich Anja Stiller noch kurz, aber trefflich der Freien und Hansestadt Hamburg – einem Phänomen in Zusammenhang mit dem Thema Adel, denn Hamburger Bürger stehen dem seit jeher ablehnend gegenüber.
Fazit: Wer sich abseits der unerträglichen Beiträge in der Yellow Press einmal etwas Qualifiziertes über den Adel erzählen lassen will, und das kenntnisreich und fundiert, immer aber erfreulich lebendig, der kann mit diesem Buch nichts falsch machen.