Mrs. Pollifax kommt wie gerufen - Dorothy Gilman

  • Naaa, kennt noch jemand diese Dame? :grin


    OT: The Unexpected Mrs. Pollifax
    1. Band der Mrs. Pollifax-Reihe


    Kurzbeschreibung:
    Mrs. Pollifax bringt Freund und Feind in Verzweiflung, wenn sie sich mit Charme, Witz und couragierter Hartnäckigkeit in die zwielichtige Welt der Geheimdienste stellt. Wer vermutet schon in der freundlichen alten Dame mit den weißen Löckchen eine mit allen Wassern gewaschene Agentin, die der CIA für besonders heikle Aufgaben engagiert?


    Über die Autorin:
    Dorothy Gilman, geboren 1923, studierte Kunst, bevor sie 1949 ihren ersten Roman veröffentlichte. Nach zahlreichen Jugendbüchern schrieb sie ab 1965 auch Romane für Erwachsene. Ihren Durchbruch erzielte sie mit ihrer Spionage-Reihe um Mrs. Pollifax, einer älterer Dame, die für die CIA arbeitet. 2010 erhielt Dorothy Gilman für ihre Leistungen im Bereich des Kriminalromans und die anhaltend hohe Qualität ihrer Romane den Grand Master Award. Bis zu ihrem Tod 2012 lebte Dorothy Gilman in Portland, Maine und Albuquerque.


    Meine Meinung:
    Mrs. Pollifax ist eine etwas naive, aber doch resolute ältere Dame, die genau weiß, was sie will: etwas erleben! Und da ihr Arzt ihr rät, ihre Freizeit doch dazu zu nutzen, endlich einmal das zu tun, was sie ihr ganzes Leben schon einmal machen wollte, fährt sie kurzentschlossen ins Hauptquartier der CIA, um sich ihren größten Traum zu erfüllen: Mrs. Pollifax wollte nämlich schon immer einmal Spionin werden! Natürlich ist ihr Ansinnen absurd und alles, was darauf folgt, ebenso. Doch eigentlich ist die Geschichte um Mrs. Pollifax und die Abenteuer, in die sie schon bald verstrickt wird, auch nicht absurder als die vielen Fernsehserien der 1970er und 80er Jahre, die große Erfolge feierten und eine riesige Fangemeinde hatten. Mrs. Pollifax erscheint wie ein Vorläufer dieser Serien, denn ebenso wie die Harts in "Hart aber herzlich" oder J.B. Fletcher in "Mord ist ihr Hobby" gerät sie als Amateurin zwischen die Fronten und - so viel sei verraten - natürlich auch unbesehen wieder aus der größten Gefahr hinaus. Naturgemäß spielt der Kalte Krieg hier natürlich eine deutlich größere Rolle, schließlich schrieb Dorothy Gilman den Roman schon 1966 und nicht zuletzt handelt es sich hier schließlich um eine Spionagegeschichte. Trotz oder gerade wegen ihrer kleinen Macken ist sie als "Spionin" erfolgreicher, als es zunächst den Anschein hat und auch wenn die Handlung relativ dünn und ohne erwähnenswerte Wendungen ist, sieht man die Ereignisse förmlich vor dem geistigen Auge ablaufen - in den Farben und der muskalischen Untermalung der TV-Serien der 1970er und 80er Jahre.


    Als bekennender Fan jener Serien vergebe ich knappe 7 Punkte und die Lese-Empfehlung für alle, die leichte Krimi-Unterhaltung mit liebenswürdigen Figuren suchen, der man auch nach einem gestressten Arbeitstag ohne große Anstrengung folgen kann.

  • Es ist erschütternd, was hier immer wieder ausgegraben wird.


    :lache


    Mrs. Pollifax ist ein echter Wurf und zugleich ein Beispiel für spätere Kalte-Kriegs-Spionage-Geschichten, über die man heute nur den Kopf schütteln kann.
    Dieser Roman, der erste einer langen, später leider viel zu langen Reihe, ist eine Art Spionage-Cosy-Krimi.
    Gilman schreibt spannend, zeichnet liebenswerte Figuren und hat einen leicht ironischen Humor.


    Mrs. Pollifax mit ihrem Fernweh, ihrer Entschlossenheit, etwas für ihr Land zu tun und ihrer sicheren Überzeugung, daß sie diejenige ist, auf die die CIA schon immer gewartet hat, ist umwerfend komisch und liebenswert zugleich.
    Natürlich überzeugt sie die Zuständigen vom Geheimdienst, niemand kann Mrs. Pollifax widerstehen, nicht ihrer Dauerwelle unterm Blumenhut, nicht ihrem perfekten Benehmen in jeder Lage, nicht ihrer Überzeugung, daß alles irgendwie gut ausgehen muß.
    Meine unvergessene Lieblingsszene ist bis heute die, in der sie die CIA-Zentrale besucht und sich um eine Stelle als Spionin bewirbt.


    Ihre Abenteuer in Mexiko und an anderen Orten voller böser Kommunisten jeder Couleur in diesem Buch sind haarsträubend, der Agent, der unverhofft an ihre Seite gerät, zum Verlieben, vor allem deshalb, weil er nicht weiß, ob Mrs. Pollifax eher ein Segen oder eine Strafe ist.
    Natürlich sind alle rundum heldinnehaft, es gibt ein atemnberaubendes Fluchtszenarium - ich schreibe nur: Ziegen - und einen schönen überraschenden Gag am Ende.


    Aus einer Zeit, als die CIA noch gut, die Bösen ein bißchen schwer von Begriff und die Welt in der Rückschau erstaunlich sicher war.


    Die folgenden Bände sind schwächer, das Konzept trägt nicht sehr weit. Der erste hier aber ist ein Klassiker seiner Art.



    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Erschütternd? :wow So schlimm? :lache


    Zitat

    Original von magali
    Die folgenden Bände sind schwächer, das Konzept trägt nicht sehr weit.


    Oh schade, ich hatte gehofft, die nächsten Bände würden sich steigern und ein bisschen spannender/raffinierter werden.... :-(

  • Ich fand nicht, daß es Gilman gelungen ist.
    Ich habe damals die ersten drei gelesen und einen aus den späten 1980ern, ich glaube, es war der mit dem Hong Kong Buddha. Der war schon erzählerisch und sprachlich kaum zu ertragen, war einfach nur lieblose Serie.
    Ich hab die allesamt aus einer Antiquariatskiste gefischt, es waren US-Ausgaben.


    Die Bände zwei und drei haben mich sehr an alte US-Fernsehserien erinnert, Mission Impossible, z.B. Sehr schlichte Kulissen, wenig begabte AkteurInnen, Schwarz-Weiß-Malerei, Bühnen-Gekloppe.


    Das Problem ist die betagte Heldin. Es hakelt jedesmal, sie in die Geschichte zu bringen, sie ist immer die unschuldige US-Touristin, die kein Wässerchen trüben kann, dann aber die wildesten Abenteuer übersteht mit gesundem Menschenverstand und viel Humor. Das nutzt sich bald ab. Ebenso Farrell, Bishop und Carstairs(?).


    Es gibt immer noch Possierliches, Lustiges, Aufregendes. Pärchen finden zusammen, auch Mrs. Pollifax trifft so manchen liebenswürdigen rüstigen Herrn, Bösewichte werden bestraft, die Welt wird in Ordnung gebracht. Sogar in Rumänien. Es ist atemberaubend.
    Die fremden Länder sind allerdings eine Spur zu exotisch, die Darstellung der Menschen vor Ort stereotyp. Für ein US-amerikanisches Publikum, das Europa bloß aus dem Fernsehen kannte, war es 'wie Fernsehen'. Bunt, exotisch, geheimnisvoll und trotzdem siegten immer die eigenen Leute. :lache
    Ich finde nicht, daß das heute noch trägt.


    Ich bin gespannt, ob sie bei Dir besser ankommt.


    Der Vollständigkeit halber:
    ich habe noch zwei andere Bücher von Gilman gelesen, eins über eine Nonne, die Kriminalfälle klärt und Liebespaare zusammenbringt (Nun in the Closet, mit dem bescheuerten deutschen Titel: Die Nonne im Kleiderschrank), was sehr langweilig war ab Kapitel zwei und ein anderes, das nicht übersetzt wurde, über eine Wahrsagerin, die eine Gräfin vom Balkan ist, in New York lebt, Kriminalfälle löst und Liebespaare ... Well, you know.
    Das allerdings war so rührend naiv, daß es schon wieder süß war.
    :lache


    Ich habe die Bücher längst aussortiert,es war eine Leseerfahrung und den ersten Mrs. Pollifax möchte ich auch nicht missen.



    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat

    Original von magali
    Ich bin gespannt, ob sie bei Dir besser ankommt.


    Hmmm, also ich werde die Reihe dann wohl eher nicht weiter verfolgen... Ich behalte lieber diesen ersten Band hier in amüsierter Erinnerung, als mich nachher über lieblose Fortsetzungen zu ärgern ;-)

  • Einen zweiten würde ich an Deiner Stelle noch ausprobieren. Dann kannst Du es besser einschätzen.,
    Die gibt es ohnehin nur noch gebraucht, oder?
    Ich habe grad geguckt, für den Kindle gibt es sie offenbar nur auf englisch, aber auch nicht ganz billig, knapp 5€.



    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus