„Schlaf, Richarda, schlaf, und sammle deine Kräfte. Denn die Welt - sie wartet schon lange auf dich.“ (Seite 61)
281 Seiten, 11 Abbildungen, kartoniert
Verlag: Ammianus Verlag, Aachen 2013
ISBN-10: 3-9812285-7-X
ISBN-13: 978-3-9812285-7-1
Die Gression-Trilogie:
- Richarda von Gression. Die Visionärin
- Richarda von Gression. Die Königin
- Richarda von Gression. Die Pilgerin
Zum Inhalt (Quelle: eigene Angabe)
Im fünften Jahrhundert soll es in der Gegend zwischen Aachen, Köln und Jülich eine reiche Stadt namens Gression gegeben haben. Den Untergang im Hunnensturm überlebte alleine die Königin Ricarda mit ihrer Dienerin.
Rund fünfhundert Jahre später wird unter merkwürdigen Umständen Richarda geboren. Es geht auf die Jahrtausendwende zu, vielerorts wird der Weltuntergang erwartet. Als sich die Anzeichen mehren, verändert sich das Leben Richardas und ihrer Mitmenschen. Denn obgleich nur eine Bauerntochter, gilt die charismatische Richarda vielen als nahezu heilig. Aber das wird nicht von allen gern gesehen.
Über den Autor
Günter Krieger wurde 1965 geboren und hat Krankenpfleger gelernt. Seit 1999 ist er als freier Schriftsteller tätig und hat etliche meist historische Romane verfaßt. Mit seiner Frau lebt er bei Düren.
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Meine Meinung
Was ist des Pudels Kern, der - falls vorhanden - historische Ursprung einer Legende? Sicherlich hat sich mancher diese Frage zu der einen oder anderen Sage gestellt. Im Raum zwischen Aachen, Köln, Düren und Jülich gibt es, auch wenn sie langsam in Vergessenheit gerät, die Sage um die untergegangene Stadt Gression. Günter Krieger hat diese zum Ausgangspunkt seiner Gression-Trilogie genommen.
Dabei läuft der Handlungsstrang des fünften Jahrhunderts erzählerisch parallel zu dem Hauptstrang um die erste Jahrtausendwende. Die zwei Zeitebenen sind miteinander verwoben, taucht doch manches aus der Vergangenheit bei Richarda wieder auf, ohne daß die Menschen das so richtig einordnen können. Fünfhundert Jahre sind eine lange Zeit, da gerät vieles in Vergessenheit. Bis zum Ende war ich mir nicht sicher, ob ich es nicht besser gefunden hätte, wenn die beiden Geschichten nacheinander erzählt worden wären, andererseits werden die Verbindungen durch die Jahrhunderte hindurch vermutlich nur so deutlich.
Gleich zu Beginn konfrontiert der Autor den Leser mit dem Unausweichlichen: das Gressiona des 5. Jahrhunderts geht im Hunnensturm unter. Im Nachwort geht Krieger kurz auf die Sage und die verschiedenen überlieferten Szenarien ein; seinem Roman hat er eine für meine Begriffe in sich schlüssige Ereignisabfolge zugrunde gelegt. Von diesem Hunnensturm entsinne ich mich, vor einer halben Ewigkeit im Geschichtsunterricht der Schule gehört zu haben.
Die Haupthandlung jedoch spielt während der letzten beiden Jahre vor der ersten Jahrtausendwende. Sehr bald ist klar, daß Richarda eine Nachfahrin jener Ricarda aus der Sage ist, wodurch der Autor beide Erzählstränge auch personell geschickt miteinander verknüpft. Manchmal wiederholt sich die Geschichte eben doch, um sich am Ende - hoffentlich - anders zu entwickeln.
Ein interessantes Detail am Rande war für mich, daß zwei (Wander-) Mönche aus der Abteil Hersfeld eine Rolle spielen. Nicht nur, weil die Ruine eben jener Abtei gerade mal fünf Gehminuten von meiner Wohnung entfernt ist, sondern auch weil zu ähnlicher Zeit der zweite Band von Gustav Freytags Romanzyklus „Die Ahnen“, nämlich „Das Nest der Zaunkönige“, zu einem guten Teil in eben jener Abtei angesiedelt ist. Allerdings spielen die hiesigen Mönche drei Jahre später in Hersfeld anscheinend keine Rolle mehr.
Vom Leben damals bekam ich einen recht guten Eindruck, auch die Schattenseiten wurden nicht verschwiegen, und eine Sache, die ich recht bald vermutete, hat sich später im Buch bestätigt. Natürlicherweise spielt die Religion eine Rolle, denn die Menschen jener Tage waren unzweifelhaft religiös; die Erwartung des Weltuntergangs gründete sich auf die (offensichtlich unrichtige) Auslegung etlicher Bibelstellen. Immer wieder wird deutlich, wie sehr das tägliche Leben von der Religion bestimmt wurde. Die Endzeitstimmung jener Tage wurde gut eingefangen und hat mich bisweilen an meine Großmutter denken lassen, die immer sagte „einmal Tausend und nicht mehr Tausend“. Was werden wohl die Menschen zur nächsten Jahrtausendwende prophezeien - so es dann noch welche gibt?
Insgesamt hat mir das Buch außerordentlich gut gefallen, ich hatte über weite Strecken den Eindruck, selbst dabei zu sein, und hätte der Autor im Nachwort nicht explizit erwähnt, daß sowohl Ricarda als auch Richarda fiktive Figuren sind, ich hätte die Geschehnisse um die beiden glatt als historische Wahrheit genommen. Besonders positiv sei noch erwähnt, daß im Anhang von den wesentlichen Handlungsorten Fotos, wie es dort heute aussieht, zu sehen sind.
Die Jahrtausendwende - uns heutige wundert es nicht - ist also ohne Weltuntergang vorüber gegangen, aber was wurde aus denen, die seinerzeit absolut davon überzeugt waren, daß es keinen 1. Januar 1000 geben würde? Das erfährt man gewißlich im zweiten Teil der Trilogie, den ich mit Sicherheit bald lesen werde.
Kurzfassung
Sage und Historie vermischt zu einem Roman, der die Weltuntergangsängste um das Jahr 1000 greif- und nachvollziehbar macht. Ein überaus gelungener Auftakt der Trilogie.
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