Jenny Rogneby: Leona – Die Würfel sind gefallen

  • Jenny Rogneby: Leona – Die Würfel sind gefallen
    Verlag: Atrium Zürich 2015. 448 Seiten. broschiert
    ISBN-13: 978-3855356270. 16,99€
    Übersetzerin: Antje Rieck-Blankenburg


    Verlagstext
    Dieser Bestseller aus Schweden hat die Krimiszene auf den Kopf gestellt: Was Sie mit der Ermittlerin Leona Lindberg erleben, werden Sie nicht wieder vergessen. Glauben Sie nichts – und machen Sie sich auf alles gefasst. Stockholm: Ein siebenjähriges Mädchen betritt blutüberströmt eine Bank und schaltet einen Kassettenrekorder ein. Eine Stimme fordert Geld im Austausch für das Leben des Kindes. Die Angestellten sind entsetzt. Kurz darauf verlässt das Mädchen die Bank mit sieben Millionen Kronen und verschwindet. Der Fall macht Schlagzeilen. Bei der Polizei wird Leona Lindberg mit den Ermittlungen beauftragt. Leona ist 34, verheiratet und selbst Mutter von zwei Kindern. Sie gilt als Außenseiterin, doch ihr Ruf ist tadellos. Aber diesmal führen ihre Ermittlungen in eine Sackgasse, denn von dem Mädchen fehlt jede Spur. Und jeder scheint etwas zu verbergen. Allen voran Leona selbst.


    Die Autorin
    Jenny Rogneby wurde 1974 in Äthiopien geboren und als Einjährige zur Adoption freigegeben. Sie wuchs im Norden von Schweden auf, wo ihre Adoptiveltern früh ihr musikalisches Talent entdeckten. Jenny Rogneby machte Karriere als Sängerin und stand u.a. mit Michael Jackson auf der Bühne. Sie studierte Kriminologie und arbeitete als Ermittlerin bei der Stockholmer Polizei. Über ihre Arbeit kam ihr die Idee für die Figur der Leona. Der erste Band der Trilogie wurde auf Anhieb ein Bestseller und wird in zehn Ländern erscheinen.


    Inhalt
    In Stockholm begeht ein kleines Mädchen einen Banküberfall. Die Kunden sind so schockiert von ihrem Auftritt, dass die Kleine die Bank mitsamt ihrer Beute ungehindert verlassen kann. Ermittlerin in dem skurrilen Fall ist Leona Lindberg, die einen großen Teil des Buches aus der Ichperspektive erzählt. Weitere Handlungsstränge beschreiben u. a. die Sicht des kleinen Mädchens. Leona ist der klassische Fall der berufstätigen Mutter, die trotz staatlicher Kinderbetreuung ihre Arbeitszeiten nur schwer mit der Familienarbeit vereinbaren kann. Auseinandersetzungen mit Leonas Eltern und Ehemann Peter sind an der Tagesordnung, warum Leona ausgerechnet diesen Beruf haben muss, der Peters Ansicht nach zudem schlecht bezahlt wird. Schon zeitig zeigt sich Leona als perfektionistische Außenseiterin an der Grenze zur psychischen Störung. Auch ihre Erpressbarkeit ist eine fatale Ausgangssituation für eine Kriminalbeamtin. Einige Möglichkeiten fielen mir dazu ein, welches Problem oder welche psychische Erkrankung Leona belasten könnte; schlimmer noch fand ich die Vorstellung, dass eine skrupellose und psychisch so stark belastete Person kleine Kinder zu versorgen hat. Leona ist kein Teamplayer und steht zu dieser Eigenheit. Trotzdem muss sie den Fall der kindlichen Bankräuberin in Zusammenarbeit mit Kollegen lösen. Wie überall anders nervt die Presse die Ermittler und nicht alle Kollegen sind so umsichtig, wie Leona das gern hätte. Für die Leser stellt sich außer der Suche nach dem Hintermann der Banküberfälle – inzwischen fanden mehrere Überfälle statt - die Frage, welche Verbindung zwischen den einzelnen Handlungssträngen besteht.


    Fazit
    Jenny Rognebys polarisierender Debüt-Roman wird weder als Krimi noch als Thriller beworben, obwohl er meiner Ansicht nach durchaus Psychothriller-Qualitäten hat. Wegen der Beteiligung von Kindern an diesem Fall ist das Buch nicht in allen Lebenslagen uneingeschränkt zu empfehlen. Die Perspektive der Icherzählerin, der ihre Leser zunächst alles glauben müssen, finde ich in diesem Psychogramm einer gestörten Ermittlerpersönlichkeit im Gegensatz zu manch anderem in der Ichperspektive erzählten Buch sehr spannend. Der einzige Mangel des Buches war für mich, dass Leona in ihrem Denken und Sprechen keine gradlinige glaubwürdige Alltagsprache benutzt, sondern sich trotz Erschöpfung und dem Zwang die Fassade wahren zu müssen zu einigen ungewöhnlich exaltierten Wortschöpfungen hinreißen lässt.


    knappe 9 von 10 Punkten