Das Foucaultsche Pendel - Umberto Eco

  • Umberto Eco (* 5. Januar 1932 in Italien) ist ein italienischer Schriftsteller, Philosoph, Medienwissenschaftler und Semiotiker. Vor allem durch seinen Roman "Der Name der Rose" wurde er weltberühmt.
    Der Roman "Das Foucaultsche Pendel" erschien 1988.


    "Das Foucaultsche Pendel" ist ein Roman um die Faszination von Geheimwissen, darum wie Menschen dazu neigen, Assoziationsketten zu konstruieren, Zufälle als Plan darzustellen, Gegenstände als Symbole zu deuten und Analogien herzustellen.
    Er zeigt auch an Hand der Hauptpersonen, wie Menschen je nach Lebensumständen auf vermeintliches Geheimwissen reagieren.
    Eingebettet wird dieses Thema in eine Handlung, in der aus einem Spiel eine bitter ernste Verfolgung wird.


    Der Leser wird mitten in die Geschichte um den Großen Plan geworfen. Der dreht sich um das Pendel, mit dem Foucault die Erdrotation nachgewiesen hat. Mit dieser wunderbar surrealen Szene zu Beginn in einem technischen Museum beschreibt der Autor die Gemütsverfassung des Ich-Erzählers Casaubon, der nicht mehr weiß, was Realität und was Fiktion ist.


    Auch dem Leser schwirrt bald der Kopf vor lauter fremden Begriffen und Fachwörtern, philosophischen Gedankengängen, Andeutungen auf vergangene und bevorstehende Ereignisse.


    Nach den ersten verwirrenden Seiten geht es ruhiger weiter. In Rückblicken erfährt der Leser Stück für Stück die Vorgeschichte.


    Man lernt die Historie der Templer, der Kreuzritter und anderer Geheimbünde, aber auch die politische Stimmung im Italien der 68-er Jahre, die Situation während der Partisanenkämpfe im Zweiten Weltkrieg und vieles mehr kennen. Es gibt Erklärungen zu Verschlüsselungen im Computer und in Geheimlehren.
    Diese Informationen werden meist über Gespräche im lockeren Plauderton an den Leser weitergegeben, oft auch humorvoll, ironisch oder satirisch.
    Erheiternd sind z. B. die Definitionen des Idioten, des Dummen, des Irren und des Dämlichen.
    Es ist amüsant zu lesen, wie Zahlensymbolik, Mythologie, Aussagen von Nostradamus, alte Zeitungsberichte, Begriffe wie Gral, Stein der Weisen, Goldenes Vlies und Themen wie radioaktives Material, Hitler und seine Geheimwaffen zu einem Konzept vermengt werden.


    Doch leider ermüdete mich das Buch über eine nicht unerhebliche Strecke. Die Hauptdarsteller veknüpfen Unmengen an Informationen über okkultistische, mystische Geheimbünde, daran beteiligte Personen, Textstellen aus entsprechenden Schriften miteinander mit Argumentationsketten, die ich nicht immer nachvollziehen konnte. Erwähnungen von historischen Personen, von denen ich nicht viel weiß, Anspielung auf Literatur- und Filmfiguren, fremdsprachige Ausdrücke ohne Übersetzung, meines Erachtens unnötige Fremdwörter gaben mir schnell das Gefühl, dass mein Allgemeinwissen nicht ausreichend für dieses Buch ist. Doch vermutlich muss man das alles nicht vollständig verstehen.
    Sicher steckt eine unglaubliche Menge an Wissen in diesem Buch, aber ganz so viel wollte ich dann doch nicht wissen. Die äußere Handlung tritt dabei oft in den Hintergrund.


    Immerhin gab es aber auch wundervoll intensive Szenen, wie z. B. die oben genannte, in der technische Ausstellungsstücke zu Lebewesen mutieren. Später kann der Leser völlig eintauchen in die spirituell aufgeheizte Atmosphäre in Brasilien während eines Kultes, bei dem mit den Geistern Verstorbener Kontakt aufgenommen werden sollte.


    Andererseits macht sich der Autor auch lustig über spirituelles Bamborium. Er lässt da einen Eingeweihten bei einer Beschwörung das hebräische Alphabet herunterbeten. In der Performance "Die Wiedergeburt des neuen Menschen durch Tod und Leidenschaft" parodiert er die Vorstellungen von Geheimsitzungen.
    Auch das Verlagswesen bleibt nicht verschont. Eco zeigt, wie mit AEKs (Autoren auf eigene Kosten) umgegangen wird.


    Es gibt jede Menge Parallelen, Andeutungen und Vergleiche, z. B. zwischen der Demonstration in Mailand 1972 mit einem Kreuzfahrerheer. Sicher sind mir etliche davon entgangen.


    Das Buch hat aber auch spannende Abschnitte. Der Schluss hat mich ein wenig an Kafka erinnert.


    Fazit:
    Trotz mancher Durststrecken habe ich das Buch gern gelesen. Gelegentlich habe ich mich aber doch fragen müssen, ob ich nicht auch zu den niedlichen, rosa Tieren gehöre, denen man keine Perlen anbieten sollte.


    ASIN/ISBN: 3423115815

  • :anbet :kiss :anbet
    Nach Undsets Lavranstochter ist das nun schon das zweite Mal, dass Du mir ein Werk rezensionsweise näherbringst, das mich einerseits reizt und mir gleichzeitig Gruseln verursacht.
    Vergibst Du bitte auch noch Eulenpunkte?
    Vielen lieben Dank!
    :wave

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)