Haus aus Kupfer - Jobst Mahrenholz

  • Der Klappentext:


    Was, wenn Brüder sich hassen?
    Cousins sich lieben?
    Geschwister neiden?


    Was, wenn aus 'Ihr' ein 'Ihm' wird und Intrigen ihren Lauf nehmen?


    Dreizehn Menschen.
    Sechs Tage.
    All das unter einem Dach.
    Einem aus Kupfer.


    Meine Inhaltsangabe:


    Giacomos Großvater Lu ist gestorben. Der Kopf einer Großfamilie und eines Firmenimperiums hinterlässt ein schweres Erbe – Kinder und Enkelkinder lauern auf den Nachlass und umschleichen sich gegenseitig. Giaco, der von seinem Großvater erzogen wurde, nimmt das Ganze recht nonchalant hin und verfolgt das Ränkeschmieden gelassen und mit seinen eigenen Hintergedanken. Seine Ruhe und Gelassenheit wird allerdings bald auf eine harte Probe gestellt, als ein junger Mann auftaucht, der ihm gehörig den Kopf verdreht. Das ist Giaco so gar nicht gewöhnt und auch die Familie fühlt sich gestört, denn dieser junge Mann gehört zu ihr und wieder doch nicht: den Felice hieß früher Felia und war ein Mädchen…


    Meine Meinung zum Buch:
    Vorab kann ich sagen, Jobst Mahrenholz spinnt immer wieder ein wundervolles Erzählgarn, dem ich nur zu gerne folge und mich bis jetzt auch immer sehr heimisch in den Geschichten gefühlt habe. Auch in diesem Roman gelang es erneut. Die Atmosphäre, die Szenerie, die Menschen und ihr Hintergrund – alles passte wunderbar stimmig zusammen. Die Familie, ihre Liebe und ihr Fluch ist ein Thema, aus dem sich die unterschiedlichsten Geschichten machen lassen. Das Kupferhaus beherbergt sie alle: die scheinbar Selbstsicheren und Mächtigen, die Stillen und eher im Hintergrund erscheinenden, die Lauten und auf Ansehen bedachten, die Beobachtenden und Abwartenden, die Unsichtbaren und die, in deren Fußstapfen man treten möchte und doch nicht sollte.
    Giaco als Erzähler hat eine kecke und charmante Stimme, die einem das Haus und seine Bewohner sehr schön vor Augen führt. Für sein Alter scheint er manchmal ein bisschen zuviel Selbstvertrauen und Naseweisheit an den Tag zu legen, doch im Laufe der Geschichte zeigt sich, dass er sich beides recht hart erarbeiten musste. Die angespannte Stimmung, die sich seit dem Tod des „großen Lu“, des übermächtigen Familienoberhauptes, auf die Bewohner des Kupferhauses legt, detoniert, als Feli dorthin kommt. Gegen den ausdrücklichen Wunsch seiner Eltern. Felices Ankunft, bringt alles ins Rollen…Er ist ein mutiger, aber auch verzweifelter junger Kerl, der nun endlich den Weg gehen möchte, den er schon lang allein vor sich gesehen hat, von dem ihn aber noch keiner aus der Familie begleiten wollte. In Giaco findet er Unterstützung und bald schon viel mehr.
    Aber nicht nur diese Beiden erzählen ihre Geschichte, auch ganz viele andere Mitglieder der Familie und des Hauses lernt man kennen und jeder hat so seine ganz eigenen Erfahrungen und Blickwinkel im Gepäck, dass man schon nach wenigen Seiten ausgesprochen schnell und heftig mögen und verabscheuen wird. Es kommen Kellerleichen ans Tageslicht, es werden Stimmbänder geölt, die jahrelang geschwiegen haben und noch vieles mehr.
    Dennoch ist es eine liebevolle, ehrliche Geschichte über Liebe, den Wunsch nach Liebe und Unterstützung und das Erwachsenwerden gewesen. Voller Wärme, dem Duft nach dem obligatorischen Morgencafé und einem Ende, das verspricht, aber auf unnötige Effekthascherei verzichtet. Es könnte sich so zugetragen haben und es könnte gut ausgegangen sein. So mag ich das.