Wenn du mich sehen könntest - Jessica Winter

  • Kurzbeschreibung (gem. Amazon)
    Der fünfundzwanzigjährige Nate Foster kennt beide Seiten der Medaille. In seiner Zeit als Feuerwehrmann hat er etliche Leben gerettet. Er kennt aber auch jedes Detail der Gesichter jener Menschen, die er verloren hat. Und er schwört sich, es nie wieder soweit kommen zu lassen. Nate glaubt nicht mehr daran, noch einmal mehr zu sehen als den tristen Grauton, der seitdem seinen Alltag beherrscht.
    Die Bekanntschaft mit der sonnigen und auf den ersten Blick sorglosen Lexi Davis stellt Nates Versuche, seine Schutzmauern zu wahren jedoch in mehr als einer Hinsicht auf den Kopf.
    Nie hätte er es für möglich gehalten, sein Leben wieder in Farbe zu sehen. Und nie hätte er gedacht, dass sich seine Vergangenheit wiederholen könnte.


    meine Meinung
    Nate studiert Jura, hat seinen Dienst bei der Feuerwehr quittiert und kämpft nachts mit seinen Dämonen. Das Leben ist für ihn dennoch erfüllt, denn er lebt mit seinem besten Freund Toby zusammen und arbeitet nebenbei in einer großen Kanzlei. Als er bei Recherchen aus Versehen den Computer in seinem Büro lahmlegt, ruft er die Helpline der Uni an und trifft dabei auf Lexi. Diese antwortet mit so viel Witz und Charme, dass Nate nicht lang fackelt. Doch ist er auf das vorbereitet, was Lexi vor ihm verbirgt?


    „Wenn du mich sehen könntest“ ist bereits der dritte Roman aus der Feder von Jessica Winter und hat mir wieder ausnehmend gut gefallen. Ich stehe mit dem Genre Romantik auf Kriegsfuß, für mich kann es nicht blutig genug sein, doch die Autorin hat mich mit ihrer Erzählung um Lexi und Nate von Seite an gefangen genommen und nicht mehr losgelassen. Chapeau!


    Die Geschichte wird abwechselnd von Lexi und Nate erzählt. Dabei erfährt man sowohl von den Problemen und Sorgen, als auch von den Sonnenseiten ihrer Leben. Während Nate, der eigentlich Nathan heißt, sich voll in seine Arbeit in der Kanzlei reinhängt und kaum was anderes kennt, verzaubert Lexi, die nur von ihrer Mutter Alexandra gerufen wird, ihn mit Witz, Schlagfertigkeit und extrem viel Wissen. Doch auch Nate trifft bei Lexi mit seinem Humor und seinem Wortzwitz ins Schwarze. Es war mir jedes Mal eine Freude, wenn die beiden sich am Telefon und später bei ihren Treffen nichts geschenkt haben. Mein innerer Geek hat bei den vielen Anspielungen auf Arrow und Computerspiele gejubelt. Jessica Winter hat mit ihren beiden Protagonisten ein mehr als sympathisches und dynamisches Duo erschaffen.


    Wer glaubt, hier eine 08/15-Lovestory serviert zu bekommen, könnte nicht weiter daneben liegen. Die Figuren sind authentisch, realistisch, haben alle ihre Ecken und Kanten und ihre Probleme sind echt. Es gibt keine „Oh Gott, mein Nagel ist abgebrochen“-Teenie-Probleme. Die Sorgen der beiden Hauptfiguren und auch die Bedenken ihrer Freunde sind echt, teilweise traumatisch, aber nie übertrieben. Ich habe jede Handlung verstanden, jeden Gedanken verfolgt und war einfach so gefangen, dass ich nicht ganz 2 Tage zum Lesen benötigte.


    Die Story selbst ist geradlinig und so herzerwärmend wie dramatisch, dass ich schon im ersten Drittel Tränen vergossen habe. Dabei trägt die Autorin nicht dick auf, sondern gibt ihren Charakteren genug Freiraum um sich zu entfalten. Jessica Winter lässt nicht künstlich Konflikte wachsen, sondern zeigt, dass eine Geschichte auch dann funktioniert, wenn die Figuren miteinander reden. Es war für mich erfrischend normal und doch einzigartig. Und so ist es nicht verwunderlich, dass ich im Laufe des Werkes gelacht, geweint, geschrien habe und sogar Angst hatte. Diese Achterbahn der Gefühle löst kaum jemand so zuverlässig aus wie Jessica Winter.


    Der Stil der Autorin ist sehr gut und flüssig zu lesen. Ihre Erzählweise ist gefühlvoll, ohne Kitsch und mit so viel Mut zur Direktheit, dass ich mit Nate und Lexi gern meine Zeit verbracht habe.


    Fazit: Ein Roman wie kaum ein zweiter Kein Kitsch, sondern tiefe Bekenntnisse. Lesen!

  • Nachdem ich von Jessica Winter „Mitten im Sturm“ sehr mochte, habe ich bei dieser Neuauflage, eines bereits 2016 erschienen Romans, gerne zugegriffen und wurde auch dieses Mal nicht enttäuscht.
    Nate ist Jurastudent und arbeitet nebenbei in einer Anwaltskanzlei. Doch das war nicht seine erste Wahl. Mit Leidenschaft war er früher Feuerwehrmann, bis ihn die Last der Menschen, die er nicht retten konnte, zu erdrücken droht und er den Dienst quittiert. Die in seinen Arm tätowierte „7“ erinnert ihn täglich an sein Versagen und er versucht sich mit seinem Studium und viel Arbeit abzulenken.

    Als sein Computer mitten in der Arbeit verrückt spielt, wählt er verzweifelt die Nummer einer Hotline und hat so zum ersten Mal Kontakt mit Lexi. Sofort sprühen die Funken zwischen den beiden und das Schicksal sorgt dafür, dass sie sich wiederbegegnen.
    Die beiden verstehen sich auf Anhieb und merken schnell, dass sie sich gegenseitig guttun und sich in der Nähe des anderen einfach wohlfühlen. Auch wenn sie noch so oft betonen, dass sie nur Freunde sein wollen, macht es dem Leser viel Spaß sie dabei zu begleiten, diesen Irrtum zu erkennen.

    An Jessicas Büchern gefallen mir besonders die vergnüglichen Dialoge, die mich beim Lesen schmunzeln lassen, wodurch die die oft sehr emotionale Handlung etwas auflockert wird. Und an Emotionen gibt es so einiges.
    Nates Einsatzberichte als Feuerwehrmann geben der Geschichte eine traurige Dramatik, deren Bilanz auf seinen Arm tätowiert ist. In Rückblicken wird ein Einsatz nach dem anderen geschildert und man bekommt eine Vorstellung davon, wie hart die Arbeit bei der Berufsfeuerwehr ist.

    Und auch Lexi hat ihre ganz eigenen Probleme, die ihr den Schlaf rauben. Da dies erst im Verlauf der Geschichte offenbart wird, möchte ich hier nicht vorgreifen. Anfangs haben mir ihr Lebensmut und ihre Lebensfreude gut gefallen, doch das ist nur die Oberfläche. Darunter hat sie mit Ängsten und Bevormundung zu kämpfen und sie muss hart darum kämpfen ihr Leben selbst zu bestimmen.

    Durch den unterhaltsamen Schreibstil und die emotionalen Verwicklungen sind die Seiten nur so dahingeflogen und vor allem die neckenden Dialoge haben mir sehr gut gefallen.

    Doch dies ist schon das zweite Buch, bei welchem ich am Ende das Gefühl hatte, dass die Autorin nicht rechtzeitig den Absprung schafft. Da gibt es immer noch eine Wende und nochmal Gefühlschaos, die das Ganze unnötig in die Länge ziehen. Auch konnte ich nicht jede Entwicklung nachvollziehen, wobei die Entscheidungen eines Menschen etwas sehr Subjektives sind.
    Zum Glück wurde auf eine rosarote Lösung aller Probleme verzichtet, was ich als sehr angenehm empfunden habe.

    Trotz allem mag ich den Schreibstil von Frau Winter und ihre emotionale Art Geschichten zu erzählen und ich werde gerne wieder zu einem ihrer Romane greifen.


    8/10 Eulen