Ihr letzter Sommer - Anna Snoekstra

  • Klappentext kopiert von Amazon:
    Mein Name ist Rebecca Winter. Ich wurde entführt.“


    Im Sommer 2003 verschwindet die 16-jährige Rebecca Winter spurlos. Elf Jahre später greift die Polizei eine junge Rumtreiberin auf, die behauptet, Rebecca zu sein – und der Gesuchten tatsächlich so täuschend ähnlich sieht, dass deren Familie sie mit offenen Armen aufnimmt. Die vermeintliche verlorene Tochter genießt die ungewohnte Zuwendung und schlüpft mit wachsender Begeisterung in Rebeccas Kleider und Leben. Doch je intensiver sie sich mit ihrer Rolle identifiziert, desto tiefer dringt sie in Rebeccas Gefühlswelt vor. Und kommt der tödlichen Wahrheit um ihr Verschwinden immer näher …


    Meine Meinung: Atmosphärisch dichter Psychothriller; einfallsreich, ohne unappetitlich zu werden


    „Ihr letzter Sommer“ heißt im Original „Only daughter“ und erschien 2016, dabei etwas früher in Deutschland als im UK-Original (Autorin und Handlung sind in Australien beheimatet). Das Buch hat mich blendend unterhalten und in seinen Bann gezogen! Da ich einfach (zu) viel aus dem Genre Krimi und Thriller lese, finde ich inzwischen das meiste vorhersehbar: entweder in der Lösung und/oder bezüglich unappetitlicher Gewaltorgien um ihrer selbst willen. Dieser atmosphärisch dichte Psychothriller hat mich positiv überrascht.


    Achtung Erwartungshaltung: der Fokus liegt wirklich auf „Psycho“, es gibt keine Action, keinen Wettlauf gegen die Zeit, weniger ein „Whodunnit“ wie im klassischen Krimi, als vielmehr ein „was ist hier, was war hier los?“.


    „Ich heiße Rebecca Winter. Ich wurde vor elf Jahren entführt.“ S. 7 so stellt sich die junge
    Frau, die gerade beim Lebensmitteldiebstahl ertappt wurde, gegenüber der Polizei vor.
    Der Leser ist hier ein allwissender Leser, sein Wissen wird aber immer nur schrittweise entwickelt. Von Beginn an – der Klappentext verrät es auch – wissen wir, dass die junge Herumtreiberin sich nur als Rebecca ausgibt. Über ihre Motive, ihre Herkunft erfahren wir von Kapitel zu Kapitel mehr, wobei der Fokus eindeutig auf der „echten“ Rebecca liegt; stets im Wechsel spielt die Handlung 2003 und schildert die Geschehnisse rund um „Bec“ als Siebzehnjährige und 2014 um die junge Frau in deren Rolle, in deren Familie und in deren Leben.


    Von Anfang an ist die Atmosphäre eher düster, von den Sorgen der jungen Frau im „heute“ angefangen [Insider: sie nennt sich Rebecca Winter und bekommt nie wirklich einen eigenen Namen – DIE Hommage an Daphne du Maurier ist, nun ja, irgendwie cool]. Wurde „Bec“ wirklich beobachtet? Und Luke, für den sie schwärmt – welches Spiel spielt er? Wie ist das Verhalten von Becs bester Freundin Lizzie zu deuten? Was will deren Vater von ihr? Was passiert daheim, nachts?
    Einiges bleibt verstörend, was ich für einen sehr cleveren Schachzug halte, mir aber auch vielleicht fünfzig Seiten mehr gewünscht hätte, deshalb ganz ganz knapp an 5 von 5 Punkten vorbei.


    S. 63 „Niemand konnte je wirklich verschwinden. Irgendwo existierte man immer.“

  • Die Autorin (Quelle: Amazon)
    Anna Snoekstra, Jahrgang 1988, wuchs in Canberra auf und zog mit 18 Jahren nach Melbourne, wo sie Film und Creative Writing studierte. Sie hat mehrere Kurzfilme und Musikvideos gedreht, bevor sie sich ganz aufs Schreiben konzentrierte. Ihre Geschichten sind in zahlreichen Literaturmagazinen erschienen; die Erzählung „Greyfields“ schaffte es auf die Shortlist für den renommierten „Viva La Novella“-Preis 2014. Ihre Lieblingsautoren sind Joyce Carol Oates und Susan E. Hinton, ihr Lieblingszitat stammt von Charles Bukowski: „Finde, was du liebst, und lass es dich töten“.


    Produktinformation
    • Taschenbuch: 304 Seiten
    • Verlag: HarperCollins; Auflage: 1 (15. August 2016)
    • Sprache: Deutsch
    • ISBN-10: 3959670354
    • ISBN-13: 978-3959670357
    • Originaltitel: The New Winter




    Die falsche Rebecca
    2014. Sie stahl, und eigentlich war es nur etwas zu Essen. Die Polizei wollte ihren Namen wissen. Doch den konnten sie nicht glauben…
    Rebecca Winter war von 11 Jahren verschwunden. Man ging von einer Entführung aus. Und nun war sie zurück, Doch sie war nicht Bec….
    2003. Bec arbeitete in einer Systemgastronomie. Sie hatte zwei jüngere Zwillingsbrüder, die anscheinend von der Mutter bevorzugt und sehr verwöhnt wurden…. Bec hingegen wurde ausgeschimpft, wenn sie den beiden etwas versprochen, und nicht gehalten hatte…0
    Eines Tages sah sie ein Schemen in ihrem Zimmer, richtig gruselig. Doch ihre Freunde glaubten ihr nicht so recht
    2014 Dann fand Bec etwas in der Garage, was sie ihren Entschluss, Rebecca Winter zu sein, überdenken ließ…
    Warum konnte die Polizei den Namen nicht glauben? Wieso wurde alles so lasch gehandhabt, bezüglich der DNA-Probe? Wer war sie wirklich? Wie wollte sie es schaffen, sich als Bec auszugeben? Freuten sich wirklich alle, dass Bec wieder zu Hause war? Was war das, wovor sie sich gruselte? Und warum glaubten ihre Freunde ihr nicht? Warum behandelte Becs Mutter ihre Kinder so ungleich, hielt mehr zu den Zwillingen? Schimpfte Bec immer gleich aus? Warum fragt sie Bec nicht warum sie ein Versprechen nicht gehalten hatte? Alle diese Fragen - und noch viel mehr - beantwortet dieses Buch.


    Meine Meinung
    Zum einen habe ich sehr lange gebraucht um überhaupt in die Geschichte hineinzukommen. Zum anderen anderen bin ich mit keinem der Protagonisten warm geworden. Es gibt zwei Handlungsstränge: Den der echten Bec im Jahr 2003, und den der falschen im Jahr 2014. Mir gefiel weder die echte noch die falsche Bec. Die Arbeit der Polizei war meiner Meinung nach völlig unrealistisch dargestellt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Polizist, der eine Speichelprobe für einen DANN-Abgleich nehmen will, sich einfach ein Büschel Haare in die Hand drücken lässt. Auch konnte ich Becs Mutter anfangs nicht verstehen, die die Zwillinge ständig bevorzugte. Ich verstand nicht, wie die junge Frau sich als Rebecca Winter ausgeben konnte, die sie noch nicht einmal kannte. Von der sie nicht wusste, wie sie sich benommen hatte. Es war total unrealistisch. Wäre sie die echte Bec gewesen, hätte sie sich einem ordentlichen DAN-Test unterworfen und keinen Grund gehabt, die Blutentnahme zu verweigern. Ehrlich gesagt, war dieses Buch wirklich nicht meins. Auch ein Thriller darf an der Realität nicht vorbei gehen. Keine Leseempfehlung!

    Gruß


    Lerchie


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    Nur wer aufgibt hat schon verloren

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