'Eichmann in Jerusalem' - Seiten 001 - 068

  • Ich gestehe, dass ich kurz davor war, auszusteigen, denn der Mommsen-Text hat mich auch beim dritten Versuch stellenweise überfordert. Grundsätzlich bin ich nicht davon überzeugt, dass er wirklich als Einleitung taugt, denn er geht auf Fragen ein, die die Kenntnis des Ahrendt-Textes vorauszusetzen scheinen, zumindest hatte ich beim Lesen das Gefühl. HAs Vorrede fand ich im Vergleich wohltuend verständlich, dabei aber auf hohem Niveau und sehr scharfsinnig. Ihr sind Dinge aufgefallen, da wäre och im Leben nicht drüber gestolpert (so z.B. der eher unpassende Hinweis der ev. Kirche auf den barmherzigen Gott, vor dem man schuldig geworden sei).
    Ihre Ausführungen dazu, dass der Holocaust eine, administativen Massenmord näher sei als einem Völermord fand ich interessant, und auch in ihren Ausführungen zu der Frage, inwieweit jemand in einem Stast, in der Verbrechen die Regel darstellen, die Unrechtmmäßigkeit bzw. das Verbrecherische eines Befehls zu erkennen vermag, fand ich sehr erhellend. Ein Grund mehr, sich gegen die ziemlich erschreckenden Kommentare zu stellen, die man heutzutage beinahe an jeder Stelle im Internet von ach so besorgten Bürgern liest. Denn wenn die immer nur im eigenen Sumpf schwimmen und von allen Seiten nur Zustimmung kommt, wie sollen die da noch merken, dass ihre Meinung eben nicht mit der "allgemein gültigen" Sichtweise der Gesellschaft übereinstimmt? Wobei ich jetzt natürlich annehme (hoffe?), dass der Großteil der Deutschen nicht so denkt.

  • Zitat

    Original von Tilia Salix
    Ich gestehe, dass ich kurz davor war, auszusteigen, denn der Mommsen-Text hat mich auch beim dritten Versuch stellenweise überfordert. Grundsätzlich bin ich nicht davon überzeugt, dass er wirklich als Einleitung taugt, denn er geht auf Fragen ein, die die Kenntnis des Ahrendt-Textes vorauszusetzen scheinen, zumindest hatte ich beim Lesen das Gefühl. HAs Vorrede fand ich im Vergleich wohltuend verständlich, dabei aber auf hohem Niveau und sehr scharfsinnig. Ihr sind Dinge aufgefallen, da wäre och im Leben nicht drüber gestolpert (so z.B. der eher unpassende Hinweis der ev. Kirche auf den barmherzigen Gott, vor dem man schuldig geworden sei).
    Ihre Ausführungen dazu, dass der Holocaust eine, administativen Massenmord näher sei als einem Völermord fand ich interessant, und auch in ihren Ausführungen zu der Frage, inwieweit jemand in einem Stast, in der Verbrechen die Regel darstellen, die Unrechtmmäßigkeit bzw. das Verbrecherische eines Befehls zu erkennen vermag, fand ich sehr erhellend. Ein Grund mehr, sich gegen die ziemlich erschreckenden Kommentare zu stellen, die man heutzutage beinahe an jeder Stelle im Internet von ach so besorgten Bürgern liest. Denn wenn die immer nur im eigenen Sumpf schwimmen und von allen Seiten nur Zustimmung kommt, wie sollen die da noch merken, dass ihre Meinung eben nicht mit der "allgemein gültigen" Sichtweise der Gesellschaft übereinstimmt? Wobei ich jetzt natürlich annehme (hoffe?), dass der Großteil der Deutschen nicht so denkt.


    Bezüglich der Stellung der Kirche zu Auschwitz hat Papst Benedikt XVI. eine bemerkenswerte Rede gehalten.


    Wann ist ein Befehl verbrecherisch?
    Wenn er sich gegen die allgemeinen Menschenrechte und das Völkerrecht richtet?
    Kann das für jeden Menschen erkennbar sein?
    Rechtsphilosophisch wird immer wieder Frage nach dem subjektive Recht im Verhältnis zum objektiven Recht gestellt.


    So sagt der ehemalige Ministerpräsident von Baden-Württemberg Filbinger über seine Zeit als Marinerichter (wo er noch nach Kriegsende einen Deserteur noch zum Tode verurteilte):
    "Was damals Recht war - kann doch heute nicht Unrecht sein."


    Und was ist eigentlich ein Befehlsnotstand?
    Unter Juristen übrigens sehr umstritten.
    Muss ein Befehl auch dann verweigert werden, wenn aufgrund der Weigerung auch das eigene Leben bedroht ist?

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.