Toter Himmel - Gilly Macmillan

  • Broschiert: 544 Seiten
    Verlag: Knaur TB (2. Mai 2016)
    ISBN-13: 978-3426517475
    Originaltitel: Burnt Paper Sky oder What she knew
    Preis Broschierte Ausgabe: Euro 14.99
    Preis Kindle E-Book: Euro 12.99


    Autorin


    Gilly Macmillan studierte Kunst und Kunstgeschichte in Bristol und London, arbeitete für The Burlington Magazine und verschiedene Kunstgalerien sowie als Dozentin für Fotografie. Sie lebt mit ihrem Mann und ihren drei Kindern in Bristol. "Toter Himmel", ihr Debüt, hat in nicht weniger als 16 Ländern die Leser begeistert, "Perfect Girl" ist ihr zweiter psychologischer Spannungsroman.


    Kurzbeschreibung/Klappentext


    Was ist der schlimmste Alptraum einer Mutter?
    Wie so oft ist Rachel mit ihrem achtjährigen Sohn Ben spätnachmittags auf dem Weg zum Waldspielplatz. Heute will Ben allein vorauslaufen – selbstverständlich lässt Rachel ihn ziehen. Und findet Minuten später nur eine leer schwingende Schaukel vor ...


    Doch dies ist nur der Anfang von Rachels Martyrium. Während die Polizei in ihrem Leben das Unterste zuoberst kehrt, ohne eine brauchbare Spur zu finden, hat die Öffentlichkeit ihren Schuldigen längst ausgemacht: Rachel. Geschickt wechselt Gilly Macmillan zwischen der Sicht der verzweifelten Mutter und der des beinahe ebenso verzweifelten Kommissars, dazwischen eingestreut die Hasstiraden der Netzgemeinde. Dabei weiß der Leser von Seite zu Seite weniger, wem er trauen darf. Sicher ist nur eins: Die Uhr tickt.


    Meine Meinung


    Bei diesem Buch hat mich das Umschlagbild sofort angesprochen. Ein hölzerner Telefon- bzw. Strommast wie aus den Achtziger Jahren und die Vögel die auf den Drähten sitzen haben mich spontan an Alfred Hitchcocks berühmten Film erinnert. Jetzt nach der Lektüre kann ich anmerken, dass ich absolut keine Ahnung habe, was das Cover mit dem Inhalt zu tun haben soll. Ebenso ist mir der Titel "Toter Himmel", der lapidar ohne jeglichen Bezug zur Geschichte so kurz und knackig in roter Schrift auf der Frontseite steht, ein Rätsel. Aber die Verlagsmenschen bei Knaur haben sich sicher was dabei gedacht, als sie Umschlag und deutschen Titel kreiert haben. (Wahrscheinlich waren sie aber hackedicht ... :suppeln) Auf englisch hat das Buch übrigens sogar zwei Titel. Einmal heisst es "Burnt Paper Sky" und einmal "What she knew". Was zum Kuckuck werden da für die Leser verwirrende Spielchen gespielt? :hmm


    Die englische Schriftstellerin Gilly Macmillan schafft in ihrem Debütroman eine Ausgangslage, die die schlimmste Vorstellung einer jeden Mutter Realität werden lässt: Das eigene Kind verschwindet in einem unaufmerksamen Moment spurlos am Waldrand vor einem Kinderspielplatz. Innert ein paar Minuten bricht Rachels Welt in sich zusammen und der Alptraum nimmt Gestalt an. Die sofort eingeleitete Suchaktion von Parkbesuchern und Polizei bleibt erfolglos. Es steht fest, dass der 8-jährige Ben entführt wurde. Ein Appell von Rachel via Fernsehen an den Kidnapper gerät zu einem Desaster und die öffentliche Meinung wendet sich gegen die Mutter. Rachel steht plötzlich im Zentrum eines medialen Orkans für den man heutzutage den Begriff "Shitstorm" verwendet. Zudem bringen die polizeilichen Ermittlungen unerwartete Familiengeheimnisse an den Tag. Ist der Entführer womöglich gar kein Fremder sondern im engen Familienkreis zu suchen?


    Die Autorin versucht literarisch eigene Wege zu beschreiten und sich von der klassischen Gestaltung eines Thrillers leicht abzugrenzen. Da werden die sozialen Medien mit eingebunden, bei denen jedermann seine (manchmal strunzdummen) Kommentare anonym unter elektronische Medienartikel posten kann. Zudem werden immer wieder Gespräche des im Fall stark involvierten Detektiv Inspector James Clemo mit einer Psychotherapeutin erzählt. Die Ärztin versucht nach Auflösung des Falles den Gemütszustand des Inspectors zu ergründen. Die Leser erleben so die psychischen Belastungen, die ein Ermittlungsbeamter in so einem unter die Haut gehenden Fall durchleben muss, hautnah mit.


    Der Thriller ist mit knapp 540 Seiten ungewöhnlich lang aber er liest sich ratzfatz weg und es fühlt sich an, als seien es nur etwa 350 Seiten. Ob dies jetzt ein Kompliment ist oder eine negative Kritik weiss ich beim Schreiben dieser Kurzrezi selbst nicht. Ich vermute, es ist von beidem etwas. Spannend ist die Geschichte aber etwas mehr Komplexität und Tiefgang wären der Qualität förderlich gewesen. Ein bemerkenswertes Debüt und ein guter Kriminalroman der aber für das zweite Buch der Autorin, das im Februar 2017 erscheint, noch Steigerungspotential erkennen und Spielraum für eine bessere Bewertungen offen lässt. Wertung: 7 oder 8 Eulenpunkte

  • Ich schließe mich sapperlots Meinung vollkommen an. Auch mir hat dieser kurzweilige Krimi gut gefallen. Mir hat die etwas andere herangehensweise an das Thema gefallen. Auch mir ist die etwas mangelnde Tiefe der Figuren aufgefallen, aber das Buch ist so zügig und durchaus spannend geschrieben, das ich es ebenfalls sehr schnell durch hatte. Auch von mir gibt es zufriedene 8 Punkte.

  • Der Alptraum einer jeden Mutter wird wahr – Rachel hat ihrem Sohn Ben erlaubt, voraus zu laufen und als sie um die Ecke kommt ist er weg. Auch die Polizei findet ihn nicht und da in solchen Fällen oft eine Person im engeren Umfeld als Täter in Frage kommt, wird zuerst bei Rachel selbst und ihrem geschiedenen Ehemann intensiv ermittelt. Ein unglückliches Verhalten von Rachel beim Pressetermin sorgt dafür, daß sie bei den Medien und in der Öffentlichkeit als die Schuldige auserkoren wird.


    In einem zweiten Strang liest man die Protokolle einer Therapeutin über die Gespräche mit Detective Jim, der in diesem Fall an seine eigenen Grenzen stößt.


    Die Autorin bringt den Leser dazu, immer wieder neue Verdächtige ins Visier zu nehmen, führt ihn auf verschiedene Irrwege bis es zur schlüssigen Auflösung kommt.


    Mit ihrem Debütroman hat die Autorin einen wahrlich spannenden, bewegenden und auch ergreifenden Psychothriller abgeliefert, der den Leser animiert mitzurätseln und mitzufiebern, um den Täter zu finden. Es wird vor allem die Gefühlswelt der Beteiligten sehr eindringlich und nachvollziehbar geschildert. In Rachel als Mutter konnte man sich sehr gut hineinversetzen und ihr Hoffen nachvollziehen, ebenso die Belastungen, die der Shitstorm hervorgerufen hat. Genauso präzise wurde ihr Verhalten zum Vater und Ex-Ehemann und seiner neuen, jüngeren Partnerin beschrieben, vor allem wie es sich im Laufe der Zeit gewandelt hat.



    Weshalb sich der Verlag für dieses Cover und den Buchtitel entschieden hat, hat sich mir leider bis zum Ende nicht erschlossen. Ich konnte keinerlei Verbindung zum Romangeschehen feststellen.



    Von mir eine Leseempfehlung und 9 Eulenpunkte