'Die Aula' - Seiten 070 - 129

  • Was ich nicht so recht verstehe, ist warum der freie Journalist Iswall nach Hamburg geschickt wird.
    Mit der Katastrophe ist sicher die Sturmflut von 1962 gemeint. Das habe ich recherchiert. Gar nicht so einfach, ohne in die Infos über den Roman, z.B. bei Wiki, reinzulesen, denn das möchte ich nicht, mir sagen zu lassen, wie ich den Roman lesen soll und was das Ergebnis ist. ;-)
    Trotzdem: Warum schickt die DDR einen Korrespondenten nach Hamburg? Was soll der rausfinden?


    Ich denke, dass Roberts Freude Bedeutung habe und noch haben werden:


    Trullesand, der irgendwie alles kann, trotzdem besonnen und recht vernünftig bleibt, eine treue Seele dem, den er ins Herz geschlossen hat, verlässlich, aber auch leichtsinnig, unstet. Er schleppt extra eine Bettdecke für Quasi an, der den Husten hat und den er zu dem Zeitpunkt noch gar nicht so gut kennt.. Das zeigt viel über ihn und seine Selbstlosigkeit.


    "Quasi"-Riek, ein Macher, ein Organisator, ein Mitdenken und Begeisterter der neuen Zeit, der Erfinder von Tagesplänen, "Infra"(individuelle Fragen). Ob er verlässlich ist, kann ich noch nicht sagen. Der "Sache" gegenüber sicherlich, aber zu seinen Kommilitonen?


    Jakob Filter, ein stiller Mensch. Irgendwie habe ich das Gefühl, der Name könnte hier Programm sein. Mal schauen. So viel hat er noch nicht blicken lassen.

  • Zitat

    Original von Clare
    Trotzdem: Warum schickt die DDR einen Korrespondenten nach Hamburg? Was soll der rausfinden?


    Robert soll sicher Details darüber herausfinden, dass der Arbeiterschicht bei der Flut weniger geholfen wird. Da bei dem Alten soll doch die Flut danach genutzt werden, um dort irgendwas zu bauen. Nett war doch auch die Frage des Alten, warum sich Ulbricht denn für die Flut interessiert. Robert entgegnet dem sinngemäß: Ja, stimmt. Adenauer interessiert sich dafür auch nicht, warum sollte es also Ulbricht tun?


    Diese kleinen perfiden Dialoge gefallen mir. Im ersten Abschnitt hatten wir ja auch sowas. Hier heißt es nun "In welcher Angelegenheit bin ich hier?" Gegenfrage: "Aha, es könnte also mehrere Angelegenheiten geben?".



    Zitat

    Original von Clare
    Trullesand


    Ja, der ist pfiffig, mit einer Menge Bauernschläue. Aber er hat Vera entdeckt und Vera ist Roberts heutige Frau. Da haben wir doch schon den Grund für den Bruch der beiden.


    Ansonsten finde ich, dass die Handlung leider ein wenig dahinplätschert. Und die vielen kleinen Andeutungen sind (für mich) recht gut im Text versteckt.

  • Ich glaube Robert wurde nach Hamburg geschickt um irgentwas herauszufinden was falsch gelaufen ist. Irgendwas was beweist, dass der Westen schlecht ist.
    Irritiert hat mich der Grenzkontrolleur der Westseite. Das da genau Buch geführt wurde wer, wann,warum, wieoft und wielange die Grenze überquert hätte ich eher den Ostgrenzern zugetraut.
    Kann es sein, dass Robert zum allerersten Jahrgang der ABF gehörte? Vielleicht soll er ja deshalb die Rede halren.
    Ich finde das Buch bisher sehr lehrreich. Das ist keine leichte Unterhaltung für zwischendurch, das hängt ganz schön nach.

  • Zitat

    Original von xexos


    Ja, der ist pfiffig, mit einer Menge Bauernschläue. Aber er hat Vera entdeckt und Vera ist Roberts heutige Frau. Da haben wir doch schon den Grund für den Bruch der beiden.


    Ist diese Vera Roberts Vera? muss man da drauf kommen? ich bin nicht aufmerksam genug, zuviel anderes im Kopf. Schön, dass du aufpasst.


    Zitat

    Ansonsten finde ich, dass die Handlung leider ein wenig dahinplätschert. Und die vielen kleinen Andeutungen sind (für mich) recht gut im Text versteckt.


    Ja, die Kleinigkeiten retten das Ganze, aber ansonsten fesselt mich der Roman nicht so ungemein. Da geht es mir wie dir.

  • Zitat

    Original von LauraJane
    ...
    Kann es sein, dass Robert zum allerersten Jahrgang der ABF gehörte? Vielleicht soll er ja deshalb die Rede halren.
    ...


    Ich glaube schon, dass sie die ersten waren. Immerhin ist zu Beginn das Wohnheim noch die reinste Baustelle. Auch bei dem Bewerbungsverfahren macht es den Anschein, als sei das alles noch neu.
    Du könntest Recht haben: da soll einer der ersten reden.

  • Zitat

    Original von LauraJane
    Ich glaube Robert wurde nach Hamburg geschickt um irgentwas herauszufinden was falsch gelaufen ist. Irgendwas was beweist, dass der Westen schlecht ist.
    Irritiert hat mich der Grenzkontrolleur der Westseite. Das da genau Buch geführt wurde wer, wann,warum, wieoft und wielange die Grenze überquert hätte ich eher den Ostgrenzern zugetraut.
    Kann es sein, dass Robert zum allerersten Jahrgang der ABF gehörte? Vielleicht soll er ja deshalb die Rede halren.
    Ich finde das Buch bisher sehr lehrreich. Das ist keine leichte Unterhaltung für zwischendurch, das hängt ganz schön nach.


    Da war dann wohl mehr der Wunsch der Vater des Gedankens. Bei der Einreise in die Bundesrepublik Deutschland aus der DDR wurde nur sehr selten intensiv kontrolliert. Denn für die Bundesrepublik galt die DDR nicht als Ausland. Später, als die DDR die Visumspflicht einführte, hatte der Bundesgrenzschutz keine Recht darauf, den Reisepass zu kontrollieren - es reichte da die Vorlage des Bundespersonalausweises.


    Im Zuge der Terroristenfahndung in den Siebzigern wurde intensiver bei der Einreise kontrolliert. Da wurden auch Ausweise kopiert. Man denke da an Herold, den damaligen Chef des Bundeskriminalamtes und seine Rasterfahndung.


    Aber nun konkret auf dieses Buch zurückzukommen, hinter diesem Passus steckte eine klare politische Absicht. Der "böse" Westen kontrolliert einen harmlosen DDR-Bürger. Unterschwellig ist dieses Buch sehr politisch und sozialistisch (oder was man davon hielt) geprägt.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.


  • Das deckt sich mit dem, was unsere West-Verwandtschaft erzählte: zurück in die BRD gab es keine Probleme. Die DDR-Grenzer hat allerdings sehr interessiert, was in ihren Staat rein kam und was ihn wieder verließ.


    Ich gebe dir Recht: solche und andere Informationen sind gezielt platziert in diesem Roman. Inzwischen habe ich aber genügend Abstand, um es zu lesen und nicht genervt etc. zu sein.

  • Zitat

    Original von Clare
    Das deckt sich mit dem, was unsere West-Verwandtschaft erzählte: zurück in die BRD gab es keine Probleme.


    Ja, aber da reisten dann ja auch die Westler wieder zurück nach Hause und nicht der böse Ostler mit bestimmt subversiven Absichten. ;-)


    Ich habe letztlich aber keine Ahnung, ob damals wirklich so kontrolliert wurde, wie es uns Kant hier darstellt. Ich tendiere da auch eher zu Voltaires Aussagen. Mein erster Besuch im Osten (Eigentlich war es nur das Befahren der Transitstrecke nach Berlin auf der Rückbank des Familienautos. Ich hatte vorher aber sehr exakt und ängstlich die Faltblätter mit Tipps für die Transitstrecke durchgelesen. :grin) war erst 1985 auf dem Weg zur Bundesgartenschau.


  • Ich denke wenn die BRD in dem Buch gut dastehen würde, wäre es in der DDR verboten worden und der Autor wäre in Schwierigkeiten gekommen.

  • Zitat

    Original von LauraJane


    Ich denke wenn die BRD in dem Buch gut dastehen würde, wäre es in der DDR verboten worden und der Autor wäre in Schwierigkeiten gekommen.


    Ich glaube, nichts hätte Kant ferner gelegen, als dass er ein Kapitalismus-freundliches und DDR-kritisches Buch geschrieben hätte. Er glaubte, was er schrieb.