Magic Hoffmann - Jakob Arjouni

  • Kurzbeschreibung:
    Fred, Nickel und Annette träumen einen Traum, und der trägt den Namen ‚Kanada‘. Dort könnte man leben, wie man will, fischen und fotografieren, weit weg vom Muff der Provinz. Doch von Dieburg nach Vancouver kommt man nicht ohne Umweg. Für Fred führt dieser über den Knast in das Berlin nach dem Mauerfall, wo er Nickel, Annette und sein Geld abholen will. So war‘s besprochen – doch ‚the times they are changin‘.


    Über den Autor und Sprecher:
    Jakob Arjouni, geboren 1964 in Frankfurt am Main, veröffentlichte Romane, Theaterstücke, Erzählungen und Hörspiele. Er war 21 Jahre alt, als sein Frankfurter Privatdetektiv Kemal Kayankaya in ›Happy birthday, Türke!‹ zum ersten Mal ermittelte. Es folgten drei weitere Fälle, für ›Ein Mann, ein Mord‹ (dritter Fall) erhielt Jakob Arjouni 1992 den Deutschen Krimipreis. Seine Romane ›Hausaufgaben‹, ›Chez Max‹ und vor allem der Roman über einen ostdeutschen Nazimitläufer, ›Cherryman jagt Mister White‹, sind mittlerweile Schullektüre. Sein Werk ist in 23 Sprachen erschienen. Er starb am 17. Januar 2013 in Berlin.


    Meine Meinung:
    Ist die Geschichte von Fred Hoffmann (der nach eigener Aussage von seinen Mitinsassen "Magic Hoffmann" genannt wurde) traurig oder komisch? Das ist nicht leicht zu beantworten, denn sie ist irgendwie beides und noch viel mehr. Auch die thematische Einordnung ist nicht einfach: Ist es eine Coming-of-Age-Geschichte? Ein Roadmovie? Eine Geschichte über Wiedereingliederung nach dem Gefängnis? Über Freundschaft? Oder über Deutschland, speziell Berlin, kurz nach der Wende? Von allem ein bisschen und zwar genau so viel, dass jeder Aspekt ausreichend Platz bekommt, um sich selbst glaubwürdig in der Geschichte zu behaupten. All diese Aspekte greifen ineinander und bilden eine in sich stimmige, leicht verrückte, tragikomische Geschichte über das Leben und die Veränderungen, die Erlebnisse, Entscheidungen und nicht zuletzt auch die Zeit mit sich bringen. Magic Hoffmann lässt sich leicht weglesen/hören, hallt aber dennoch nach, denn hinter der leichtfüßig erzählten Geschichte verbirgt sich eine Tiefgründigkeit, aus der das wahre Leben spricht. Nicht nur für Berlin-Fans sehr empfehlenswert!


    Jakob Arjouni zuzuhören, wenn er seine eigenen Geschichten vorliest ist - zumindest im Fall von Magic Hoffmann - eine große Freude. Fast könnte es die Stimme von Fred selbst sein, so "echt" hört sie sich an. Mit anderen Worten: Ein kurzweiliges Hörvergnügen, das durch die Verquickung von Sprecher und Autor in einer Person noch größer wird.


    Ich vergebe überzeugte 8 Punkte!

  • Ich habe gerade das Buch beendet und denke nach deiner Rezension, Milla, ich hätte es mal lieber als Hörbuch probieren sollen. Auch wenn ich sonst nie Hörbücher lese. Denn Arjouni kann wirklich lesen, das hatte ich glücklicherweise gleich 2x live erleben dürfen!


    Vor allem sein Humor kommt von ihm vorgetragen noch besser zur Geltung. Und das macht ja seine Bücher so besonders, er sorgt für Lacher - die dem Leser auch durchaus mal im Hals stecken bleiben.


    Die Geschichte war durchaus interessant und bot einiges Potential. Doch ich hatte Mühe mich wirklich drauf einzulassen, weil mir die Protagonisten doch zu klischeehaft erschienen. Fred/Magic wirkte einfach nur dümmlich, das konnte ich mir auch nicht mit 4 Jahren Knast allein erklären.


    Der Schluss hatte mich dann aber wieder versöhnt. Es wurde mir früh klar, dass die Geschichte kein gradliniges Ende haben kann. Aber ich war sehr gespannt, wie Arjouni das auflösen wurde. Und er hat es dann auch noch mal mit Überraschungsknallern geschafft - die bei genauer Betrachtung natürlich keine totalen Überraschungen waren, sondern schlicht die logische Fortführung der Geschichte.


    Nicht unbedingt Jakob Arjounis bestes Werk, aber es steckt einiges drin, und eine gute Prise Humor obendrein, was es durchaus lesenswert macht.

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich