Der lange Weg zu einem kleinen zornigen Planeten - Becky Chambers

  • Mir fällt gerade auf, dass ich meine Rezi hier noch gar nicht eingestellt habe:


    Die lange Reise zu einem kleinen zornigen Planeten ist der Auftakt der Wayfarer Saga von Becky Chambers. Sie schafft hier ein Universum, das von den unterschiedlichsten Spezies bevölkert ist, die sich zur Galaktischen Union zusammengeschlossen haben, zu der auch die Reste der Menschheit gehören. Auf der Wayfarer trifft der Leser auf eine bunt gemischte Mannschaft, der ausser den Menschen auch eine Aandrisk, ein Grum und ein Sianat-Paar, sowie eine KI angehört, die eine mehr als freundschaftliche Beziehung zu einem der Crewmitglieder hat. Im Laufe des Buches lernen wir dann alle diese Crewmitglieder besser kennen und was es heisst ein friedliches Miteinander zu haben, wenn doch die Charaktere so unterschiedlich wie nur möglich sind.


    Becky Chambers liefert mit diesem Buch eine Art Wellness-Science Fiction. Zu mindestens würde ich es so nennen. Man fühlt sich einfach wohl mit der Mannschaft der Wayfarer. Es geht in diesem Buch um hochaktuelle Themen, über die sich die Menschen derzeit schon die Köpfe einschlagen. Es geht um ein vorurteilsfreies Miteinander in einer Gruppe von Lebewesen, die alle komplett unterschiedlichen Kulturen angehören und darum aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen. Und vielleicht auch darum, manchmal über den eigenen Schatten zu springen und persönliche Konflikte zurückzustellen, wenn es um die Gemeinschaft geht.


    Ich fand dieses Buch einfach toll. Ja, es gibt einiges technisches, das einfach zu Science-Fiction Büchern dazugehört, aber im Großen und Ganzen geht es um die Mannschaft und deren Abenteuer, die sie erleben, als sie auf dem Weg zu ihrem nächsten großen Auftrag sind. Anfangs habe ich ein wenig gebraucht, bis sich ein Bild dieser Zukunftsgesellschaft im All bei mir aufgebaut hatte, aber als ich das Setting verstanden hatte, war es einfach nur ein Genuss weiterzulesen.


    Von daher kann ich dieses Buch nur empfehlen und werde wohl auch die anderen Bücher dieser Reihe noch lesen.


    9 von 10 Punkte

  • In einem Raumschiff mit kleiner Besatzung muss das Zusammenspiel funktionieren. Jede/r hat ihre/seine ganz bestimmte Aufgabe und ist unersetzlich. Gemeinsam betreiben sie das lukrative Geschäft des Bohrens durch die Raumzeit, um Abkürzungen für große Raumschiffe zu schaffen. Obwohl gesamtgalaktisch gesehen die Menschheit eine nicht besonders hoch bewertete Minderheit darstellt, dominieren die Menschen auf diesem Raumschiff 5:1:1:1:1 - wobei ich hier der KI mit Persönlichkeit einer fremden Spezies zuordne, obwohl sie überwiegend menschlich auf ihre Crew und die Anforderungen reagiert. Auch die anderen Spezies haben sich auf das Zusammenleben mit Menschen eingelassen und angepasst. Selbst, wenn es gegen ihre eigene Lebensweise und die Traditionen ihrer Völker ist.


    Becky Chambers versucht hier alternative Lebensweisen darzustellen und miteinander zu vereinen. Das gelingt solange die Crew ein gemeinsames Ziel hat - was leider Profit bzw. Einkommen ist. Arbeitgeber ist eine Speziesgemeinschaft, die sich auf den kleinsten gemeinsamen Nenner zusammengefunden hat und auch an Profit interessiert ist.


    Genauer betrachtet finden sich auch die Außerirdischen in den althergebrachten Konflikten wie Engstirnigkeit, Ausgrenzung, Rassismus, Ausbeutung, religiöser Fanatismus, Krieg, Verbrechen, Technikfeindlichkeit und Egoismus. Keine der Spezies wird als besonders moralisch oder intellektuell überlegen dargestellt.


    Trotzdem ist es eine nette Truppe und eine spannende Reise mit interessanten Zwischenstationen. Die einzelnen Crewmitglieder sind so einfühlsam geschildert, dass ich mich gern mit ihnen und ihren ganz individuellen Befindlichkeiten und Problemen beschäftigt habe. Bei einigen wäre ich gern noch tiefer in die Entwicklungsgeschichte vorgedrungen.

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend Diana Wynne Jones: Howl's Moving Castle