Zum Autor:
Charles Sheffield war in erster Linie Mathematiker und Physiker und hat in dieser Funktion für verschiedenen wissenschaftliche Organisationen gearbeitet. Er hat eine ganze Anzahl von Sachbüchern und wissenschaftlichen Arbeiten veröffentlicht, aber auch Science Fiction-Romane und Phantastisches. In diesen Romanen brachte er oftmals seine wissenschaftlichen Kenntnisse unter, was ihn bei Lesern und Kritikern beliebt machte. Er hat für seine Werke verschiedene Preise gewonnen und war Präsident der Science Fiction Writers of America. Er war mit der Autorin Nancy Kress verheiratet. (1935 - 2002) (bibliotheka-phantastika)
Vorab:
Die Hauptfigur über die Sheffield schreibt hat tatsächlich gelebt. Es handelt sich dabei allerdings nicht um den Charles Darwin der auf der Reise mit der „HMS Beagle“ zu einigen interessanten Einsichten gekommen ist, sondern vielmehr um dessen Großvater Dr. Erasmus Darwin.
Erasmus Darwin wurde 1731 geboren und gilt als einer der bedeutendsten Engländer des achtzehnten Jahrhunderts. Nach seinem Studium machte er sich einen Namen als angesehener Arzt. Er war zweimal verheiratet und starb 1802 in Derby. Darwin gründete die Lunar Society, zu deren Mitglieder u. a. auch James Watt, Matthew Boulton, Joseph Priestley und William Murdock zählten.
Darwin selbst war von seinem äußeren her wenig attraktiv. In den sechs Biographien die über ihn geschrieben wurden heißt es, das aus seinem Tisch ein Halbkreis herausgesägt werden musste, damit er mit seinem erheblichen Bauchumfang davor überhaupt Platz hatte. Sein Gesicht war von Pockennarben übersät, seine Schneidezähne hatte er bereits in jungen Jahren verloren. Nach Darwins Tod sagte der berühmte Erfinder James Watt: „Es wird mich bis zum Ende meiner Tage mit Stolz erfüllen, die Freundschaft eines solchen Mannes genossen haben zu dürfen.“
Klappentext:
18. Jahrhundert, Europa: Es ist eine Zeit, in der Aberglaube langsam der Wissenschaft weicht, und niemand verkörpert diese Zeit so sehr wie Dr. Erasmus Darwin, Vordenker, Heiler und Erforscher des augenscheinlich Bizarren und übernatürlichen. Kein Geheimnis, kein Rätsel bleibt seinem Verstand lange verschlossen. Und es gibt weit mehr Rätsel als wir ahnen. Die Abenteuer des Erasmus Darwin sind unglaublich, und sie führen ihn in alle Winkel Europas, selbst hoch in den Norden, wo er einem äußerst berühmten Bewohner eines ganz bestimmten Lochs begegnet...
Meine Meinung:
Etwas hochgegriffen hat man von der Verlagsseite aus beim Klappentext. Die Abenteuer von Darwin führen ihn nicht durch Europa, sondern beschränken sich auf das britische Festland, sprich England und Schottland. So wirklich unglaublich sind sie auch nicht gerade.
In jedem dieser insgesamt 6 Abenteuer (Der Dämon von Malkirk, Das Herz Ahura Masdahs, Das Phantom von Dunwell Cove, Das Todlose von Lambeth, Der Solborne-Vampir, Der Schatz des Odirex) treten von Aberglauben und tiefer Furcht ergriffene Menschen an Dr. Darwin heran. Sie schildern ihm ihr Anliegen und jedes Mal hat es den Anschein, als würden dämonische und mystische Mächte am Werk sein. Dr. Darwin, zusammen mit seinem Freund Colonel Jacob Pole, zieht in bester Sherlock Holmes und Dr. Watson Manier aus, um den Fall aufzuklären und seiner Überzeugung, das es so etwas wie Übersinnliches nicht gibt, Geltung zu verleihen. Gewieft und verfressen wie er ist, kann er jedes Rätsel lösen und den Menschen zeigen, das hinter vielen unverständlichen Dingen meist eine einfache und völlig normale Ursache zu finden ist. Ihm zu Gute kommt die Tatsache, das er auf vielen Gebieten ein sehr belesener Mann ist und die Rätsel logisch konsequent und vorurteilsfrei angeht.
Sheffield hat hier wirklich eine sehr sympathische Figur kreiert. Die Geschichten lösen sich zwar sehr schnell auf und bieten dem Leser nicht lange Freude am rätseln, aber dennoch macht es einfach Spaß, Darwin und Pole bei ihren Nachforschungen zu beobachten. Besonders eindrucksvoll empfand ich, wie man durch Logik und Wissen vieles erklären kann. Das Buch zeigt einfach wie wichtig es ist, aufgeschlossen und mit offenen Augen durchs Leben zu gehen. Vieles erklärt sich dann von selbst. Man taucht ein in eine Zeit, in der die technische Revolution gerade erst begonnen hat und dadurch oftmals noch mystischer wirkt als viele der alten englischen Sagen. Dadurch das die Geschichten im Schnitt nur zwischen 60 und 70 Seiten lang sind, wirken sie teilweise doch recht oberflächlich und gehen nicht besonders in die Tiefe. Lesenswert sind sie aber allemal.