Wahrheit und Wandlung - Vishal Mangalwadi

  • Das Kreuz ist die Macht, Prinzipien über die Macht zu stellen. (Seite 299)


    332 Seiten, Klappenbroschur
    Originaltitel: Truth And Transformation
    Aus dem Englischen von Christian Rendel
    Verlag: Fontis-Brunnen, Basel 2016
    ISBN-10: 3-03848-093-2
    ISBN-13: 978-3-03848-093-8



    Zum Inhalt (eigene Angabe)


    Europa war einstens das christliche Abendland. Doch der Einfluß des Christentums geht (anscheinend) zurück, der Säkularismus macht sich mehr und mehr breit, Religion wird ins Private verdrängt.
    Vishal Mangalwadi hat als Inder den Blick von außen und kann aus seiner eigenen Umgebung immer wieder Beispiele aus einer nichtchristlichen Gesellschaft anführen. Eindringlich verdeutlicht er, wie die westliche Gesellschaft durch die Jahrhunderte hindurch von christlichen Vorstellungen, etwa den Zehn Geboten, beeinflußt wurde und was die Folgen sind, wenn so einfache Dinge wie „Du sollst nicht stehlen“ keine Gültigkeit (mehr) haben.



    Über den Autor


    Vishal Mangalwadi (geb. 1949) hat an den Universitäten von Allabahad und Indore Philosophie studiert. 1976 gründete er zusammen mit seiner Frau Ruth eine gemeinnützige Organisation, die sich um die Armen auf dem Land kümmert. Seit 2013 ist er als Honorarprofessor für angewandte Theologie an der theologischen Fakultät des Sam Higginbottom Institut für Agrikultur, Technologie und Wissenschaft in Allahabad tätig. Er hat 17 Bücher sowie etliche Beiträge für Sammelbände veröffentlicht.


    Informationen im Internet:
    - < Klick > - der Wikipedia-Artikel über den Autor
    - < Klick > - die Webseite des Autors (in englischer Sprache)



    Meine Meinung


    Es erscheint bis zu einem gewissen Grade verwunderlich, daß es ausgerechnet ein indischer Theologe ist, der der westlichen Gesellschaft den Spiegel vorhält und aufzeigt, wo bzw. wie es eigentlich lang gehen sollte. Andererseits ist das wiederum überhaupt nicht verwunderlich, denn Magalwadi hat, ohne jegliche „Betriebsblindheit“, den Blick von außen. Und das wird immer wieder deutlich, wenn er den direkten Vergleich zur nichtchristlichen Umgebung in Indien zieht, aus der er stammt. Oder wenn er von seinen Reisen nach Europa oder den USA und seinen Erlebnissen dabei erzählt. Beispielsweise seiner Verwunderung darüber, wie er in den Niederlanden in einen Milchverkaufsraum eines Bauernhofes kam, in dem nirgendwo ein Verkäufer zu sehen war. Man füllte sich die Milch in ein mitgebrachtes Gefäß und legte das Geld in eine dafür vorgesehene Schale. Zuhause in Indien ginge das nicht, da würden die „Kunden“ sowohl die Milch als auch das Geld mitnehmen. (Der Ägypter, dem er diese Geschichte einige Jahre später erzählte, gab zur Antwort: „Wir sind noch schlauer als die Inder, wir würden die Milch, das Geld und die Kühe mitnehmen.“, vgl. S. 25)


    Nicht nur mit diesem Beispiel zeigt Mangalwadi auf, wie sehr das Christentum einmal in der westlichen Gesellschaft verwurzelt war bzw., wenn oft unbewußt, noch ist. Denn hier gibt es beispielsweise das Gebot „Du sollst nicht stehlen“ - in Indien oder anderen nichtchristlichen Ländern jedoch nicht. Immer wieder zieht er Vergleiche zwischen der westlichen, vom christlichen Gedankengut geprägten, Gesellschaft und der indischen, in welcher der Hinduismus die bestimmende Auffassung ist. Indem er die Zehn Gebote quasi „durchdekliniert“ und aufzeigt, was diese für die Entwicklung einer Gesellschaft bedeuten, stellt er dar, daß unsere heutige Gesellschaftsordnung so geworden ist, eben weil sie eine christliche Grundlage hat.


    Ein Anliegen ist es ihm aufzuzeigen, was passiert, wenn solche Grundsätze nicht beachtet werden, keine Gültigkeit haben: es führt zu Korruption. Diesen Begriff definiert er sehr weit. Um bei dem Beispiel mit der Milch zu bleiben: wären die Menschen nicht ehrlich, müßte der Bauer jemanden für den Verkaufsraum einstellen, was natürlich Lohnkosten verursachen würde, die letztlich die Kunden bezahlen müßten, denn die Preise würden entsprechend steigen. Dieser Verkäufer würde dann natürlich auch kontrolliert werden müssen, was wiederum Kosten verursacht, die die Preise nach oben treiben. Was hier für das „Kleine“ beschrieben wurde, gilt auch für das „Große“ mit, wenn man sich das durchdenkt, gewaltigen Auswirkungen.


    Ein weiteres ist es aufzurütteln, daran zu erinnern, wie explosiv die Botschaft Jesu zu seiner Zeit war - und genau genommen auch heute noch ist. Sie war für die Mächtigen immerhin so gefährlich, daß sie Jesus hinrichteten. Jesus wußte um diese Sprengkraft, nicht umsonst heißt es mehrfach im Evangelium „nimm dein Kreuz auf dich und folge mir nach“. Und Letzteres gilt auch heute noch. Indem Mangalwadi die Brisanz der Verkündigung Jesu zu seiner Zeit aufzeigt, wird deutlich, daß von dieser Brisanz bis heute nichts verloren gegangen ist.


    Jesus kam als der Sohn Gottes. Als solcher hat er einen universalen Anspruch, vor allem aber ist jeder Mensch - und jeder „Kaiser“ - ihm Rechenschaft schuldig. Denn wenn er der Sohn Gottes ist, steht er über der Welt - damals wie heute. „So gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört und Gott, was Gott gehört.“ (Mt 22.21) Mangalwadi fordert dazu auf, stets auf neue zu prüfen, was in welche Kategorie gehört - und dann entsprechend zu handeln. Und sich dabei bewußt zu sein, daß das auch heute noch Folgen zeitigen kann. Nicht umsonst ist das Christentum immer noch die am meisten verfolgte Religion.



    In einer Gesellschaft, die Gott nicht fürchtet, besteht der einzige Weg, Gerechtigkeit herzustellen, darin, alle unter ständige Beobachtung zu stellen. Über die früheren Generationen wachte Gott; die gottlosen Generationen werden einen Big Brother brauchen, der über sie wacht. (S. 162)


    Das Buch ist ein Weckruf, sich mit der Aktualität der Botschaft Jesu zu beschäftigen, den Tanz um das Goldene Kalb aufzugeben und das Leben (wieder) an den Geboten Gottes auszurichten.



    Mein Fazit


    Ein eindrucksvolles und überzeugendes Plädoyer für eine christlich geprägte Gesellschaft und die Aufforderung dazu, „sein Kreuz aufzunehmen und Jesus nachzufolgen“. Auch unter den Bedingungen der heutigen Zeit.
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    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Truth and Transformation: A Manifesto for Ailing Nations - Vishal Mangalwadi


    Hier noch die englische Originalausgabe.
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    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Ich finde es ziemlich rassistisch, einer ganzen Gruppe von Menschen pauschal den moralischen Kompass abzusprechen und wenn Du bei der kleinen Geschichte "Inder" durch "Juden ersetzen würdest, dann würdest Du es vielleicht auch ganz schnell selbst merken. Aber mit Indern kann man es ja machen, da steckt für mich auch eine Menge kolonialistischer Überheblichkeit hinter. Abgesehen davon, dass ausgerechnet die säkularen Niederlande in diesem netten, nur leider nur rein anekdotischen Beweis für die moralische Überlegenheit des christlich geprägten Abendlandes liefern sollen, obwohl doch nur 30 % der Niederländer Kirchenmitglieder sind und nur 18 % überhaupt an Gott glauben.


    Zitat

    Nicht nur mit diesem Beispiel zeigt Mangalwadi auf, wie sehr das Christentum einmal in der westlichen Gesellschaft verwurzelt war bzw., wenn oft unbewußt, noch ist. Denn hier gibt es beispielsweise das Gebot „Du sollst nicht stehlen“ - in Indien oder anderen nichtchristlichen Ländern jedoch nicht.


    Alternative Fakten?


    Zitat

    Dharma (sk: dharma; pi: dhamma) ist ein zentraler Begriff aller indischen Religionen (Hinduismus, Buddhismus, Jainismus und Sikhismus), der religionsabhängig unterschiedliche Bedeutungen hat. Dharma beinhaltet Gesetz, Recht und Sitte sowie ethische und religiöse Verpflichtungen.
    [...]
    Viele Regeln sind auf jeweils eine bestimmte Gruppe von Menschen zugeschnitten, dagegen gelten folgende Sadharana Dharmas als allgemeine Verhaltensregeln für jeden. Sie kommen in den verschiedenen Schriften an vielen Stellen als besonders wichtige Tugenden regelmäßig vor. Besonders häufig scheinen auf:
    Wahrhaftigkeit (satyam), Enthaltung von Gewalt (ahimsa), Zornlosigkeit (akrodha), Freigebigkeit (danam), Enthaltung von Diebstahl (asteyam), rituelle, geistige u. körperliche Reinheit (saucam), Zügelung der Sinne (indriya-nigraha), Nachsichtigkeit und Verzeihung (ksama), Selbstkontrolle (dama), Urteilskraft (dhi), Mildtätigkeit (dana), Mitgefühl (daya), Gastfreundschaft (atithi). Die Auswahl enthält keine Rangordnung. Ähnliche Regeln sind im Yoga in den Yamas und Niyamas formuliert.


    Unabhängig davon gibt es in vielen Kulturen und Religionen, auch schon vorchristlich und unabhängig voneinender die Goldene Regel, das scheint mir doch ein ganz universeller Grundsatz des Umgangs miteinander zu sein, den das Christentum keinesfalls erfunden hat.


    Zitat

    Immer wieder zieht er Vergleiche zwischen der westlichen, vom christlichen Gedankengut geprägten, Gesellschaft und der indischen, in welcher der Hinduismus die bestimmende Auffassung ist. Indem er die Zehn Gebote quasi „durchdekliniert“ und aufzeigt, was diese für die Entwicklung einer Gesellschaft bedeuten, stellt er dar, daß unsere heutige Gesellschaftsordnung so geworden ist, eben weil sie eine christliche Grundlage hat.


    Wenn ich die Zehn Gebote mal durchdekliniere, dann haben die ersten beiden überhaupt nichts mit Moral und Ethik zu tun, die letzten beiden sind Gedankenverbrechen, und die in der Mitte sind mir zu schlicht und zu absolut formuliert, um als ethische Richtschnur zu dienen. Wenn ich nur mal das Gebot "Du sollst nicht töten" nehme, dann sind doch Fragen wie "Darf ich jemanden aus Notwehr töten, oder muss ich meinen Tod in Kauf nehmen?", oder "Darf ich ein Kind abtreiben, um das Leben der Mutter zu retten, oder hat das Kind auf jeden Fall ein Recht auf Leben?", "Sollte ein Mensch, an einer auf jeden Fall tödlich verlaufenden Krankheit leidet, Sterbehilfe in Anspruch nehmen dürfen?", keine Fragen, die ich einfach mit einem Blick auf die zehn Gebote beantworten kann, sondern dabei handelt es sich um ethische Fragestellungen, für die es keine richtige oder falsche Antwort gibt, sondern die in der Gesellschaft immer wieder verhandelt und diskutiert werden müssen. Und warum gibt es ausgerechnet in den evangelikal-christlich gespräten Staaten des Biblebelts der USA so viele Befürworter der Todesstrafe, wenn doch Töten nicht erlaubt ist?


    Zitat

    In einer Gesellschaft, die Gott nicht fürchtet, besteht der einzige Weg, Gerechtigkeit herzustellen, darin, alle unter ständige Beobachtung zu stellen. Über die früheren Generationen wachte Gott; die gottlosen Generationen werden einen Big Brother brauchen, der über sie wacht. (S. 162)


    Ich finde das ja immer ein bisschen befremdlich, wenn Gläubige die Vorstellung haben, nur die ständige Beobachtung würde Menschen davon abhalten, unethisch zu handeln. Und ich frage mich manchmal, ob das Projektion ist und manche Christen tatsächlich so unsicher sind, ob sie sich moralisch-ethisch verhalten würden, wenn es niemanden gäbe, der sie beobachtet. Würdest Du tatsächlich die Milch und das Geld klauen, wenn Du nicht an Gott glauben würdest?

  • Zitat

    Original von Delphin
    Ich finde es ziemlich rassistisch, einer ganzen Gruppe von Menschen pauschal den moralischen Kompass abzusprechen und wenn Du bei der kleinen Geschichte "Inder" durch "Juden ersetzen würdest, dann würdest Du es vielleicht auch ganz schnell selbst merken. Aber mit Indern kann man es ja machen, da steckt für mich auch eine Menge kolonialistischer Überheblichkeit hinter.


    Ich habe gar niemandem etwas abgesprochen.


    In der „kleinen Geschichte“, wie Du das nennst, kann ich die Nationalitäten nicht ersetzen, weil der Autor das so erlebt hat, wie ich es geschildert habe. Es ist auch keine „Geschichte“, sondern ein Bericht des Autors über tatsächlich Stattgefundenes.


    Wenn Du das natürlich als „rassistisch“ empfinden willst, wenn weder Autor noch ich etwas durch irgendwelche politisch korrekte Begriffe ersetzen, ist das Dein Problem, nicht meines.


    Wie Du allerdings die Äußerungen eines Inders als „kolonialistische Überheblichkeit“ interpretieren kannst, entzieht sich völlig meinem Verständnis. Soweit ich weiß, waren die Engländer die Kolonialmacht, nicht die Inder.



    Zitat

    Original von Delphin
    Unabhängig davon gibt es in vielen Kulturen und Religionen, auch schon vorchristlich und unabhängig voneinender die Goldene Regel, das scheint mir doch ein ganz universeller Grundsatz des Umgangs miteinander zu sein, den das Christentum keinesfalls erfunden hat.


    Mag sein. Der Autor schildert viele Beispiele aus seiner Arbeit und Heimat in Indien. Bis in die ländlichen Gebiete dort scheint sich die Goldene Regel allerdings noch nicht herumgesprochen zu haben.


    Im Übrigen findet sich die „Goldene Regel“ in der Bibel: in den apokryphen Schriften (Tobias 4,16, Lutherbibel) sowie in Matthäus 7,12 mit einem Hinweis auf die Propheten, also die Zeit lange vor Jesus, sowie in Lukas 6,31.



    Zitat

    Original von Delphin
    Wenn ich die Zehn Gebote mal durchdekliniere, dann haben die ersten beiden überhaupt nichts mit Moral und Ethik zu tun, die letzten beiden sind Gedankenverbrechen, und die in der Mitte sind mir zu schlicht und zu absolut formuliert, um als ethische Richtschnur zu dienen.


    Deine Meinung. Die meine ist ein andere.



    Zitat

    Original von Delphin
    Wenn ich nur mal das Gebot "Du sollst nicht töten" nehme, dann sind doch Fragen wie "Darf ich jemanden aus Notwehr töten, oder muss ich meinen Tod in Kauf nehmen?", oder "Darf ich ein Kind abtreiben, um das Leben der Mutter zu retten, oder hat das Kind auf jeden Fall ein Recht auf Leben?", "Sollte ein Mensch, an einer auf jeden Fall tödlich verlaufenden Krankheit leidet, Sterbehilfe in Anspruch nehmen dürfen?", keine Fragen, die ich einfach mit einem Blick auf die zehn Gebote beantworten kann, sondern dabei handelt es sich um ethische Fragestellungen, für die es keine richtige oder falsche Antwort gibt, sondern die in der Gesellschaft immer wieder verhandelt und diskutiert werden müssen.


    Das sind schwierige Fragen, die vermutlich nicht generell, sondern nur im Einzelfall beantwortet werden können.



    Zitat

    Original von Delphin
    Und warum gibt es ausgerechnet in den evangelikal-christlich gespräten Staaten des Biblebelts der USA so viele Befürworter der Todesstrafe, wenn doch Töten nicht erlaubt ist?


    Das würde mich auch interessieren.



    Zitat

    Original von Delphin
    Würdest Du tatsächlich die Milch und das Geld klauen, wenn Du nicht an Gott glauben würdest?


    Ganz ehrlich? Weiß ich nicht.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von SiCollier
    Ich habe gar niemandem etwas abgesprochen.


    Unterstellst Du nicht den Menschen eines ganzen Landes, dass sie die Gelegenheit zum Diebstahl ausnutzen würden, weil sie nicht in einer christlich-geprägten Kultur aufgewachsen sind?


    Abgesehen davon, dass es ja noch nicht mal stimmt, dass nicht-christliche Kulturen das Gebot "Du sollst nicht stehlen" nicht existiert, denn sowohl im Hinduismus, als auch im Islam, als auch im Buddhismus gibt es entsprechende Gebote. Im Judentum ja sowieso.


    Zitat

    Wie Du allerdings die Äußerungen eines Inders als „kolonialistische Überheblichkeit“ interpretieren kannst, entzieht sich völlig meinem Verständnis. Soweit ich weiß, waren die Engländer die Kolonialmacht, nicht die Inder.


    Der Inder erzählt eine Anekdote und die Idee, dass Inder die Milch und das Geld stehlen und Ägypter sogar noch die Kuh dazu, bestätigen Dein Weltbild. Und dem unterstelle ich kolonialistische Überheblicheit, wobei ich mir nicht sicher bin, ob der Begriff richtig ist, aber ich meine die Idee, dass die abendländische christlich-geprägte Kultur überlegen ist und andere Kulturen minderwertig.


    Zitat

    Original von SiCollier
    Im Übrigen findet sich die „Goldene Regel“ in der Bibel: in den apokryphen Schriften (Tobias 4,16, Lutherbibel) sowie in Matthäus 7,12 mit einem Hinweis auf die Propheten, also die Zeit lange vor Jesus, sowie in Lukas 6,31.


    Und nicht nur da. Wikipedia sagt dazu:


    Zitat

    Ähnliche, negativ oder positiv formulierte Merksprüche oder Lehrsätze sind seit dem 7. Jahrhundert v. Chr. in religiösen und philosophischen Texten aus China, Indien, Persien, Altägypten und Griechenland überliefert. Diese Texte entstanden teilweise zeitlich parallel und werden nicht auf eine gemeinsame Quelle zurückgeführt.


    Das deutet doch eher auf eine universelle Regel des Zusammenlebens hin, als dass das Christentum das Urheberrecht hätte.


    Zitat


    Ganz ehrlich? Weiß ich nicht.


    Ehrliche Antwort. Fair enough!

  • Zitat

    Original von Delphin
    Unterstellst Du nicht den Menschen eines ganzen Landes, dass sie die Gelegenheit zum Diebstahl ausnutzen würden, weil sie nicht in einer christlich-geprägten Kultur aufgewachsen sind?


    Ich unterstelle, daß der Autor die Begebenheiten so wiedergegeben hat, wie er sie erlebt hat. Das kann ich dann glauben oder nicht. Ich habe mich für ersteres entschieden.


    Vor Jahren war ich für eine Firma tätig, die in italienischem Besitz war. Der Geschäftsführer war ein Italiener, der schon lange in Deutschland lebte. In Gesprächen kamen wir auf die Unterschiede zwischen Deutschen und Italienern. Dabei bekam ich einen recht interessanten „Blick von außen“ auf „die Deutschen“. Sicher passen nicht alle Deutschen in dieses Schema, aber tendenziell trafen seine Aussagen zu. Es gab Dinge, die ich auch bei mir feststellte und solche, die ich meinen Mitbürgern ebenso vorwerfen würde wie „die Italiener“. Ich denke, in ähnlicher Richtung kann man auch die Äußerungen des Autors verstehen.


    Im Übrigen habe ich nicht zuletzt durch dieses Forum gelernt, daß es so etwas wie eine Gesellschaft nicht (mehr?) gibt. Es gibt eine bestimmte Anzahl von „Gesellschaften“, die gleichzeitig nebeneinander existieren, mehr oder weniger große Schnittmengen in Ansichten und Überzeugungen miteinander haben und irgendwie miteinander auskommen müssen. Ein Gleiches gilt sicherlich auch für andere Länder.



    Zitat

    Original von Delphin
    Der Inder erzählt eine Anekdote und die Idee, dass Inder die Milch und das Geld stehlen und Ägypter sogar noch die Kuh dazu, bestätigen Dein Weltbild.


    Woher weißt Du, daß dadurch mein Weltbild, wie immer das auch aussehen mag, „bestätigt“ wurde? ;-)




    Seit mir hier in diesem Forum vorgeworfen wurde, Wikipedia sei eine äußerst unzuverlässige Quelle, benutze ich das möglichst nicht mehr, wenn es drauf ankommt.


    Zur "Goldenen Regel in den Weltreligionen" hat übrigens sogar die Erzdiözese Wien ein Arbeitsblatt ins Internet gestellt: > klickst Du hier < (Achtung: PDF-Datei). Ich schätze, die Aufstellung wird Dir gefallen.



    Ansonsten ist es mMn müßig, darüber zu spekulieren, wie man denken und sich verhalten würde, wäre man in einer anderen Kultur bzw. mit anderen Voraussetzungen aufgewachsen. Desgleichen wie es sinnlos ist, Aussagen darüber zu treffen, wie man in einer Extremsituation reagieren würde. Auch wenn es Gelegenheiten bzw. Situationen im Leben gibt, wo man genau dies präzise vorhersagen soll (und dann, ich schreibe aus eigener Erfahrung, möglicherweise das sagt, was das Gegenüber hören will, auch wenn man selbst genau weiß, daß man eben gerade nicht vorhersagen kann, wie man in einer solchen Situation reagieren wird).

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")