Das Erbe der Wintersteins - Carolin Rath

  • Carolin Rath, Jahrgang 1964, studierte Sozialwesen und schreibt seit ihrer Kindheit Geschichten und Romane. Sie sitzt gern in Zeitmaschinen und bereist in ihrer Phantasie die jüngere und weiter zurück liegende Vergangenheit, wobei sie als permanenten Wohnort jedoch die Gegenwart eindeutig vorzieht. Wenn sie nicht gerade schreibt, unterrichtet sie an der Volkshochschule Kurse in kreativer Textilgestaltung oder geht einem ihrer zahlreichen Hobbys nach. Sie besitzt einen kleinen Hund und eine Katze, die ständig unter oder auf dem Schreibtisch hocken und zu glauben scheinen, dass sie für den weiteren Fortgang eines gerade entstehenden Manuskriptes unverzichtbar sind. Carolin wohnt in einem kleinen, alten Fehnhaus in Ostfriesland, umgeben von Eichen, Wallhecken und Feldern und liebt besonders den verwilderten Teil ihres Gartens, in dem sich Eidechsen, Hasen, Füchse und Igel "Gute Nacht!" und hoffentlich auch immer wieder "Guten Morgen!" sagen.



    Dateigröße: 3143 KB
    Seitenzahl der Print-Ausgabe: 287 Seiten
    Verlag: beHEARTBEAT by Bastei Entertainment (31. Oktober 2016)
    ASIN: B01JOUTE94



    Das Geheimnis der Familie Winterstein


    Die Geschichte von Claire und Celine Winterstein:
    Klara/Claire:
    Anfang 19 Jh. Der fahrende Krämer Wetzlaff findet in einem einsamen Fuhrwerk die Leiche einer behaarten Frau und ein verlassenes Baby. Das Baby lässt er in der Obhut der Familie Winterstein damit diese es aufziehen, sie bekommt den Namen Klara, behandelt wird sie mehr schlecht als recht. Sie hat kein schönes Leben bei der Bäuerin, bekommt den ganzen Groll vom frühen Verlust vom Mann und Sohn der Bäuerin zu spüren, darf auch nur selten in die Schule. Eines Tages als ein Reiter kommt, hört sie durch Zufall ein Gespräch mit. Der Mann ist ihr Vater, arbeitet auf dem Rummel, stellt dort ungewöhnliche Menschen zur Schau. Er erzählt auch, das Klaras Mutter nach der Geburt verstarb. Jahre später kommt Max von Dreibergen auf den Hof, im Auftrag von Professor von Eyck. Er soll Klara am nächsten Tag in die Stadt mitnehmen, aus Angst ihre Großmutter lässt sie nicht gehen, eilt sie ihm hinterher. Sie erhofft dadurch ein besseres Leben beginnen zu können. Fortan nennt sie sich Claire wie ihre Mutter und will in der Stadt eine Stellung suchen. Doch es kommt alles ganz anders, als Claire es sich wünschte.
    Celine: Die junge Celine Winterstein, arbeitet im Familienbetrieb und wünscht sich sehnlichst den Heiratsantrag von Albert ihrem Verlobten zu Weihnachten. Doch ihr Vater beordert sie nach Meyerlitz zu fahren um dort die Restauration der alten Familienvilla zu beaufsichtigen. Celine ist entsetzt, das ihr Vater die Villa verkaufen will, den ihr Herz hängt noch immer an diesem Anwesen, wo sie ihre Kindheit verbrachte. Aber der Firma geht schlecht, darum muss man sie verkaufen. In der Villa kommt es zu unheimlichen Ereignissen, im alten Speiseaufzug findet Celine das Tagebuch von Claire. Als auch noch Albert auftaucht und ohne ihre Zustimmung im Haus herum streift, stellt sie ihn zur Rede und es kommt zum Streit. Daraufhin verlässt er sie und droht ihr mit Rache. Zum Glück kommt kurz danach Bruder Tom, Maddie seine Verlobte und Konrad Alberts Kollege. Konrad scheint Dinge über Albert zu wissen, die Celine vorher nicht bekannt war und er interessiert sich für die Villa und Claires Geschichte so sehr wie sie. Dieses alte Anwesen zieht Celine förmlich in einen Bann, es verbirgt viele Geheimnisse und wird für sie noch zur großen Gefahr.


    Meine Meinung:
    Eine interessante Familiengeschichte von Autorin Carolin Rath, die abwechselnd von den Personen Claire und Celine bestimmt werden. Einerseits die spannende Geschichte über das Leben der Claire Winterstein, die Ururgroßmutter Celines und die Geschichte um Celine und dem ehemaligen Anwesen der Familie. Das Buch nimmt einen mit in die Vergangenheit, als es den Menschen noch nicht so gut ging wie heute. Auch das Leben des fahrenden Volkes auf den Rummelplätzen bietet den Lesern einen Einblick. Immer mehr erfährt man aus dem Leben von Claire und kommt damit einem Geheimnis auf die Spur, das für Celine lebensgefährlich wird. Das Cover mit seinen warmen Farben und dem Bild der Villa gefällt mir sehr gut, es passt hervorragend zum Inhalt des Buches. Der flüssige Schreibstil macht es einem auch leicht am Buch dran zubleiben. Natürlich ist es kein literarisches Meisterwerk, aber als gute Unterhaltung ist es lesenswert. Nur manche Szenen des Buches waren etwas weit hergeholt, wirkten dadurch unglaubwürdig und deshalb vergebe ich gute 3 von 5 Sterne.

    "Lebe jeden Tag so, als ob du dein ganzes Leben lang nur für diesen einen Tag gelebt hättest."

  • Carolin Rath: Das Erbe der Wintersteins. Roman, Köln 2018, Verlag: be – ein Imprint von Bastei Entertainment, ISBN 978-3-94761002-0, Softcover, 359 Seiten, Format: 12,6 x 2,5 x 19 cm, Buch: EUR 12,90, Kindle: EUR 6,99, auch als Hörbuch lieferbar.


    Unterschwarzbach im Winter 1882Die Anweisungen des Kindsvaters waren klar. Er hatte es sogar schriftlich fixiert: Die Rummelplatz-Artistin Lucilla sollte die kleine Claire nach dem Tod ihrer Mutter zu deren Großmutter bringen. Doch die Kutsche verunglückt. Als der Krämer Wenzlaff Federer zufällig am Unfallort vorbeikommt, findet er nur das Baby lebend vor und bringt es auf den nahegelegenen Einödhof der Familie Winterstein.



    Findelkind Claire flieht in die Stadt

    In Klaras Jugend versucht ja jeder, sich auf ihre Kosten zu bereichern. Kein Wunder, dass sie die erstbeste Gelegenheit nutzt und Hals über Kopf in die Stadt flüchtet.

    Zusammen mit dem Dienstmädchen Agnes geht sie auf Stellensuche, bis es die beiden schließlich auf den Rummelplatz verschlägt, auf dem Klaras leiblicher Vater, Carlo Federico Inverno, der Impresario ist. Und, nein, er heißt nicht „Inferno“ (Hölle), obwohl das zu seinem Charakter passen würde. Das V in seinem Namen steht mit voller Absicht dort.


    Familie Winterstein, 2016: Irgendwie muss die kleine Klara aus Unterschwarzbach im Lauf ihres Lebens zu ihrem ursprünglichen Vornamen, Geld, einer Porzellanfabrik und einer hochherrschaftlichen Villa in Meylitz gekommen sein. Mindestens ein Kind hat sie auch gehabt. Einen Ehemann dagegen nicht, denn ihre Nachkommen, denen wir im Jahr 2016 begegnen, heißen nach wie vor Winterstein.


    2016: Claires Tagebuch wird gefunden

    Gustav Winterstein, Seniorchef der Porzellanfabrik und ein Enkel von Claire, will die seit Jahren leerstehende Familienvilla in Meylitz endlich verkaufen. Damit das Objekt auf dem Markt einen besseren Preis erzielt, soll Tochter Celine, Mitte 30, eine Restauratorin, die notwendigen Sanierungsarbeiten vornehmen lassen und ein bisschen „Homestaging“ betreiben.


    Statt ihre Verlobung zu feiern, sitzt Celine jetzt also mit Kumpel Konrad über die Weihnachtsfeiertage in der zerfallenden Villa und studiert Uromas Claires Tagebuch, das sie bei den Renovierungsarbeiten im Haus gefunden haben. Anscheinend hatte die Urgroßmutter das eine oder andere düstere Geheimnis ...


    Das Mädchen vom Rummelplatz

    Wie so oft bei diesen Geschichten auf zwei Zeitebenen ist der Handlungsstrang in der Vergangenheit ungleich interessanter als der in der Gegenwart. Hier hatte ich sogar den Eindruck, als stammten die beiden Teile von zwei verschiedenen Autoren. Die Story um das Findelkind Claire ist zwar ziemlich konstruiert, spielt aber in einer spannenden Umgebung – auf dem Rummelplatz mit seiner bizarren „Sideshow“ (= „Freakshow“) – und man leidet mit dem Mädchen mit, das überall nur ausgenutzt wird.


    Die Geschichte um die heutige Fabrikantenfamilie Winterstein erinnert mich dagegen stark an die Fernsehfilme am Samstag Abend, in denen gut ausgeleuchtete schöne Menschen in schickem Ambiente ihre hundsgemeinen Familienintrigen spinnen. Wenigstens müssen hier keine Bayern, Sachsen und Schwaben so tun, als seien sie gebürtig aus Cornwall. ;-)


    Raffinierte Rückblenden

    Die Rückblenden auf Claires Leben sind raffiniert gemacht. Über weite Teile schauen wir ihrer Urenkelin über die Schulter, wie sie in dem alten Tagebuch liest. Um das Verfahren abzukürzen, gibt Celine immer wieder mal einem ihrer Verwandten eine kurze mündliche Zusammenfassung über das Geschehen. So überspringen wir Jahre und Lebensphasen, sind aber, was wichtige Entwicklungen angeht, trotzdem stets auf dem Laufenden.


    A propos Verwandtschaft ... sehr lebensnah ist Celines trampelige Schwägerin in spe geraten. Dumm wie Brot, egozentrisch, merkbefreit. Solche Leute kennt jeder. Vielleicht hatte „Maddie“ ja ein reales Vorbild.


    Glaubwürdig und nachvollziehbar ist auch das, was damals im 19. Jahrhundert Claires Gegenspieler angetrieben hat, genau wie die Wahl seiner Mittel. Diesbezüglich hatte er keine große Auswahl. Er hat sich eben der Methoden bedient, mit denen er in seinem bisherigen Leben immer gut gefahren ist.


    Ein Bösewicht auf Comic-Niveau

    Über Celines Antagonisten habe ich mich allerdings geärgert. Plötzlich wird aus einem smarten, gebildeten, gut vernetzten Menschen des 21. Jahrhunderts ein fieser Bösewicht auf Comic-Niveau.

    Und so verfolgt man das spannende Finale und denkt dabei die ganze Zeit: „Warum nur? Warum?“


    Meinetwegen hätte man den Handlungsstrang über die modernen Nachfahren der Wintersteins komplett weglassen können (auch wenn mir dadurch die herrlich dämliche Schwägerin Maddie entgangen wäre!). Ich wäre mit einem historischen Roman über die unangepasste Claire vom Rummelplatz vollauf zufrieden gewesen.


    Die Autorin

    Carolin Rath, Jahrgang 1964, studierte Sozialwesen und schreibt seit ihrer Kindheit Geschichten und Romane. Sie sitzt gern in Zeitmaschinen und bereist in ihrer Phantasie die jüngere und weiter zurück liegende Vergangenheit, wobei sie als permanenten Wohnort jedoch die Gegenwart eindeutig vorzieht. Wenn sie nicht gerade schreibt, unterrichtet sie an der Volkshochschule oder geht einem ihrer zahlreichen Hobbys nach. Sie wohnt in einem kleinen, alten Fehnhaus in Ostfriesland.


    ASIN/ISBN: 3947610025

    Und was die Autofahrer denken,
    das würd’ die Marder furchtbar kränken.
    Ingo Baumgartner