Wie ein Licht in dunkler Nacht - Susan Isaacs

  • Linda Voss arbeitet Anfang der 40er Jahre als Sekretärin in einer amerikanischen Anwaltskanzlei. Wie alle Kolleginnen ist sie unsterblich in ihren Chef verliebt. Da seine Frau ihn betrügt und sich schließlich scheiden läßt, bekommt sie die Chance, ihn zu trösten. Als sie schwanger wird, heiratet er sie.
    Dennoch arbeitet sie weiter, da sie aufgrund ihrer Herkunft deutsch spricht. Sie wird zunehmend für einen anderen Anwalt tätig, der offensichtlich als Agent für die USA gegen Nazi-Deutschland arbeitet.
    Als ein wichtiger Agent in Deutschland verraten wird und umkommt, erkennt sie ihre Chance und läßt sich gegen den Widerstand ihres Ehemanns und ihres Chefs als Spionin in Berlin einsetzen.
    Wer den Film kennt, wird feststellen, daß nur wenige Elemente des Buches in ihm umgesetzt wurden. Im Buch steht nicht die spannende Geschichte einer Agentin im Vordergrund, sondern die Entwicklung einer "kleinen" Anwaltssekretärin zu einer Persönlichkeit.
    Der Heldin als Frau, als Halbjüdin und als Mitglied der Arbeiterklasse wird von Anfang an praktisch keine Chance gelassen, für ihre Ziele einzustehen und ernstgenommen zu werden. Erst als sie bereit ist, sämtliche Bindungen zu lösen, um ihr Ziel durchzusetzen, wird sie wirklich akzeptiert.
    Die Vorurteile auch der "aufgeklärten" Amerikaner, die einen Krieg für Freiheit und Gleichberechtigung kämpfen, werden sehr deutlich offengelegt.
    Die Autorin versteht es, die Selbstverwirklichung der Heldin vor einem spannenden historischen Hintergrund zu entwickeln.


    Susan Isaac's WW II Roman "Shining Through" erschien 1988. Den Film finde ich noch besser, weil der sich die letzten 100 Seiten dieses 400 Seiten Romans zum Hauptthema genommen hat, Linda's Zeit in Nazi Berlin. Die ersten 45 Minuten des Films erzaehlen die Vorgeschichte von Linda Voss.
    Der Film wurde trotz Starbesetzung (Michael Douglas, Liam Neeson, Melanie Griffith, Joely Richardson, Sir John Gielgud), wunderbarem Soundtrack und hervorragender Cinematographie gemischt aufgenommen, aber jeder sollte sich unvoreingenommen seine eigene Meinung bilden.
    Am besten erst den Roman lesen, und sich erst dann den Film ansehen, auch wenn es im Film ein paar Aenderungen gibt.
    Mir gefaellt beides, Buch und Film, der Film ein bisschen besser, und ich kann mich schon seit Jahren nicht der genherell vorherrschenden Meinung anschliessen, dass ein Buch auf jeden Fall besser als der darauf basierende Film sein muss. Ich denke, es haengt vom Regisseur ab, was der im buch "sieht" und dann daraus macht.
    Beispielsweise "Dr. Schiwago" von Boris Pasternak haette ich so gern gelesen, nachdem ich den Film im Kino als junges Maedchen in einer Wiederauffuehrung erlebt hatte, aber ich konnte mich leider fuer den Roman nicht erwaermen...sicher kennt jeder von uns solche Beispiele.


    Edit: ISBN hinzugefügt. LG JaneDoe