Apostolos Doxiadis: Des Menschen Wolf

  • Apostolos Doxiadis: Des Menschen Wolf
    Verlag: Tropen 2017. 320 Seiten
    ISBN-10: 3608501576
    ISBN-13: 978-3608501575. 22€
    Originaltitel: Three little pigs
    Übersetzerin: Barbara Heller


    Verlagstext
    Ben Frank hat Blut an seinen Händen. Bei einer Kneipenschlägerei tötet er den Sohn des berüchtigten Mafiabosses Tonio Lupo. Und dieser sinnt auf Rache: Auch Franks Söhne sollen in dem Alter ermordet werden, in dem sein Sohn starb. Schicksal, Zufall, bewusste Entscheidungen: ein spannender Rache-Thriller über die Frage, wie wir dem Tod ein Schnippchen schlagen können.
    Al, Nick und Leo Frank sind sich keiner Schuld bewusst. Doch der vom Tode gezeichnete Mafiaboss nimmt seine Rache ernst: Er setzt einen Profikiller auf die drei Brüder an, der sie umbringen soll, sobald sie 42 Jahre alt sind. Während Al sich durch Reichtum zu schützen sucht, flüchtet Nick in den Glamour von Hollywood, um sich unverwundbar zu machen. Nur der jüngste Bruder Leo ist noch zu klein, um von dem Fluch zu erfahren, und führt zunächst ein unbeschwertes Leben. Aber auch für den Profikiller stellt sich die Frage, wie er leben soll, bis seine Opfer ihr entsprechendes Alter erreicht haben.


    Der Autor
    Apostolos Doxiadis, geboren 1953 in Brisbane, wuchs in Griechenland auf und arbeitet als Autor, Filmemacher und Theaterregisseur. Seine Graphic Novel LOGICOMIX über die Geschichte der modernen Logik wurde mit zahlreichen Preisen bedacht und war ein Nr.1-New-York-Times-Bestseller. Er lebt mit seiner Frau und drei Kindern in Athen.


    Inhalt
    In einem Kloster in den italienischen Alpen trifft ein junger Restaurator auf einen älteren Mann, der ihn bittet, eine Geschichte auf Band aufzuzeichnen. Die Geschichte beginnt vor der Wende zum 20. Jahrhundert mit einem italienischen Auswanderer und seinen Söhnen, die in New York ihr Glück machen. Doch Benvenuto Franco, nun Ben Frank, tötet im Streit den einzigen Sohn eines berüchtigten Mafia-Capos. Tonio Lupo, Tonio der Wolf, verflucht Ben Frank und seine Sippe, indem er ankündigt, Franks Söhne würden mit 42 Jahren sterben müssen, dem Alter, in dem Luigi Lupo sterben musste. Zu dem Zweck setzt er eigens Guiseppe Terranova als Vollstrecker ein, der ihm nach vollbrachten Taten Bericht zu erstatten hat. Nun könnte man darüber nachsinnen, ob nach einem quasi religiös untermauerten Fluch die drei Franks in Erwartung ihres Todes nicht gestraft genug sein würden, so dass die Tat sich damit erübrigt.


    Alessandro/Al Frank setzt auf Reichtum, um dem Racheschwur zu entgehen. Nicola/Nick will sich mit dem Schutzpanzer der Berühmtheit gegen den prophezeiten Tod mit 42 wappnen und Leonardo/Leo wächst als Jüngster zunächst in seliger Unwissenheit des Racheschwurs heran. Wie zu erwarten, macht zunächst der Zweite Weltkrieg Lupo einen Strich durch die Rechnung. Mit spöttischer Distanz zur guten alten Zeit, in der es noch keine Zeugenschutzprogramme gab, berichtet der Erzähler in zwei aufeinander zulaufenden Zeitebenen. Er verdeutlicht seinem jungen Zuhörer die Zusammenhänge mit weit ausholenden Rückblenden; sein Ton wirkt originell und für einen alten Mann ungewöhnlich frech in seinen Urteilen. Durch den zeitlichen Ablauf und die Einblicke in Mafia-Strukturen wirkt die Sache höchst authentisch. Doch spätestens mit Auftauchen einer weiteren, bildhaften Ebene aus kleinen Piktogrammen, die die drei Brüder, einen Wolf und ein weiteres Tier darstellen, fragt man sich, wer der alte Mann ist und welche Rolle er im Drama um die „Three little Pigs“ des Originaltitels spielt. Beim Lesen stellen sich Fragen nach der Existenz von Schicksal, nach dem Verhältnis zwischen gutem und nichtsnutzigem Bruder, ob man von diesem alten Erzähler etwas lernen kann, aber auch wer in diesem Szenario zuletzt lachen wird.


    Fazit
    Für einen Rache-Thriller fehlt es dem ungewöhnlichen Roman etwas an Spannung. Wer sich auf das Erzähltempo einlassen kann, wird mit einer Mischung aus Abenteuer, Agenten- und Auswanderergeschichte belohnt, die einige Überraschungen bereithält.


    8 von 10 Punkten