Irma Joubert: Hinter dem Orangenhain

  • Südafrika 1938: Die elfjährige Pérsomi wächst in armen, beengten Wohnverhältnissen in einer Beiwohnerfamilie auf. Sie bekommt die Chance, die Mittelschule zu besuchen und erhält Unterstützung von der Armenfürsorge. Dennoch bleibt sie ersteinmal das Beiwohnerkind und die Außenseiterin. Weil das Lernen ihr leicht fällt und sie sich sehr für die Geschehnisse in der Welt interessiert, ergreift sie die Chance, Jura zu studieren. Doch noch etwas anderes beschäftigt sie: Wer ist ihr leiblicher Vater, über den ihre Mutter kein Wort verlieren möchte?


    Beim Lesen bin ich sofort in das Buch reingekommen. Da ich schon mehrere gute Bücher der Autorin gelesen habe, hatte ich entsprechend hohe Erwartungen. Pérsomi war mir wegen ihres nüchternen, starken Charakters, ihrer Beharrlichkeit und ihrem Kampfgeist von Anfang an ein Vorbild. Auch Pérsomis Geschwister, Freunde und Nachbarn lernt man schnell kennen und lieben. Sie spielen in den gesamten 30 Jahren, in denen die Geschichte spielt, immer wieder eine wichtige Rolle. Es gibt viele Dialoge und viele kleine Absätze, die das Lesen erleichtern. Trotz dem der Roman so dick ist, hält sich die Autorin nie zu lange mit einem Thema auf, sondern erzeugt auf den über 600 Seiten jede Menge Handlungen, so dass auch die ein oder andere Überraschung nicht ausbleibt. Gut gefallen hat mir auch, dass es sich bei dem Buch nicht um eine reine Liebesgeschichte handelt. Die Liebe spielt in Pérsomis Leben zwar auch eine Rolle, aber sie beschäftigt sich auch mit vielen anderen Fragen die vor allem ihren späteren Beruf betreffen.


    Neben den verschiedenen kulturellen Umständen, unter denen Persomi lebt, prägen wesentliche geschichtliche Ereignisse die Handlung, so z.B. die Verpflichtung der Gemeindeleitungen, getrennte Wohn- und Arbeitsgebiete für die indische Bevölkerung außerhalb des Dorfes einzurichten. Der christliche Glaube spielt eine nebensächliche Rolle. Ab und an liest Pérsomi in der Bibel, betet oder geht in die Kirche. Christliche Werte wie Nächstenliebe sind präsent und werden stark von Pérsomi vertreten.


    Insgesamt ein toller, sehr gut recherchierter historischer Roman mit dem Schauplatz Südafrika über Gerechtigkeit, Familie, Tradition und Willensstärke.