Tobias Künkler, Tobias Faix: Zwischen Furcht & Freiheit

  • Wer in einem christlichen Elternhaus aufgewachsen ist, wurde oft „christlich erzogen“. Doch was ist christliche Erziehung überhaupt? Wie wird der Glaube an Kinder vermittelt? Und was ist den Eltern dabei wichtig?


    Dieses Buch präsentiert eine empirische Studie zur christlich-familiären Erziehung, die von den beiden Autoren (Erziehungswissenschaftler und Theologe) und einem Forschungsinstitut von 2014 bis 2016 durchgeführt wurde. Dafür wurden die Fragebögen von 1752 Teilnehmern ausgewertet, analysiert und interpretiert, die sich selber als Christ verstehen und in deren Haushalt mindestens ein Kind zwischen 4 und 18 Jahren lebt. Dazu wurden zwölf detaillierte Interviews mit Elternteilen geführt, die als kurze Portraits am Ende der Kapitel vorgestellt werden.


    Das Buch ist anschaulich aufgebaut: Kapitel 1 und 2 umfassen eine Einführung, während ab Kapitel 3 Ergebnisse präsentiert werden. Diese sind in verschiedene Schwerpunkte gegliedert, z.B. welche Rolle die Gemeinde in der Glaubenserziehung hat, wie der Glaube im Alltag vermittelt wird und wie sich die Unterschiede der Geschlechter bei der Glaubenserziehung auswirken. Dabei geht es um viele praktische Fragen, z.B. um den Gottesdienstbesuch, die Abendrituale oder das gemeinsame Gebet.


    Die Gestaltung des Buches ist sehr ansprechend. Immer wieder werden Zitate aus Interviews eingebaut und wichtige Fakten sind größer und farbig abgedruckt. Es gibt farbige Überschriften und viele Diagramme, die das Verständnis erleichtern und die Übersicht wahren.


    Soweit ich weiß, ist es das erste Buch, was es zu diesem sehr wichtigen Thema gibt. Ich konnte schnell durch eigene Beobachtungen im Familien-, Freundes- und Bekanntenkreis einen persönlichen Bezug zum Buch herstellen und habe es mit viel Interesse gelesen. Mit einem Link zum kostenlosen Erziehungstest konnte ich herausfinden, welcher Erziehungstyp ich wäre und so das Buch direkt unter dem Gesichtspunkt lesen.


    Ziel der Autoren war es unter anderem, zum Nachdenken beim Einzelnen, aber auch bei Gemeinden anzuregen und zur lebhaften Diskussion anzustoßen. Durch die ausführliche, aber für den Laien sehr verständliche Studie ist den beiden das meiner Meinung nach gelungen. Ein interessantes Buch für erwachsene Kinder und Eltern, um die (selbst genossene) Erziehung zu reflektieren, neue Anregungen zu bekommen und zu sehen, wie komplex und unterschiedlich auch die „christliche Erziehung“ sein kann.