"Die Kinder der Zeit" - Adrian Tchaikowsky

  • Titel der englischsprachigen Ausgabe: "Children of Time"


    Die deutsche Ausgabe kommt am 12.02.2018


    Über das Buch (Amazon)


    Die letzten Menschen haben eine sterbende Erde verlassen, um in den Tiefen des Alls ein neues Zuhause zu finden. Als sie auf den Planeten Eden stoßen, scheint ihnen das Glück sicher: ideale Konditionen und eine florierende Ökosphäre. Doch was sie nicht wissen – es waren bereits Menschen hier gewesen, vor langer Zeit. Menschen, die Eden als Versuchsplaneten für ein vermessenes Projekt künstlicher Evolution ausersehen hatten. Doch ihr Experiment damals hat ungeahnte Spuren hinterlassen, und nun treffen ihr Nachfahren auf die vergessenen Kinder ihres Versuchs. Wer von ihnen wird das Erbe von Eden antreten?


    Zum Autor


    Adrian Tchaikovsky wurde in Woodhall Spa, Lincolnshire geboren, studierte Psychologie und Zoologie, schloss sein Studium schließlich in Rechtswissenschaften ab und war als Jurist in Reading und Leeds tätig. Mit seinem Roman Die Kinder der Zeit gewann er den Arthur C. Clarke Award. Er lebt mit seiner Familie in Leeds.


    Meine Meinung


    Wow! Irgendwann in einer fernen Zukunft haben die Menschen längst begonnen, andere Planeten und Monde zu terraformen, um dort Möglichkeiten zu schaffen, Menschen anzusiedeln. Einer dieser Planten, viele Lichtjahre von der Erde entfernt, ist nun soweit für den nächsten Schritt des Experients, Flora und Fauna sind vorhanden, nun sollen dort aber Affen ausgesetzt werden, deren Evolution ein gleichzeitig ausgesetzter Nanovirus stark beschleunigen soll. Aufgrund eines Putsches kommt es jedoch nicht mehr dazu: Wissenschaftlerin Avrada Kern, als einzige Überlebende, schafft es gerade noch, Affen und Nanovirus in Richtung Planet zu schießen und sich dann selbst in einer Art Shuttle in eine Art Tiefschlaf zu versetzen und in eine Umlaufbahn um den Planeten zu flüchten. Ihre Bord-AI soll sie aufwecken, sobald "ihre Affen" die Antworten auf bestimmte mathematische Probleme zurückfunken, die das Shuttel unermüdlich in Richtung Planet funkt. Was sie nicht weiss ist, dass ihre Affen beim Eintritt in die Atmosphäre verglüht sind, und der Nanovirus die Evolution einer ganz anderen Art fördert: Spinnen.


    Viele Jahrtausende später hat die Menschheit es geschafft, die Erde unbewohnbar zu machen. Das Arche-Schiff Gilgamesch ist mit einer Fracht (im Original "The Cargo") von tausenden in Gefrierschlaf versetzten Menschen auf der Suche nach einem neuen Zufluchtsort. Bei Bedarf werden immer wieder bestimmte Menschen aufgeweckt. Einer davon ist der Klassisist Holsten. Er ist eine Mischung aus Linguist und Historiker und einer der wenigen, der noch die Standardsprache der "Ältesten" (der Menschen, die vor der Zerstörung der Erde gelebt haben) versteht. Eine andere ist die Ingenieurin Lain. Die Gilgamesch stößt auf den grünen Planeten, der ihnen zunächst wie ein Paradies erscheint, wird aber Avrada Kern bzw, ihrem AI massiv angegriffen und zur Umkehr aufgefordert und gezwungen.


    Die Geschichte umfasst mehrere tausend Jahre und wird immer abwechselnd aus der Sicht der Besatzung der Gilgamesch und aus der Sicht der Spinnen erzählt. Bei den Spinnen erleben wir über viele Jahrtausende eine beschleunigte Evolution mit wechselnden Hauptfiguren. Allerdings macht der Autor es einem einfach, indem es einfach in jeder Generation z.B. eine "Portia" gibt, die dann die Ur-Ur-Ur-Enkelin der ursprünglichen "Portia" ist.
    Bei der Besatzung der Gilgamensch haben wir es größtenteils mit den gleichen Hauptfiguren zu tun, die immer wieder aufgweckt und in Gefrierschlaf gesetzt werden. Durch die unterschiedlichen Wachperioden kann es allerdings dazu kommen, dass einige Figuren altersmäßig an anderen vorbeiziehen.


    Die Spinnenkapitel sind eher wissenschaftslastig. Ich glaube, man sollte ein gewisses Interesse an evolutionären Vorgängen mitbringen. Der Autor hat versucht, sich in die Sicht der Spinnen hineinzuversetzten und sich auszumalen, wie Spinnen ein Problem auf ihre Art lösen würden, wenn sie die intellektuellen Fähigkeiten von Menschen hätten, aber eine ganz andere Wahrnehmung und Perspektive. Die Menschenkapitel haben eher etwas von Space-Opera. Ich habe jedoch beide gerne gelesen und fand den Kontrast ganz angenehm. Jedes Kapitel endet mit einem kleinen Cliffhanger und dann muss man erstmal durch das nächste Kapitel durch, bevor es weitergeht.


    Ich fand, dass der Autor unheimlich anschaulich schreibt und nicht nur gutes Kopfkino erzeugt, sondern ich konnte am Ende auch die Müdigkeit der Besatzung und die Erschöpfung durch das fragmentierte Leben in den Knochen spüren.


    Tolles Buch! Ich geb mal 10 von 10 Eulenpunkten.
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