Genius - Die tausend Seiten einer Freundschaft

  • Der Film: Max Perkins lektoriert ein Manuskript in seinem Büro bei dem Verlag Charles Scribner’ Sons. Als ihm ein dicker Stapel Papier überreicht wird - das Werk eines jungen Autors namens Thomas Wolfe.


    "Ist es gut?" fragt er
    Zur Hölle nein!" ist die Antwort
    "Aber es ist einzigartig"


    (Übersetzt nach der Original-Filmfassung von mir)


    Perkins erkennt die Brillianz des ungestümen und theatralisch agierenden undisziplinierten jungen Schriftstellers und beginnt mit ihm an dem Manuskript zu arbeiten - und "Look homeward, angel" wird ein gefeierter Erfolg. Die Arbeit am zweiten Buch "Time and a river gestaltet sich allerdings zunehmend schwierig, da Wolfe anstatt bei den Kürzungen des viel zu langen Werkes zu helfen immer mehr Seiten hinzufügt,. Doch irgendwann kann auch dieses Buch veröffentlicht werden, und wieder ist das Buch ein Erfolg. Obschon er es seinem Lektor gewidmet hat und dadurch auch dessen Rolle bei der Entstehung würdigt fragt sich der junge Autor mehr und mehr, ob der literarischer Erfolg wirklich sein eigener ist, oder der seines Lektors. Und wie schon zuvor von seiner verheirateten Geliebten wendet er sich von seinem väterlichen Freund und Mentor ab, als er meint ihn nicht mehr zu brauchen.


    Meine Meinung: Der Film basiert auf dem Buch Max Perkins: Editor of Genius von A. Scott Berg und ist das Filmregiedebut des hochangesehenen Theater- und Opernregisseur Michael Grangage, welcher hier mit Colin Firth als Perkins und Jude Law als Wolfe ein kleines Meisterwerk geschaffen hat. In Nebenrollen glänzen Guy Pearce als Fitzgerald und Dominic West als Hemingway, die zwar beide nur kurze Szenen haben, diese aber - jeder für sich - durch ihre Schauspielerische Leistung unvergessen machen. (Natürlich kann man sagen das eine solche Leistung von Schauspielern dieses Kalibers zu erwarten und deshalb kaum des Erwähnens wert ist.... Andererseits gilt das für das gesamte Cast, was meine Rezension kompl..... Aber lassen wir das!


    Natürlich ist das ein Film über einen jungen Künstler und seinen alten, erfahrenen Mentor und die Wirkung, die beide auf den jeweils anderen haben. Perkins wird wieder ein bisschen lustiger, ein bisschen jünger, und Wolfe findet so etwas wie einen Vaterersatz, jemand der ihm Bestätigung gibt und sein Verhalten nicht verurteilt, sondern versucht seine kreative Energie in geordnete Bahnen zu lenken. Dabei findet Jude Law die perfekte Balance bei der Darstellung sowohl des extrovertierten Verhaltens auf der einen, und des nachdenklichen zweifelns auf der anderen Seite seines Charakters. Wir haben hier einen der Fälle wo man sagen kann er spielt seine Rolle nicht, er ist seine Rolle.
    Ein wichtiger Bestandteil eines jeden Films ist neben dem Script und der Leistung der Darsteller das visuelle Konzept eines Films, und hier haben Regie und Kamera etwas wirklich wundervolles geschaffen.


    Dieses ist kein Film der Worte, es ist ein Film der Bilder über Worte


    Während andere Filmemacher nur eine Abfolge von Schnappschüssen produzieren zeigt uns Michael Grangage eine Abfolge von bewegten Bildern! Es sind auf Zelluloid gebannte Gemälde, in denen sich die ebenfalls gemalten Protagonisten bewegen, dieser Film ist ein Werk für welches der Film einst erfunden und immer weiter entwickelt wurde, nicht um Dinge zu zeigen wie sie sind, sondern um sie zu zeigen wie Drehbuchautor und Regisseur sie gemeint haben. Der Film ist sowohl eine Liebeserklärung an die Literatur wie durch seine Machart auch an das eigene Medium selbst: Den Film