Es gibt keine Vögel auf La Isla - Mary Morris

  • OT: House Arrest


    Kurzbeschreibung:
    Bei ihrem ersten Aufenthalt auf einer großen Karibikinsel hat die New Yorker Journalistin Maggie Conover mit der eigenwilligen Isabel Calderón, Tochter des diktatorisch regierenden Revolutionsführers, die die Insel verlassen will, Freundschaft geschlossen. Als Maggie zwei Jahre später auf die Insel zurückkehrt, wird sie der Mithilfe bei Isabels Flucht verdächtigt und unter Hausarrest gestellt.


    Über die Autorin:
    Mary Morris, geboren in Chicago, ist Autorin mehrerer Kurzgeschichtensammlungen und Romane. Ihre Bücher wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt und preisgekrönt. Sie lebt in Brooklyn, New York, und ist Dozentin für Kreatives Schreiben. Zu ihren ehemaligen Studentinnen gehört Jodie Picoult, die meint, Morris habe ihr alles beigebracht, was sie als Autorin könne. Mehr zur Autorin unter www.marymorris.net.


    Meine Meinung:
    Eigentlich passiert nicht viel in diesem Roman. Eigentlich spielt sich fast die gesamte Handlung innerhalb eines Hotels ab. Und in den Gedanken, Gefühlen und Erinnerungen von Maggie Conover, der Journalistin, die auf der diktatorisch regierten Karibikinsel unter Hausarrest gestellt wird. Ihre Erinnerungen an ihre Kindheit und Familie, an ihre Sehnsüchte, ihren Alltag, aber auch an die Ereignisse vor zwei Jahren, als sie zum ersten Mal auf "La Isla" war, vermitteln einen Eindruck von ihr als Person, der jedoch bis zum Schluss nicht ganz greifbar wird.
    Greifbar ist dagegen die Hilflosigkeit der Protagonistin, die langsam zur Verzweiflung wird und sich in Richtung Resignation zu entwickeln droht, und die bemerkenswert dichte Atmosphäre des Romans. Das Buch lebt förmlich von dieser besonderen Stimmung, einer vagen und doch ganz nahen Beklemmung, die sich wie eine Bedrohung im vermeintlichen Paradies anfühlt. Die exotische Schönheit einer Karibikinsel, die wir ganz automatisch mit einer gewissen Leichtigkeit und purer Lebensfreude assoziieren, steht im krassen Gegensatz zu der Unfreiheit und Armut der Menschen, die in einer Diktatur mit teilweise bizarren Auswüchsen (wie dem "Amt für die Vergabe von Geburtstagstorten" oder eines, das "für die Limonadezuteilungen zuständig ist", wenn es darum geht, einen Kindergeburtstag zu organisieren) leben, während sich westliche Touristen an den Hotelbars amüsieren. Was hier so surreal anmutet, ist in einigen Ländern der Welt Realität. Vielleicht wird einem deshalb erst mit dem Zuklappen des Buches, nach dem Lesen der letzten Seite, die eigene Anspannung bei dieser Lektüre bewusst. Und das, obwohl in diesem Roman eigentlich gar nicht viel passiert.


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