Philipp Möller: Gottlos glücklich. Warum wir ohne Religion besser dran wären

  • Philipp Möller: Gottlos glücklich. Warum wir ohne Religion besser dran wären
    FISCHER Taschenbuch 2017. 320 Seiten
    ISBN-10: 3596298806
    ISBN-13: 978-3596298808. 14,99€


    Verlagstext
    Philipp Möller glaubt nicht an Gott – und ist damit nicht allein. Knapp 40 Prozent aller Deutschen fühlen sich keiner Religion zugehörig. Umso erstaunlicher findet es Möller, wie sehr die Religionen dennoch unsere Gesellschaft beeinflussen. Vom Kirchengeläut bis zum Kopftuch der Kindergärtnerin, das Religiöse behelligt auch die, die nicht an Gott glauben. Dabei sind sich heute die meisten Deutschen einig: Religion ist vor allem Privatsache. Zudem: Alle kostspieligen Großbaustellen der Religionen müssen auch von den Atheisten mitbezahlt werden – oder wussten Sie zum Beispiel, dass Bischöfe ihr Gehalt aus allgemeinen Steuern erhalten? Fünf Millionen Menschen haben Möllers religionskritischen Debattenclip im Netz mittlerweile aufgerufen. In ›Gottlos glücklich‹ führt Möller aus, warum Religion und Glauben Privatsache sein sollten. »Ich möchte zeigen, dass ein Leben ohne Gott für extrem viele Menschen absolut selbstverständlich und wunderschön ist, und ein Gegengewicht bieten zu religiöser Werbung, so wie sie heute – im Verborgenen wie im Öffentlichen – absolut wieder üblich ist.« Respektlos, unterhaltsam und unkonventionell trifft Philipp Möller mit seinen Fragen und Thesen einen Nerv. In ›Gottlos glücklich‹ nimmt er uns mit auf eine unglaubliche Reise hinter die Kulissen der »Kirchenrepublik« Deutschland.


    Der Autor
    Philipp Möller, Jahrgang 1980, ist Diplom-Pädagoge und lebt als freier Autor in seiner Heimatstadt Berlin. Nach dem Studium der Erwachsenenbildung wagte er den Quereinstieg als Lehrer und unterrichtete zwei Jahre lang an Berliner Grundschulen. Als Pressereferent der Giordano Bruno Stiftung engagiert er sich für Humanismus und Aufklärung. Seit Februar 2011 stellt er seine pädagogischen Fähigkeiten auch als Vater unter Beweis.


    Inhalt
    Offiziell gilt seit der Weimarer Republik in Deutschland die Trennung von Kirche und Staat. Dass die Kirchensteuer der christlichen Gemeinschaften vom Staat eingezogen wird, sorgt deshalb ebenso für Konflikte wie der Einfluss mächtiger Wohlfahrtsverbände, deren Tätigkeit bei geringer Eigenbeteiligung staatlich finanziert wird (= zu 98,2%), die jedoch arbeitsrechtliche Sonderregelungen für sich beanspruchen, mit denen sie Arbeitnehmerrechte beschneiden. Auch christliche Privatschulen sind keine Eigenleistungen der beiden großen Kirchen, sondern werden zu 85% öffentlich finanziert, zu 10% durch Elternbeiträge und nur zu 5% von den Kirchen.


    Als 2009 in Berlin Kampagne und Gegenkampagne um die Einführung eines gemeinsamen Ethik-Unterrichts für Schüler aller Konfessionen tobt, gerät Philip Möller in die Rolle des ehrenamtlichen Pressesprechers der „Gottlosen Sieben“, einer Initiative pro Ethikunterricht und für die Freiheit, konfessionslos leben zu dürfen. Dass gerade in Berlin mit allen Mitteln um den Religionsunterricht einer christlichen Minderheit gerungen wurde, ist kein Zufall und wirkt dennoch absurd; rund 60% der Berliner sind konfessionslos, rund 30% gehören einer christlichen Kirche an, der Rest anderen Konfessionen. Im Gegensatz zu anderen Bundesländern war konfessioneller Religionsunterricht in Berlin bis zum Gesetzesentwurf kein versetzungsrelevantes Lehrfach, sondern ein staatlich finanziertes, frewilliges Zusatzangebot. Man könnte argumentieren, dass die Initiative Pro Reli eine Rolle rückwärts gerade des Bundeslandes darstellte, in dem aufgrund erheblicher Probleme mit Parallelgesellschaften eine gemeinsame Werteerziehung aller Religionen Priorität haben sollte. Im Möllers unterhaltsamer Anekdotensammlung weitgehend vernachlässigt wird das Problem des Föderalismus in der Bildungspolitik, ohne den es weder den Berliner Gesetzesentwurf noch Initiativen pro und contra gegeben hätte. Möller entwickelt sich im Glaubenskampf der Berliner in der Folgezeit zum begehrten Talkshowgast und setzt sich öffentlichkeitswirksam u. a. mit den Missbrauchs- und Finanzskandalen der katholischen Kirche auseinander. Weiteres Thema seiner Intiative war die Beschneidung von Kleinkindern aus religiösen Gründen, zu der 2012 ein Gesetz verabschiedet wurde, aus Möllers Sicht sind es seine Erfahrungen als quereinsteigender Grundschullehrer, als Vater und Mitglied in einer privaten Kita-Initiative in der Rolle des Arbeitgebers, der Erzieher/innen einstellt und Privates aus dem Leben einer atheistischen Familie.


    Fazit
    Möller schreibt im lässigen Stil des „Chill mal-Genres“, setzt mit dem Buch seine Talkshow-Auftritte mit anderen Mitteln fort und kommt in seiner Argumentation nicht immer direkt auf den Punkt. Mehr Fakten als Storytelling und eine stärkere Gewichtung des Themas Werteerziehung hätten seinem Buch meiner Ansicht nach gutgetan.


    7 von 10 Punkten

  • Philipp Möller ist durch einen Auftritt bei "Disput\Berlin!" bekannt geworden, der inzwischen eine halbe Million Klicks hat und wirklich sehenswert ist. Da Youtube hier nicht verlinkt werden kann, dort einfach mal nach "Philipp Möller" und "Disput" suchen. Es gibt einmal die ganze Diskussion (anderthalb Stunden) oder den vier Minuten langen Eingangsvortrag von Möller, der eigentlich reicht. ;-)


    Die Argumente sind natürlich bekannt und schon sehr häufig genannt worden. Dadurch werden sie aber nicht unwahrer. Und Möller hat das wirklich sehr unterhaltsam gemacht.