Die Katze des Dalai Lama - David Michie

  • Gebundene Ausgabe: 272 Seiten
    Verlag: Lotos; (26. Mai 2014)



    Kurzbeschreibung:


    Erzählt wird die Geschichte einer Himalayakatze (Heilige Birma? - ich kenne mich mit Katzenrassen nicht wirklich gut aus) in Dharamsala, die in einem Alter, in dem sie eigentlich noch hätte gesäugt werden müssen, zusammen mit ihren Geschwistern von zwei Kindern dem Schutz ihrer Mutter entrissen wird, um verkauft zu werden. Finden sich für ihre Geschwister zügig interessierte Käufer, bleibt sie - klein, schmächtig und durch einen Sturz an den Hinterbeinen gehandicapt - alleine übrig und soll, da die Kinder offensichtlich keinerlei Geschäft mit ihr machen können, auf einem Müllberg "entsorgt" werden.


    Just diese Szene beobachtet der Dalai Lama, der sich - wie es der Zufall will - genau zu dieser Zeit in seinem Auto sitzend in einem Stau befindet. Er schickt seinen Fahrer zu den Kindern, um ihnen die kleine Katze abzukaufen. Fortan lebt nun die - wie sie genannt wird - KSH, also die Katze seiner Heiligkeit, mit ihm im Palast.


    Sie schläft nicht nur - ganz nach Art der Katzen - in seinem Bett, sondern ist auch dann stets an seiner Seite, wenn er einen seiner vielen Gäste empfängt. Sie lauscht den Gesprächen und versucht die darin enthaltenen buddhistischen Weisheiten und Lehren auch auf ihr eigenes Leben und ihre eigenen Probleme des täglichen Lebens anzuwenden.




    Über den Autor:


    David Michie, geboren am 13. Februar 1962 in Zimbabwe, lebt heute in Australien, wo seine Bücher Bestseller sind. Ursprünglich Thriller-Autor, gelingt es dem praktizierende Buddhist mit Bravour, buddhistische Gedanken in moderner, verständlicher Form einem breiteren Publikum nahezubringen.




    Meine Meinung:


    Diese wirklich schöne Geschichte wird aus der Perspektive der Katze erzählt und so kommt man gar nicht umhin das Gefühl zu haben, man schleiche zusammen mit ihr auf leisen Pfoten durch die Gänge des Palastes, oder durch die Straßen der näheren Umgebung.


    David Michie, selbst praktizierender Buddhist, gelingt es leicht und fast wie nebenbei dem Leser buddhistische Lehren für den eigenen Alltag näher zu bringen. Und auch für den Fall, dass man selber keinen Bezug zum Buddhismus haben sollte, wird man fasziniert sein, von dieser so warmherzig erzählten Geschichte.


    Mir hat gut gefallen, dass man gerade als am Buddhismus interessierter Neuling nicht nur mit relativ abstrakten Lehren konfrontiert wird, bei denen man sich oft doch etwas schwer damit tut einen Zusammenhang zum eigenen Leben zu sehen, oder gar ihre Anwendung im Alltag zu finden. Sondern das der Autor seinen Schwerpunkt eben genau darauf gelegt zu haben scheint, dass man das große Ganze besser überblicken und selber tagtäglich, bei jeder sich bietenden Situation anwenden kann. Erleichtert wird dies selbstredend durch die tragende Rolle der Katze, die ganz bestimmt nicht nur die Herzen von Katzenliebhabern im Sturm erobert.


    Von mir gibt es dafür volle Punktzahl und eine Leseempfehlung! Außerdem liegen die beiden Folgebände nun ebenfalls auf meinem SuB.

  • Das ist eine neue Ausgabe dieses Buchs - inhaltlich ist es dasselbe. Also hänge ich meine Buchvorstellung einfach hier dran. Wenn das je nicht okay ist, bitte ändern.


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    David Michie: Die Katze des Dalai Lama. Roman, OT: The Dalai Lama’s Cat, aus dem Englischen von Kurt Lang, München 2019, Wilhelm Heyne Verlag, ISBN 978-3 453 70381 0, Klappenbroschur, 267 Seiten, Format: 12 x 2,5 x 18,8 cm, Buch: EUR 9,99 (D), EUR 10,30 (A), Kindle: EUR 9,99.


    „Oh, diese buddhistischen Weisheiten! Dürfen wir uns denn niemals etwas vormachen? Nicht mal ein winziges bisschen? (...) Nachdenklich starrte ich auf das grüne Licht in der Dunkelheit des Tempelhofs. Wir werden sehen.“ (Seite 151)


    Ich bin kein spiritueller Mensch. Am Buddhismus als Religion habe ich kein Interesse. Aber ich mag Katzen und dachte, es könnte amüsant sein, wenn ein naives kleines Tierchen das Leben in der Residenz des Dalai Lama schildert. Vielleicht sehen wir dann Mönche und Prominente, Politik und Religion in ganz neuem Licht. So ein Perspektivwechsel kann ja mitunter Erstaunliches bewirken.


    Dass die Überlegungen und Verhaltensänderungen, die der Dalai Lama den Ratsuchenden ans Herz legt, auch in die westliche Welt passen und ein bisschen was von Lebenshilfe und Verhaltenstherapie an sich haben, hätte ich nicht gedacht. Diese Erkenntnis verdanke ich dem Himalaya-Kätzchen Rinpoche, das auch ganz ahnungslos in diese Gedankenwelt hineinstolpert und schnell dazulernt.


    Vom Dalai Lama gerettet

    Dass sie mal im Jokhang, dem Tempelkomplex des Dalai Lama, landen wird, hätte sich das Rassekätzchen aus Neu-Delhi nicht träumen lassen. Sie wächst in einem noblen menschlichen Haushalt auf, und es geht ihr blendend, bis ihre Wurfgeschwister und sie von zwei Jungs geraubt werden. Die Burschen verkaufen die Kitten. Nur Rinpoche, den leicht humpelnden Kümmerling des Wurfs, werden sie nicht los. Gerade, als sie dabei sind, das hilflose Kitten in einer Mülltonne zu entsorgen, kommt der Dalai Lama des Weges und kümmert sich darum, dass das Tierchen gerettet wird. Er nimmt es mit nach Hause. Und so wird die kleine Rinpoche aus Neu-Delhi – auch KSH genannt, „Katze Seiner Heiligkeit“ – zum verwöhnten Büromaskottchen in Dharamsala.



    Er mag nicht, wenn sie tötet

    Als sie ihrem Menschen eine selbst gefangene Maus zum Geschenk macht, ist dieser allerdings gar nicht erfreut. Sie hätte es wissen müssen! Er spricht doch ständig davon, dass jedem Geschöpf das eigene Leben genauso wichtig ist wie dem Menschen. Also ist es auch nicht okay, eine Maus zu töten. Aber eine Katze ist eben eine Katze, und der Instinkt war stärker. Die KSH ist geknickt, doch ihr Mensch hat Verständnis für sie. „Lerne für die Zukunft aus deinen Fehlern“, sagt er. Und „Morgen fangen wir neu an.“ (Seite 31)


    Da hat mir die kleine Katze richtig leidgetan. Sie ist so streng mit sich! Wenn schon die großen, vernunftbegabten Menschen ihren Idealen nicht gerecht werden, wie soll’s dann so ein Katzenkind schaffen?


    Von der Schwierigkeit, das Verhalten zu ändern

    Wenn der Dalai Lama wichtige Gäste hat und die begnadete italienische Köchin Mrs. Trinci für die Speisen zuständig ist, bekommt auch Rinpoche etwas Leckeres ab. Auch in der Nachbarschaft futtert sich die Kätzin durch. Das hat Folgen: Sie geht mächtig aus dem Leim. Doch ihr Weg zur Erkenntnis, dass sie in punkto Nahrungsaufnahme kürzer treten muss, ist lang. Erst als sie mitbekommt, wie die cholerische Köchin nach einem Gespräch mit dem Dalai Lama angestrengt versucht, ihren Jähzorn im Zaum zu halten, fällt der Groschen: Mit manchem Verhalten schädigt man sich selbst (oder andere). Das muss man dann erkennen und ändern. Wenn es nur nicht so verflixt schwierig wäre, sich selbst zu besiegen!


    Die Katze lernt, der Leser auch

    Die KSH lernt viel aus den Gesprächen, die sie im Büro mit anhört. Ob’s die Lektion in Liebe und Mitgefühl ist, die einem millionenschweren Persönlichkeitstrainer zuteil wird oder die harte Schule, die der windige Gastwirt Franc durchläuft, bis er von einem kitschigen Möchtegern-Buddhisten zu einem echten wird ... die Ratsuchenden lernen was fürs Leben, die kleine Katze lernt dazu und der Leser ebenfalls.


    Manchmal sind’s Metaphern wie die vom Schafsmist oder die vom Bauern und dem Wildpferd, die uns ein Licht aufgehen lassen. Ja, wenn es uns gelingen würde, nicht jedes Mal ein egozentrisches Drama aufzuführen, wenn etwas unrund läuft, sondern die Sache pragmatisch und gelassen zu sehen und das Wohl der Anderen im Auge zu behalten, dann hätte man freilich weniger Stress! Aber das ist leider nicht so einfach.


    Ich beginne zu ahnen, was den Buddhismus für viele Menschen so attraktiv macht, auch wenn sie ihn vielleicht nicht zur Gänze verstehen. Und ich denke, es spricht nichts dagegen, sich aus den unterhaltsamen Anekdoten und bildhaften Gleichnissen dieses Romans das herauszupicken, was einem sinnvoll und für das eigene Leben hilfreich zu sein scheint. Man muss ja nicht gleich so weit gehen wie der Gastwirt in dem Roman und sich für einen Buddhisten halten, nur weil man ein paar kluge Gedanken aufgeschnappt und verinnerlicht hat.


    Wer sind nur all die Promis?


    Band 1 einer Reihe

    Ich habe gesehen, dass DIE KATZE DES DALAI LAMA der erste Band derzeit vierbändigen Reihe ist, die nach und nach als Taschenbücher bei Heyne erscheinen werden. Auch wenn ich immer noch keine Buddhistin werden will – jetzt interessiert es mich doch, wie es mit der KSH und ihren zweibeinigen Freunden weitergeht. Und ob die schöne Königin von Bhutan ihr Kätzchen bekommt ...


    Der Autor

    David Michie, geboren in Zimbabwe, lebt heute in Australien. Ursprünglich Thriller-Autor, gelingt es dem praktizierenden Buddhisten und Meditationslehrer, buddhistische Gedanken in moderner, verständlicher Form einem breiten Publikum nahezubringen. David Michies Bücher wurden in 25 Sprachen übersetzt.


    ASIN/ISBN: 3453703812

    Und was die Autofahrer denken,
    das würd’ die Marder furchtbar kränken.
    Ingo Baumgartner