Armand Baltazar: Timeless. Retter der verlorenen Zeit [ab 12 Jahre]

  • Armand Baltazar: Timeless. Retter der verlorenen Zeit

    Verlag: cbj 2017. 624 Seiten

    ISBN-10: 3570174476

    ISBN-13: 978-3570174470. 19,99€

    Vom Verlag empfohlenes Alter: Ab 12 Jahren

    Originaltitel: Timeless 01



    Verlagstext

    Dein Eintritt in eine neue Welt – Sei dabei, bevor die Zeit abläuft
    Die Zeitkollision war eine Katastrophe kosmischen Ausmaßes, die Zeit und Raum aufspaltete und die Erde auseinander riss. Die Überlebenden kommen aus den unterschiedlichsten Kulturen und Epochen. In dieser neuen Welt lebt Diego Ribera. - Doch nicht alle sind an einem friedlichen Zusammenleben in diesem neuen Zeitalter interessiert, und so wird Diegos brillanter Erfinder-Vater entführt. Er soll den Zeitbruch – und somit die letzten 15 Jahre – ungeschehen machen. Diego muss sich auf eine gefährliche Reise begeben, um seinen Vater, seine eigene Existenz und die Zukunft der Welt zu retten …


    Der Autor

    Armand Baltazar wurde in Chicago unweit des berühmten Wrigley Field Stadions geboren. Nach dem Besuch des Art Center College of Design in Pasadena war er an mehreren großen Animationsfilmen als Hintergrundzeichner, Visual Development Artist und Art Director für die Studios von DreamWorks, Walt Disney, und Pixar Animation beteiligt. Armand Baltazar lebt mit seiner Familie in Nordkalifornien, wo er an den Illustrationen, Animationen und weiteren epischen Timeless-Abenteuern arbeitet.

    über sein Buch

    "Als mein Sohn etwa 3 Jahre alt war schrieb und malte ich für ihn ein Bilderbuch das »Diego und die Dampf-Piraten« hieß. Einige Jahre später bat mich mein mittlerweile 10-jähriger Sohn, die Geschichte zu überarbeiten und weiterzuentwickeln. Er schlug vor, dass daraus eine Geschichte mit einem jugendlichen Helden werden sollte, wie etwa Luke Skywalker, Harry Potter oder der junge Jim Hawkins aus »Die Schatzinsel«. Ich fragte ihn, was den darin vorkommen sollte und er antwortete: »… eine Begegnung mit einem Dinosaurier, der Bau eines Roboters, das Fliegen von Kampfflugzeugen im 2. Weltkrieg, das Treffen mit einem Samuraikrieger, ein Luftschiff fliegen, Nazis bekämpfen wie Indiana Jones und echten römischen Legionären begegnen und mit einer Rakete ins Weltall fliegen …« - und noch einiges mehr.

    Er hat praktisch alles aufgezählt, was sich ein Junge nur Cooles vorstellen kann. Zuerst dachte ich, wow, sowas geht echt nicht, und sagte ihm das. Er strahlte mich nur an und antwortete: »Ist doch egal … kannst du das nicht einfach passieren lassen?« Damit hatte ich meine Herausforderung. Ich krempelte die Ärmel auf und begann zu grübeln. Und eines Tages auf dem Weg ins Studio kam ich auf die Lösung. Was mein Sohn wollte, war, alle interessanten Sachen aus verschiedenen Kulturen und Zeiten zusammenzubringen mit dem, was da in der Zukunft noch kommen mag – und alle gleichzeitig erleben zu können. Das wäre nur möglich, wenn man die Zeit selbst aufbrechen und simultan neu zusammenfügen könnte … eine Kollision der Zeiten war DIE Antwort."

    Inhalt

    Wir sind im 23. Jahrhundert in New Chicago. Weil die Menschen zu intelligent waren, hatten sie den Untergang der uns bekannten Welt verursacht. Nach der Zeitkollision erhielt die Erde eine zweite Chance. Mit neu zusammengefügten Kontinenten durfte sie weiter existieren. (Im weiteren Lauf der Geschichte lässt sich der neu zusammengepuzzelte Kontinent auf einer Landkarte betrachten.) Menschen und Lebewesen aller Zeitalter leben nun auf der Erde. Dinosaurier, Mammuts, Figuren aus dem viktorianischen Zeitalter und aus unserer Epoche treffen im Roman auf Technologien der Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert. Das Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Epochen verläuft nicht konfliktfrei, wie der Held der Geschichte bald erfahren wird. Die Zeitkollision hat das Magnetfeld der Erde verändert, so dass die letzten erhaltenen Geräte des 21. Jahrhundert nun mit Technologien früherer Epoche betrieben werden müssen. Für die Anpassung von Kommunikation und Fortbewegung braucht die Welt von „Timeless“ Spezialisten wie Diego und Santiago Ribera.


    Hauptfigur der Geschichte ist der 13-jährige Diego. Diegos Vater war schon immer ein legendärer Visionär und ein begabter Schrauber, der seine Hände nie in ölfreien Zustand brachte. Diego hat offenbar Vater Santiagos Talent als Maschinenflüsterer geerbt. Deshalb muss er sein Geburtstagsgeschenk auch selbst fertig montieren, ein Hoverboard, das mit Magnetsohlen und einem Dampfrucksack angetrieben wird. Auch wenn Diego in seinem Sohn den Nachfolger sieht, ist der Vater sich bewusst, dass ein Jugendlicher auf sozialem Gebiet noch viel zu lernen hat, ehe aus ihm ein begabter Erfinder werden kann.


    Als das Aeternum (samt seinen Sturmrobotern) als feindliche Macht alle Ingenieure entführt, um sich ihr Fachwissen anzueignen, sind es allein Diego, die gleichaltrigen Lucy, Paige, Petey und die Hündin Daphne, die die Gefangenen befreien könnten. Diego wird aufgrund seiner Fachkenntnisse gebraucht und weil nach dem Angriff des Aeternums kaum noch Techniker zur Verfügung stehen. Ein spannendes Abenteuer beginnt, das den Jugendlichen eine Begegnung u. a. mit Piraten, einem Zeppelin und angriffslustigen Dinosauriern bringt.


    „Timeless“ ist als Serie geplant und hat eine faszinierende Entstehungsgeschichte. Armand Baltazar hat u. a. für Pixar gearbeitet und legt hier eine imponierende Anzahl von Illustrationen vor, viele davon doppelseitig. Dass ein Roman verschwenderisch illustriert ist, lässt nicht automatisch seinen Plot funktionieren. Auch wenn Baltazar die Geschichte für seinen Sohn entwickelt hat, hat er spürbar wenig Erfahrung als Kinderbuchautor. Die Geschichte wurde zu den Illustrationen verfasst, so dass vieles nicht mehr beschrieben werden muss, dessen Botschaft bereits durch die Abbildung vermittelt wird. Eine eigene Spannungskurve fehlt der Handlung, die den Leser nach jeder Unterbrechung ungeduldig zum Buch greifen lässt, um endlich zu erfahren, wie es weitergeht. „Timeless“ fördert durch den Epochen-Mix zweifellos Gespräche zwischen lesenden Eltern und Kindern. Auch wenn mir die Steampunk-Thematik und die Illustrationen ausgesprochen gut gefallen haben, fehlt mir in Baltazars Botschaft an seine Hauptfigur Diego die Konsequenz. Er lässt Diego die Erfahrung machen, dass er als technisches Wunderkind allein ohne ein Team wenig erreichen kann. Dass Diego in seiner dominanten Rolle die Nebenfiguren des Romans stark an die Wand spielt, widerspricht dieser Einsicht. Man erfährt z. B. nicht, was Paige nun genau an Bord des Piratenschiffs lernte, um wie die anderen Jugendlichen für ihren Lebensunterhalt zu arbeiten. Hoffen wir, dass sie in einer Fortsetzung noch zu einem Auftritt kommt.


    Fazit

    Ein verschwenderisch illustriertes Steampunk-Abenteuer, dessen Handlung gegenüber den Illustrationen abfällt.


    7 von 10 Punkten